Forum Jacob Pins

Baugeschichte des Adelshofs Heisterman von Ziehlberg 13. Jh. bis 2008

1300

Wahrscheinlich im 13. Jahrhundert Errichtung eines Steinhauses mit Treppengiebeln auf einer großen Hofparzelle südlich der Westerbeke. Der Steinbau war mit Abort, gemauertem Kloakenschacht an der Nord-Ost-Ecke und einem Fachwerk-Vorderhaus versehen.

Animation: Bauplan vom 13. Jh. bis 1610
Animation: Bauplan vom 13. Jh. bis 1610

vor 1512

Der bisherige Propsteihof wurde mit der Inkorporation des Petristiftes (ehemals Stift Niggenkerken) in die Abtei Corvey 1501 zum Abteihof. Als Bewohner nennen die Schriftquellen den Kleriker am Petristift Borchard Goltsmet, der hier mit seiner Mutter und seinen Geschwistern wohnte.

1512

Der neue Besitzer sollte die Kosten für Wiederaufbau und Erhaltung übernehmen: Wiederherstellung der verfallenen Steinkammer, die Neuerrichtung eines Fachwerkbaus davor und die Reparatur der “Glinde” (Zäune) als Grundstücksbegrenzungen.

oben: Wappen Heistermann,  mit Hirtenstab,  16. und 17. Jh.; <br> unten:  Wappen Heisterman, mit Axt, 17. Jh.
oben: Wappen Heistermann, mit Hirtenstab, 16. und 17. Jh.;
unten:  Wappen Heisterman, mit Axt, 17. Jh.

1517

Errichtung eines neuen Fachwerkhauses (1517 d.) an der Stelle eines Vorgängerbaus nördlich des älteren Steinhauses (eines Vorgängerbaus des heutigen Fachwerkhauses Nr. 35).

1537

Errichtung des westlichen Fachwerkhauses
(Nr. 37, 1537 d.) unter Elmerhaus von Haxthausen als Besitzer des Hofes.

1556

Abt Reinhard überlässt Georg Heisterman den Hof in der Erwartung, dass er die lange fälligen Erneuerungen vornimmt. Seine Söhne schaffen 1566 im oberen Stockwerk eine Verbindung zwischen den Häusern Nr. 35 und 37, führen aber keine größeren nachweisbaren Arbeiten aus. 1572 wird der Hof an Johann Haxthausen übertragen.

1582 bis 1585

Durchgreifender Umbau aller älteren Gebäude (mittelalterliches Steinhaus, Fachwerkbauten von 1517 und 1537) zu einem zeitgemäßen repräsentativen Wohnhaus in Anlehnung an die Wohnvorstellungen des Adels. Umfang und Art des Umbaus lassen die bedeutenden finanziellen Möglichkeiten erahnen.

Anton Heisterman,  1564–1568 Professor in Marburg, gest. 12.9.1568 (Kupferstich, Franckesche Sammlung, Halle)
Anton Heisterman, 1564–1568 Professor in Marburg, gest. 12.9.1568 (Kupferstich, Franckesche Sammlung, Halle)

1610

Erwerb des benachbarten Hauses und Errichtung eines Neubaus
(Nr. 33, „Tillyhaus“) unter Beibehaltung des älteren Flügelbaus (Nr. 31).
Durch den Erwerb des Eigenhofes wird im Gegensatz zum nur in männlicher Nachfolge vererbbaren Lehnshof ein dauerhafter Besitz geschaffen. Der Hof blieb – anders als weite Teile der Stadt Höxter und ihrer Umgebung – von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges verschont.

um 1691 bis 1694

Die bis dahin zweigeschossige Diele erhält eine Zwischendecke, die Ostfassade wird im Fachwerk verändert.

um 1784 bis 1800

Großer Umbau der Fachwerkfassaden mit teils neuem Fachwerk und veränderten Ständerstellungen, neuer Befensterung und neuer hochwertiger Ausstattung sämtlicher repräsentativer Räume, flächiger Verputz der Fassaden mit Rauputz. Der Kloakenschacht des 16. Jahrhunderts zwischen den Häusern 35 und 37 wird aufgegeben. Seine Funktion übernimmt ein an der Ostfassade des Hauses 35 angesetztes zweigeschossiges Aborthaus ohne Kloakenschacht.

Erste Hälfte 19. Jahrhundert

Erneuerung der Fenster in den Hauptfassaden (Norden und Süden), neue Ausstattungen im Inneren mit Wandbemalungen, Marmorierungen und Maserierungen hölzerner Vertäfelungen.

Geschwister Heisterman von Ziehlberg (Daguerrotypie 1864):  v. l.: Otto (*1826, Offizier), August (*1833, Ökonom), Georg (*1823, Rechtsanwalt), Rosalie (*1828, verheiratete v. Reden)
Geschwister Heisterman von Ziehlberg (Daguerrotypie 1864): v. l.: Otto (*1826, Offizier), August (*1833, Ökonom), Georg (*1823, Rechtsanwalt), Rosalie (*1828, verheiratete v. Reden)

1871

Sein Sohn August Heisterman von Ziehlberg verkauft 1871 den Hof wegen der hohen Kosten für die Erhaltung der Gebäude.

1871 bis 2005

Verschiedene Besitzerwechsel. — Kleinere Umbauten zur Anpassung an veränderte Wohnbedürfnisse und an den Zeitgeschmack, Leerstand seit etwa l976, Beginn der baugeschichtlichen und historischen Erforschung sowie der Erhaltungsbemühungen seit 1985, archäologische und restauratorische Untersuchungen seit April 2005.

September 2005

Beginn der denkmalverträglichen Instandsetzung.

April 2008

Eröffnung des Forum Jacob Pins im Adelshof.