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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

17JACOB PINS MONOGRAFIE September 1936. Im Hafen von Marseille wurden die Na- men der Passagierliste für das in Richtung Palästina aus- laufende Schiff „Patria“ aufgerufen. Unter den Wartenden standen Max Pins mit seiner Frau Frieda und dem zehn- jährigen Sohn Arnulf. Als sie den Namen „Pins“ hörten, traten sie vor, erfuhren aber, dass sie nicht gemeint waren. Auf der Liste stand ein einzelner Name, sie aber waren drei Personen. Der an verwandtschaftlichen Beziehungen sehr interessierte Familienvater nahm den Zwischenfall zum An- lass nachzuforschen, wer der einzelne Reisende sei. Es war Otto aus Höxter, der Sohn von Leo Pins. Der Vater von Leo, Herz Pins, und der Vater von Max waren Zwillingsbrüder. Max Pins reiste mit seiner Familie 2. Klasse, was mit dem Vorteil einer besseren Verpflegung verbunden war; dem Sohn des Vetters brachte er Brötchen und Kuchen in die 3. Klasse herunter. In Haifa angekommen, verloren sie sich aus den Augen. Der 19-Jährige war voller Tatendrang und fieberte darauf das Land aufzubauen, er hatte kein Interes- se an einem zehnjährigen Jungen und seinem an familiären Banden hängenden Vater. Es sollte Jahre dauern, bis sich Otto und Arnulf wieder begegneten. Das Pionierleben in dem von deutschen Juden ge- gründeten Kibbuz Shibolet in der Ebene bei Tel Aviv bedeu- tete eine harte Umstellung für ein deutsches Bürgerkind, das eine gut möblierte Wohnung mit fließendem Wasser und sanitären Einrichtungen gewohnt war. Nach der harten Arbeit tagsüber paukten die in Baracken untergebrachten Immigranten abends die neu komponierte Sprache Iwrit, deren keilschriftartige Zeichen sich nur schwer einprägten. Jacob Pins scheute vor keiner Arbeit zurück, war beim Stra- ßenbau beschäftigt und reinigte für die Engländer Toiletten. 1939 erkrankte er an Polio und war von da an nicht mehr voll arbeitsfähig. Mit eisernem Willen kämpfte er gegen die körperliche Beeinträchtigung an: „Ich bin schön wieder ge- laufen. Es war schwer, aber es ging.“ Eigenen Boden hatte der Kibbuz nicht, seine Bewoh- ner lebten zeitweise als Tagelöhner von der Außenarbeit in Citrusplantagen. Über die „außerordentlich schwere Zeit“ schreibt Pins später: „Es war eigentlich Saisonarbeit, hauptsächlich im Winter zur Ernte, während der Sommer ständig Arbeitslosigkeit brachte (…) Die Wirtschaftslage verschlimmerte sich mit Ausbruch des Weltkriegs, da der Export von Orangen nach Europa eingestellt wurde und somit auch die Bearbeitung der Pflanzungen. Wir hatten nicht mehr genug zu essen und litten buchstäblich Hun- ger. Fast noch mehr litten wir unter der Arbeitslosigkeit. Schließlich, 1941, gaben wir auf und schlossen den Kib- buz – ein seltener Fall.“ Z uflucht fand Jacob Pins nach der Kibbuzzeit zunächst bei Hannah und Werner Walter. Für drei Monate war das kleine Haus in dem Moshav Sde Warburg, das Hannah Walter heute noch be- wohnt, sein Zuhause. Kennengelernt hatten sich der Tier- arztsohn aus Höxter, der damals noch den Vornamen Otto trug, und die aus Pommern stammenden Brüder Herbert und Werner Walter während der Hachschara in Stettin. Zu- sammen mit ihrer Mutter siedelten sich die Brüder Walter in dem Moshav bei Tel Aviv an und bewirtschafteten den nur aus Sand bestehenden Boden, hielten Hühner, bauten Orangenbäume an. Zur Kooperative gehörten drei Fami- lien, gemeinsam wurden die Produkte vermarktet. „Man war jung“, blickt Hannah Walter auf die harte Zeit zurück, „man hat das alles mit Schwung gemacht.“ Hannah und Werner heirateten 1939. Ihr Freund Otto fertigte für sie eine Hochzeitszeitung an mit einer Zeichnung, die Werner im Lkw als „Führer in seinem Wagen“ zeigt. S c h w i e r i g e r N e u a n f a n g

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