Forum Jacob Pins

jp_1974adelshof_568x350px

Zur Geschichte des Adelshofes

Der Adelshof Heisterman von Ziehlberg in der Westerbachstraße bestand einmal aus vier zum Teil zusammenhängenden Häusern: dem von der Abtei Corvey für Militär- und Verwaltungsaufgaben verliehenen Lehnshof in den rückwärtigen Häusern Nr. 35 und 37 und dem als bürgerliches Eigentum erworbenen Eigenhof der Nummern 31 und 33 mit der Front zur Westerbachstraße. Die Ursprünge reichen bis ins Mittelalter zurück, wie sich an dem später überbauten Steinhaus mit seinem Treppengiebel in Nr. 35 ablesen lässt.

Schriftlich fassbar wird der Adelshof erstmalig 1512, als der vormalige Stadthof der Petri-Propstei von der Abtei Corvey als Leibzucht an den corveyischen Kanzler Heinrich Brinkmann übergeben wird mit der Auflage, „Hof und Steinkammer Sankt Vitus zu Ehren“ wieder herrichten zu lassen. Mit der Belehnung des corveyischen Kanzlers Georg Kramer genannt Heisterman im Jahr 1556 gelangt der Lehnshof dann für drei Jahrhunderte in Familienbesitz, wiederum „dermaßen verfallen und baulos“, dass offensichtlich eine grundlegende Sanierung nötig war. Zu den zwei Gebäuden des Lehnshofes (Nr. 35 und 37) kommt im Jahr 1610 der Eigenhof Nr. 33 (Tillyhaus) mit dem 1585 ursprünglich als Anbau errichteten Haus Nr. 31.

Das ist der Gebäudebestand, den wir auch heute noch vorfinden, allerdings im Laufe der Jahrhunderte immer wieder in Teilen umgebaut und verändert. So wurde etwa das Haus Nr. 31 im 19. Jahrhundert aus dem Komplex ausgegliedert und verkauft. 1881 verkaufte die im 17. Jahrhundert geadelte Familie Heisterman von Ziehlberg den Hof an einen Höxteraner Kaufmann, und 1920 ging das Tillyhaus an die Stadt Höxter über. Weitere Einzelheiten der Bau- und Nutzungsgeschichte sind der ausführliche Untersuchung von Ulrich Großmann in dem Band „Adelshöfe in Westfalen“ (München/Berlin, 1989) zu entnehmen.

Die begonnene Restaurierung und die baubegleitenden archäologischen Untersuchungen werden viele weitere Aufschlüsse bringen. So kann man nach den bisherigen Befunden den Bau des Steinhauses in Nr. 35 auf die Jahre nach 1200 datieren, und die erste Besiedlung des Areals scheint auf die Zeit um 1100 zurückzugehen. Ein repräsentatives Riemchenpflaster im Saal des Gebäudes wurde bereits freigelegt. Man darf gespannt auf die Ausstellungen und Veröffentlichungen der Stadtarchäologie warten, die vor allem in einer mittelalterlichen Kloake aufregende Funde gemacht hat.

Stand 1.12.2005