Jüdische Bürger in Höxter

Holocaustgedenkstätte im Wald von Biķernieki
Holocaustgedenkstätte im Wald von Biķernieki

13. Dezember 1941: Deportationziel Riga

Mit Schnellbrief vom 24. Oktober 1941 teilte der Chef der Ordnungspolizei in Berlin den Landräten als zuständigen Polizeibehörden die Absicht mit, 50.000 Juden aus Deutschland, Österreich und dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren „in die Gegend um Riga und Minsk“ abzuschieben. Die Transporte sollten je etwa 1000 Juden umfassen. Nachdem die ersten Juden bereits im Oktober und November 1941 in die Ghettos in Litzmannstadt (Łódź, Polen) und Minsk (Weißrussland/Belarus) sowie nach Kauen (Kowno/Kaunas, Litauen) deportiert worden waren, begannen mit dem Transport aus Berlin am 27. November 1941 die Transporte in die lettische Hauptstadt Riga.

Da das Ghetto noch mit den dort konzentrierten 30.000 letttischen Juden belegt war, wurden gut 1.000 Juden des Transports aus Berlin noch nicht ins Ghetto verbracht, sondern gleich nach ihrer Ankunft im nahen Wald von Rumbula erschossen und in schnell ausgehobenen Massengräbern verscharrt. Auch die Opfer der vier folgenden Transporte (aus Nürnberg, Stuttgart, Wien und Hamburg) wurden nicht in das Ghetto gebracht, sondern auf das einige Kilometer entfernte Gut Jungfernhof, das als behelfsmäßiges Lager, Notunterkunft und Zwischenquartier diente und dessen Scheunen und Ställe im November 1941 kurzfristig mit mehrstöckigen Holzpritschen ausgestattet wurden.

Das Rigaer Ghetto nach der Ermordung der lettischen Juden
Das Rigaer Ghetto nach der Ermordung der lettischen Juden

Um für die folgenden Transporte im Ghetto Platz zu schaffen, ermordeten die SS und ihre lettischen Hilfstruppen am 30. November 1941, dem ‚Rigaer Blutsonntag‘, und am 8./9. Dezember 1941 im Wald von Rumbula die allermeisten lettischen Juden, die bis dahin im Rigaer Ghetto konzentriert gewesen waren. Nur etwa 2.500 der über 30.000 Juden des Ghettos wurden für wichtige Arbeitszwecke vorläufig am Leben gelassen.

Mit der Ankunft der folgenden Deportationszüge aus Deutschland begann die Neubelegung des jetzt in drei Bereiche aufgeteilten Ghettos, einen größeren leeren Teil, den die Besatzungsbehörden ausplünderten, einen kleineren, mit Stacheldraht abgetrennten Bereich für die lettischen Juden und das Reichsjudenghetto für die aus dem Reichsgebiet deportierten Juden, wo als erste die Juden der am 10., 12. und 13. Dezember 1941 ankommenden Transporte aus Köln, Kassel und Düsseldorf auf die Wohnungen verteilt wurden und wo auch die gut 1.000 Juden des Zugs aus Münster, Osnabrück und Bielefeld eingewiesen wurden, zu denen die Höxteraner Juden gehörten.

Über 15.000 Juden wurden von November 1941 bis Februar 1942 in das Rigaer Ghetto deportiert. Etwa 1.000 von ihnen starben auf der Fahrt oder wurden bereits auf dem Güterbahnhof Šķirotava selektiert und im Wald von Rumbula ermordet. Etwa 4.400 fielen von Februar bis Anfang April 1942 den Selektionen zum Opfer. Im Durchschnitt war das von Anfang Dezember 1941 bis Dezember 1943 bestehende „Reichsjudenghetto“ mit 10-11.000 Juden belegt.

