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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

dort allzu groß sind. Wir bemühen uns schon seit länge- rer Zeit, einen Zwischenaufenthalt in England zu erwirken. Seit Monaten warten wir schon auf das Permit. Man muss viel Geduld haben.“ Alle Geduld, alle Überlegungen und Bemühungen blieben letztlich vergeblich und konnten das Unausdenkbare nicht abwenden. Bereits 1935 war das Haus der Eheleute Pins in der Marktstraße 12 zwangsverkauft worden (1970 wurde es abgerissen), Ida und Leo Pins zogen in das Haus der Ro- senberg-Baruchs in der Corveyer Allee 2. Nach der Reichs- pogromnacht wurden Dr. Pins und Dr. Frankenberg mit den anderen männlichen Juden aus Höxter in das KZ Bu- chenwald verschleppt. Was sie dort durchmachen muss- ten, wisse er nicht, meinte Jacob Pins einmal: „Niemand wagte darüber zu reden oder gar zu schreiben. Alle Aus- landspost wurde streng zensiert. Aber ein Foto aus dem Mai oder Juni 1939 spricht Bände. Mein Vater – und auch Onkel Richard – ist darauf völlig verändert. Der Anzug ist ihm viel zu weit und schlottert ihm am Leibe, das Gesicht ist schrecklich eingefallen.“ Bis 1940 hatte Jacob Pins noch Kontakt zu den El- tern über Tante Gusti in Zürich, eine Cousine der Mutter. Ihm war bewusst: „Natürlich konnten meine Eltern nicht viel Wahres über sich schreiben, da ja alle Post zensiert wur- de. Insofern waren diese Briefe mehr ein Lebenszeichen als wahrheitsgetreue Berichte.“ Die Wahrheit erfuhr der Sohn erst 1945 aus Briefen Gustav Uhlmanns, des einzigen Über- lebenden der verbliebenen Höxteraner Juden. Ein Großteil von ihnen – so auch Uhlmann, das Ehepaar Frankenberg und das Ehepaar Pins – wurde am 9. Dezember 1941 aus Höxter deportiert, und zwar zunächst nach Bielefeld. Auf dem Bielefelder Bahnhof stiegen die Juden aus Ostwestfa- len drei Tage später in lange Züge, die sie in das zuvor durch die Ermordung von etwa 30.000 lettischen Juden „geräum- te“ Ghetto in Riga/Lettland weiterverschleppten. Am 16. Dezember 1941 seien sie im Ghetto Riga an- gekommen, schreibt Uhlmann in einem Brief vom Oktober 1945 an Otto: „Wir durften jeder 50 kg Gepäck mitnehmen, aber wir haben nichts wieder davon gesehen. Wir kamen nun in diese Wohnungen, wo die Letten gewohnt hatten. Du kannst Dir gar kein Bild machen, wie es ausgesehen hat. Die Schränke umgeworfen, alles entzwei geschlagen, das Essen noch auf dem Herd. Da wir die ersten 14 Tage nichts zu essen bekamen, haben wir uns über die Sachen wie Le- bensmittel, auch Kleidungsstücke hergemacht.“ „Wir hatten das Ghetto so schön ausgebaut wie eine kleine Stadt“, schreibt Uhlmann weiter. „Zuerst wohnten Deine Eltern mit Dr. Frankenberg zusammen, in einem Zim- mer waren es vier Familien. Nachdem viele mit Aktionen fortkamen, hatten Deine Eltern allein ein Zimmer … Dein lieber Vater war einer von den Akademikern, der es verstan- den hat sich umzustellen. Die meisten sind im Ghetto zu- grunde gegangen. Auch Dr. Frankenberg, wie er keine Praxis mehr hatte, war verloren. Nun, lieber Otto, kam einer … zu uns hier ins Lager und erzählte mir, dass Deine lieben El- tern im Juli 1944 mit der Krepsbachaktion fortgekommen sind … Dieselben sind alle vergast worden.“ Jacob Pins mit seinen Eltern, 1936

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