Forum Jacob Pins

Zeugnisse edler Bürgerkultur

Andreas König zeigt Funde aus dem Heistermanschen Adelshof

Von Wolfgang Braun

Der Höxteraner Stadtarchäologe Andreas König präsentiert eine kleine Auswahl der Schätze, die aus Kloaken im Heisterman-von-Ziehlbergschen Adelshof zu Tage gefördert wurden: Im Vordergrund ein wertvoller Ring und Gewandschmuck. Foto: Wolfgang Braun

Höxter (WB). Auf höchst wertvollen Schmuck und erlesenes Geschirr stießen der Stadtarchäologe Andreas König und sein Team bei Grabungen im Heisterman-von-Ziehlbergschen Adelshof. Im Dezember werden ausgewählte Funde in einer Ausstellung in der Volksbank Höxter-Paderborn gezeigt.

So wurde in einem Abortschacht ein fein verzierter Fingerring mit einem grünen Glasstein sowie eine goldene, aus drei Teilen zusammengesetzte Wirbelrosette, die als Gewandschmuck diente, geborgen: »Unter welchen Umständen diese Preziosen während des Dreißigjährigen Kriegs in die Abfallgrube gelangten, regt sicherlich nicht nur die Phantasie der Archäologen an«, meinte Andreas König in einem Pressegespräch gestern Nachmittag süffisant. Aus Angst vor Raubgräbern wurden die Funde aus dem vergangenen Jahr bislang geheim gehalten.
Völlig unklar ist auch, wem sie gehörten. Denn: Ursprünglich war der Adelshof an der Westerbachstraße im Besitz des Klosters Corvey. Aber 1582 ging er – zunächst als Lehen – an die Familie des Corveyschen Kanzlers Johann Heisterman. Im Dreißigjährigen Krieg hatte für einige Jahre der Corveyer Abt von Böselager hier Zuflucht gefunden. Das Kloster war brandschatzenden Truppen zum Opfer gefallen.
Die Grabungen im Adelshof waren möglich geworden, weil das denkmalgeschützte Anwesen, dessen ältesten Teile aus dem Mittelalter stammen, derzeit restauriert wird. Im Erdgeschoss werden in dem Jacob-Pins-Forum Werke des vor kurzem verstorbenen jüdischen Künstlers gezeigt. Mit der Eröffnung ist 2007 zu rechnen.
Andreas König hatte gehofft, bei den Grabungen auf Hinweise auf das genaue Alter des Vorgängerbaus von Haus 35, einer so genannten Steinkammer, zu stoßen. Das war jedoch nicht gelungen: »Aus Sicherheitsgründen konnten wir es nicht riskieren in einer dort an der östlichen Traufwand gefundenen Abortanlage tiefer zu graben«, schilderte König das Problem. Er ist aber sicher, das die Steinkammer im frühen 13. Jahrhundert errichtet worden war.
Reiche Ausbeute konnten König und seine Helfer aber in einem später angelegten Abort zu Tage fördern. Der Schacht hatte mit 8,5 Metern Tiefe und einem Innendurchmesser von 1,8 Meter für den grabungserfahrenen Stadtarchäologen ganz außergewöhnliche Dimensionen. »Zentnerweise konnten wir Glas- und Keramikscherben aus den einzelnen Schichten vom späten 16. Jahrhundert bis ins späte 18. Jahrhundert sichern«, freute sich König.
Derzeit werden die Stücke gesäubert, gesichtet und zum Teil auch restauriert. Bei dem Zusammenkleben von Keramikgefäßen bewährt sich die Geschicklichkeit von Dieter Siebeck vom Heimat- und Verkehrsverein Höxter. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Spanne zwischen 1585, als diese Kloake im Zuge eines umfassenden Umbaus des Hauses 35 angelegt wurde, und der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Eine weitere Sensation ist der Fund eines äußerst seltenen 10-Kilo schweren Dreibeins aus Kupferlegierung. Die Familie von Ziehlberg erklärte sich bereit, die Kosten für die Restaurierung zu tragen. Außerordentlich formschön ist das Trink- und Schenkgeschirr aus der Spätrenaissance mit antiken und alttestamentarischen Motiven – Gegenstände die vom Reichtum und dem Geschmack der Bewohner zeugen.

Westfalenblatt 21.2.2006