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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

sah, der in jedem Winter in Höxter gastierte, als er noch ein Junge war. Aus seiner Sicht ist der Clown jemand, der hinter der lächelnden Maske die innere Tragödie verbirgt. Der gekreuzigte Clown demonstriert die bittere Einsicht, dass die Tragödie des Lebens die Maskerade der Fröhlich- keit überholt. Nach den Auskünften von Elsa war Jacob Pins kaum noch zu bewegen eine Synagoge zu betreten. Sie zitiert ihn mit den Worten, das habe er in Deutschland gemacht, „das war genug für den Rest meines Lebens“. Konsequen- terweise wünschte er auch kein religiöses Begräbnis. Trotz aller Distanz und aller Zweifel setzte er sich jedoch immer wieder mit Aspekten der Religiosität auseinander. Unter anderem studierte er die Geschichte der Päpste, angetrie- ben vor allem von dem Wunsch, mehr über die Wurzeln des Antisemitismus zu erfahren. V ertreibung und Vernichtung der ursprüng- lich in Deutschland beheimateten jüdischen Familien hatten zur Folge, dass die wenigen Überlebenden in alle Welt verstreut waren. Ein Familienmit- glied ausfindig zu machen, bedeutete auch, ein Stückchen eigene Identität wiederzugewinnen. Dass es in Jerusalem jemanden gab, der denselben Nachnamen wie sie trug, er- fuhr Margot Pins zum ersten Mal 1967, nach dem Sechsta- gekrieg. Sie lebte damals noch in Amerika und reiste nach Israel mit ihrem Mann Arnulf, der als Hauptredner zu einer internationalen jüdischen Konferenz eingeladen war. In ei- nem Modegeschäft stellte Margot einen Scheck aus. Die Unterschrift weckte die Aufmerksamkeit des Verkäufers. „Wir haben hier einen großartigen Künstler mit diesem Na- men“, sagte er, „vielleicht sind Sie mit ihm verwandt!“ Nach einigem Zögern griffen Margot und Arnulf Pins zum Telefonhörer und verabredeten einen Besuch in der Ethiopia Street. Man saß zusammen, erzählte. Auf ein- mal dann ein Ausbruch der Freude. Es stellte sich heraus, dass Arnulf Pins der damals zehnjährige Vetter war, den der junge Emigrant aus Höxter bei der Überfahrt von Marseille nach Haifa auf dem Schiff getroffen hatte. Nachdem Arnulf Pins mit seiner Familie von Amerika nach Israel übergesie- delt war und ein Haus in Jerusalem bezogen hatte, festig- te sich der neu geknüpfte familiäre Kontakt. „Er war der Bruder, den wir nie hatten“, beschreibt Margot die enge Bindung. Keinen Geburtstag vergaß Jacob. Als sein Vetter 1978 im Alter von 51 Jahren an Krebs starb, traf ihn das sehr. Der Begräbniszeremonie entzog er sich. Während sich Familienmitglieder, Freunde und Bekannte auf dem Fried- hof versammelten, wählte er die ihm gemäße Art, um seiner Trauer Ausdruck zu geben, und griff zum Pinsel. Es entstand das erste Ölbild nach längerer Zeit: „Flowers for Arnie“. Für das eigene Lebensende hatte sich Jacob Pins ge- wünscht: „Ich will mit einem Feuerwerk hinausgehen.“ Die Sekretärin im Artists House nahm diese Äußerung wörtlich und drückte bei der Feier zum Gedenken an den verstorbe- nen Künstler jedem Anwesenden eine Wunderkerze in die Hand. Viele junge Menschen nutzten dieses Memorial als Gelegenheit, um Elsa Pins gegenüber ihre Verehrung für Jacob Pins und Elsa bei der Eröffnung der Ausstellung im Kunstkabinett Henze in Höxter, 1967

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