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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

verlor fast alle Zähne. Für eine Ergänzung des kärglichen Speiseplans sorgte sein Vetter Walter Lebenstein, der ihm gelegentlich Kondensmilch oder Kompott in Dosen mit- brachte, die er von seiner Verpflegung als britischer Sol- dat abzweigte. Durch den Cousin lernte Walter Lebenstein seine spätere Frau Martha kennen, die mit Jacob Pins ein Jahr lang bei Steinhardt studiert hatte, ihn dann aber aus den Augen verlor. Sie traf ihn erst wieder, als sie 1947/48 an einer Kunstschule in Tel Aviv einen Kurs belegte und er dort als Lehrer erschien. Allen Widrigkeiten zum Trotz erreichte Jacob Pins, was er sich vorgenommen hatte. In einer kleinen Galerie in Tel Aviv stellte er Anfang 1945 zum ersten Mal seine Holz- schnitte aus. Die Kritik in der Palestine Post lobte den aus- drucksvollen Kontrast zwischen Schwarz und Weiß und be- zeichnete die Bilder von Jerusalem im Schnee als besonders eindrucksvoll. Das Bezalel Museum in Jerusalem kaufte ein Exemplar der Pflanzenstudie „Agave“ an. Ein großer Erfolg für den jungen Künstler. Er war auf dem Weg, den er sich erträumt hatte. Weitere Ausstellungen folgten. Anderthalb Jahre später werden in Zeitungsberichten anlässlich einer Gruppenausstellung in Jerusalem bereits Einflüsse des ja- panischen Farbholzschnittes und die sich abzeichnende Lösung vom Lehrer und Meister Steinhardt erwähnt. „In zwei Aquarellen von frischer Leuchtkraft der Farbe“, heißt es über Jacob Pins, „stößt er zu eigener Gestaltung vor.“ D ie Nachricht vom Tod der Eltern führte zur Entstehung der Bilderzyklen „Danse Macabre“ und „Die Apokalypse“, zwei allegorische Serien, die später das Buchenwald-Museum erwarb. Zahlreiche Studien zu diesem Themenkreis, etliche davon im Besitz von Martha Lebenstein, sind erhalten ge- blieben als Zeugnisse der Erschütterung und des Ringens um künstlerische Gestaltung. Im Januar 1947 wurden die Arbeiten ausgestellt. Jacob Pins habe die Beherrschung der Holzschnitttechnik bei Jakob Steinhardt nahezu bis zur Vollkommenheit erlernt, schrieb die Zeitung Jedioth Cha- daschoth. Mit diesem Rüstzeug ausgestattet, gehe er nun seine eigenen Wege: „Mit dem harten, fast übergangslosen Nebeneinander von Schwarz und Weiß, eine der entschei- denden Wesenheiten des Holzschnittes überhaupt, weiß Pins bewegte dramatische Wirkungen zu gestalten“. Obwohl die Behandlung von Themen wie Plage, Krieg oder Tod „fast mittelalterlich“ anmute, seien diese Blätter doch „von einem modernen Künstler wirklich emp- funden und kraftvoll neu gestaltet worden“. Auch wo Pins weichere Töne anschlage – etwa in den farbigen Holzschnit- ten „Wanderer im Mondlicht“, „Regen“ oder den Natur- studien – gelinge es ihm, „lyrische Stimmungen mit dem harten Strich des Holzmessers auszudrücken“. Als „newco- mer of high promise“ apostrophiert, war Jacob Pins 1949 in der ersten Ausstellung im Jerusalemer Künstlerhaus mit dem Bild „Der Narr“ vertreten. Sowohl das Künstlerhaus als auch den Künstlerbund hatte er mit begründet. In der Folgezeit stellte die Kritik Arbeiten wie „Dame mit Maske“, „Nach dem Regen“ oder „Der Clown“ als beachtenswert heraus. Als Pins 1952 erneut im Jerusalemer Künstlerhaus ausstellte, sah ihn ein Kritiker als „Künstlerpersönlichkeit Dr. Leo Pins (mit Brille und Hut) bei der Deportation auf dem Bahnhof in Bielefeld, 1941

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