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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

Nach Kriegsende kehrte Rudolph Pins für eineinhalb Jahre nach Deutschland zurück, um mit seinen Deutschkenntnis- sen als Vernehmungsoffizier der US-Armee bei den Nürn- berger Prozessen mitzuhelfen, die Nazi-Verbrechen auf- zudecken. Als Opfer der Judenverfolgung verhörte er jetzt die Täter: „Es war merkwürdig. Ich saß diesen Leuten ge- genüber, vor denen wir immer solche Angst gehabt hatten: Göring, von Ribbentrop, Veesemayer, viele Staatssekretäre und Mitarbeiter von Eichmann. Und das Eigenartige war, dass das größtenteils sehr gelehrte Leute waren. Man hatte ja immer gedacht, das seien solche Bestien.“ Bis 1948 blieb Rudolph Pins in Nürnberg. In dieser Zeit fuhr er auch nach Höxter und besuchte die Familie Bender, die ungeachtet der Gefahr, in die sie sich selbst dadurch begab, Gegenstände aus dem Besitz der Familie Pins aufbewahrt hatte. Später war der vom Naziregime aus seiner Kindheit Herausgerissene und ins Exil Getriebene zu- nächst im Dienste des amerikanischen State Department, dann in der Wirtschaft tätig. Heute lebt er in New York in einem Appartment mit Blick auf den Hudson. Als bewe- gend empfanden Mitglieder der Jacob-Pins-Gesellschaft die Begegnung mit Rudy Pins am Grab des Bruders in Israel. V on der Ermordung der Eltern hörten beide Brüder erst 1945, als der Krieg zu Ende war. Zunächst erreichten sie noch Briefe aus Höx- ter. Wenige Tage vor der Pogromnacht des Novembers 1938 schrieb „Onkel Richard“ (Dr. Frankenberg) an Otto und bedankte sich für einen Gruß zu seinem Geburtstag: „Der Geburtstag verlief in den üblichen Formen im Kreise der Familie, zu der ja Deine Eltern auch gehören. Deine Mutter hatte mir, um die Tradition zu wahren, einen sehr leckeren Kuchen gebacken.“ Die Backkunst der Mutter war im Freundeskreis sehr geschätzt, die Tochter des Zahnarztes Bender und Mutter des Höxteraner Tierarztes Karl-Heinz Kraft bewahrte ein Rezept „Torte nach Frau Pins“ auf: 125 g Butter, 125 g Zucker, 125 g geriebene dunkle Schokolade, 5 Eier, 75 g Kartoffelmehl, 1 Päckchen Backpul- ver verrühren und 30 Min. bei 185° backen. (Wir nehmen eine runde Springform.) Nach dem Erkalten wird die Torte waagerecht geteilt, die untere Lage wird mit Schokoladen- stückchen (100 g dunkle Schokolade), feingebröckelten Ko- kosmakronen (5–6 kleine Makronen) und 100 g Succade bestreut. Darauf kommt eine Lage geschlagene Sahne und der Tortendeckel. Alles wird mit Schlagsahne überzogen und mit Schokoladenstreuseln bestreut. In dem Brief an Otto erwähnt Dr. Frankenberg, dass er die „freie Zeit“ – wie allen jüdischen Ärzten wurde ihm zum 30.9.1938 die Approbation entzogen – nutze, um einmal wöchentlich einen medizinischen Kurs in Berlin zu besuchen, und fügt hinzu: Dass er nebenbei versuche, sich in der englischen Sprache zu vervollkommnen, brauche er wohl nicht zu erwähnen, da es ein geflügeltes Wort ge- worden sei „Sind Sie Arier oder lernen Sie auch Englisch?“ In einem weiteren Brief vom Juni 1939, in dem er dem erkrankten Otto in Israel gute Besserung wünscht, berich- tet Dr. Frankenberg: „Alle unsere Bekannten sehen sich nach einer Auswanderungsmöglichkeit um. Wenn Deine Eltern mit Deiner Hilfe, wenn auch nur vorübergehend, ein Unterkommen in Erez (gemeint ist das heutige Israel, Anm. Ch. L.) bekommen würden, wäre es sehr schön. Ich fürchte aber, dass die Einwanderungs-Schwierigkeiten nach „Und das Eigenartige war, dass das größtenteils sehr gelehrte Leute waren. Man hatte ja immer ­gedacht, das seien solche Bestien.“

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