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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

18JACOB PINS MONOGRAFIE Aus der „Führerrede“, die Otto dem Bräutigam in den Mund legte, spricht bittere Ironie. In der Rede an sei- ne „lieben Volksgenossen“ beklagt „der Führer“ ein „Sys- tem der Verjudung und Unterdrückung jeder aufrichtigen Liebe“: „Aber der unsauberen Wühlarbeit unserer Feinde zum Trotz haben wir uns durchgesetzt. – Liebe Volksgenos- sen! Wir haben es trotz allem vermocht, die Edelsten der Nation zu vereinen!“ Dass sich „der Führer“ die Herzen seiner Volksgenossinnen erobert habe, sei eine Tatsache, „die auch das wildeste Geheul des Weltjudentums nicht wegwischen kann“. Abschließend fordert „der Führer“ sei- ne „lieben Volksgenossen“ zu einem „unerschütterlichen Treuebekenntnis“ auf: „Unser Bündnis soll ein wesentlicher Beitrag zum Frieden und zur Eintracht sein.“ Für die Aufnahme bei den Walters zeigte sich Otto erkenntlich, indem er die bei der Hachschara erworbenen Fertigkeiten nutzte und das Haus anstrich. Otto besaß zu dieser Zeit nicht einmal das Nötigste. Den Kibbuz hatte er völlig mittellos und mit zerschlissenen Kleidern verlassen. Ein großer Teil des Inhalts der Kiste, die seine Mutter für die Ausreise gepackt hatte, war schon bei der Ankunft im Hafen von Haifa gestohlen worden. Walters halfen mit Kleidung aus: „Erst bekam Otto die abgelegten Sachen von Werner, dann bekam Werner sie wieder für die Arbeit von Otto zurück“, erinnert sich Hannah. Jacob Pins sei ihnen „ein sehr guter Freund“ gewesen. „Wo wir konnten, haben wir ihn unterstützt. Nachher sind wir reichlich dafür beschenkt worden mit schönen Bildern.“ Trotz aller Schwierigkeiten fasste Jacob Pins den Mut, seinem Leben eine neue Richtung zu geben: „Ich beschloss nun, obwohl mich alle meine Freunde und Bekannten für wahnsinnig hielten, meinen alten Traum zu verwirklichen und Kunst zu studieren.“ Er setzte sich damit auch über die Wünsche des Vaters hinweg. („Es war nicht leicht, aber ich konnte nicht anders.“) Zunächst stellte er sich in Haifa bei Hermann Struck vor und unterbreitete dem bekann- ten deutsch-jüdischen Maler und Grafiker seinen Wunsch Künstler zu werden. Der warf ihn hinaus mit den Worten: „Sehen Sie mich an! Ich kann kaum von meiner Arbeit le- ben, und ich bin berühmt.“ Auch dadurch ließ sich der 24-Jährige nicht entmutigen. Im Rückblick fand er dafür die Begründung: „Nur meinem westfälischen Dickkopp ist es zu danken, dass ich nicht aufgab und nach unendlichen Mühen erreichte, dass ich ein kleines Stipendium bekam, um bei Jakob Steinhardt in Jerusalem mein Studium zu beginnen.“ Steinhardt stammte aus Berlin, lebte seit 1934 in Jerusalem und unterhielt eine Privatschule für Graphik und Malerei. So zog Jacob Pins 1941 nach Jerusalem und be- gann sein Studium. „Mein Stipendium war jedoch äußerst knapp. Ich musste weiterhin mehr als sparsam leben, und das Spitzwegsche Bild vom armen Poeten wäre mir da- mals als Darstellung luxuriösen Wohllebens erschienen.“ Er lebte in Nahlat Ahim in einem winzigen Zimmer ohne elektrisches Licht. Das Wasser lief die Wände hinunter. Am frühen Morgen fing er an zu arbeiten, malte, zeichnete und fertige Holzschnitte an. Mit Hilfe einer Petroleumlampe ar- beitete er bis spät in die Nacht hinein. Als Arbeitsmaterial dienten ihm Holzabfälle, die er von Tischlern erhielt, später auch ausrangierte Möbel, die er zerlegte. Dadurch kam er auf billige Weise zu Druckstöcken, „denn in der Wüste wachsen nicht gerade viele Bäume“. Einmal bekam er Be- zugsmarken für Bettzeug. Als Freunde ihn fragten, wie das neue Laken sei, antwortete er: „Prima, ich habe schon drei Bilder darauf gemalt.“ Das von der Jewish Agency gewährte Geld werde nicht reichen, gaben Freunde zu bedenken, die ihm einen Job vermitteln wollten. Doch der angehende Künstler ließ sich von dem eingeschlagenen Weg nicht abbringen. Er hungerte sich buchstäblich durch, lebte von Marmeladen- broten, gönnte sich nur ab und zu eine warme Mahlzeit. Im Land der Zitrusfrüchte bekam Jacob Pins Skorbut und „Wo wir konnten, haben wir ihn unterstützt. Nachher sind wir reichlich dafür beschenkt worden mit schönen Bildern.“

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