Plan des Ghettos in Riga
Plan des Ghettos in Riga

Deportation von 41 Höxteraner Juden nach Riga

Sicher hatten auch die Höxteraner Juden von den ab Oktober 1941 beginnenden Transporten aus Berlin, Frankfurt, Köln erfahren und ahnten, dass ihnen ein ähnliches Schicksal bevorstand. Gegen Ende November 1941 erhielten sie den Befehl zur Umsiedlung und zur Vorbereitung auf die Deportation. Ihnen blieb nur wenig Zeit, um ihre Vermögenserklärung und sonstigen Papiere zu vervollständigen, den Hausstand auflösen, den Judenstern auf die Kleidung aufzunähen usw. Das auf 50 kg begrenzte Gepäck aus einem Koffer, einem Rucksack und Handgepäck war mit der Transportnummer, dem Namen und der Adresse zu versehen.

Wegen der „im Gebiete des Reichskommissariats Ostland bestehenden großen Schwierigkeiten“ legten die Richtlinien Wert auf die Mitnahme von „Gebrauchsgegenständen aller Art“, die „für die Unterbringung im Ostland verwendungsfähig sind“, wie Öfen, Matratzen, Eimern, Schüsseln, Seife, Nähzeug, Haushaltsgegenstände und Werkzeug.1 Waschzeug, Löffel und unzerbrechliches Geschirr sollte mitgenommen werden, nicht aber Messer, Gabeln, Porzellan usw. Alle zurückbleibenden Einrichtungsgegenstände, Wertsachen, Kleidung und sonstiger Hausrat fielen dem Reich zu.

Abtransport von Höxter nach Bielefeld

„Allen bekannt war die Tatsache, wenn auch aus unsicherer Quelle, daß sie in ein Ghetto oder Konzentrationslager außerhalb des Reiches gebracht werden sollten. Jedoch besaßen sie keine Vorstellung von diesen Lagern. Sie verglichen sie mit großen Arbeitslagern, in denen sie, abgesondert von der übrigen Bevölkerung, leben sollten. Niemand von von ihnen ahnte, was sie im einzelnen dort erwarten würde.“2

Manche jedoch ahnten das Fürchterliche. Als etwa eine ehemalige Hausangestellte dem Höxteraner Arzt Dr. Frankenberg am Abend des Abschieds mit den Worten Hoffnung zu machen suchte: „Vielleicht kommen Sie ja in einen anderen Ort, wo Sie neu aufbauen können“, entgegnete er: „Ach nein, ich weiß, was uns bevorsteht: wir kommen ins Ghetto, und dann – werden wir vernichtet.“3 Ähnliche Ahnungen bewegten auch Regina Simson mit ihren vier kleinen Kindern und ihrem kränklichen Mann, als sie ein letztes Mal mit ihrer Nachbarin Mathilde Knieriem sprechen konnte: „Eines Tages war dann das letzte Gespräch mit ihrer Bitte: ‚Tilla, bete für mich, ich komme über meine Kindergebete nicht hinaus!‘“4

Die Anordnung zur „Evakuierung“ galt für alle arbeitsfähigen Juden unter 60 Jahren mit ihren Kindern. Nur Paul Netheim, Vorsteher der jüdischen Gemeinde, und der Kaufmann Ernst Löwenstein konnten mit ihren Familien noch für einige Monate in Höxter bleiben ebenso wie die von ihrem ‚arischen‘ Mann geschiedene Karoline Beyerlein und ihre in Italien geborene Mitbewohnerin Jole Rosenstein. Dagegen schloss sich die 72-jährige Berta Himmelstern dem Transport an, weil sie wohl lieber ihre Tochter Regina Simson mit ihrem Mann und den vier Enkelkindern begleiten wollte, statt allein in Höxter zu bleiben. Ebenso ging auch der 71-jährige Emanuel Jacobi aus Fürstenau mit seiner jüngeren Frau Berta auf die Fahrt nach Riga.

Am 9. Dezember 1941 wurden die Juden aus der Stadt Höxter von der Gestapo polizeilich abgemeldet, die Fürstenauer am 8. Dezember, die Juden aus Ovenhausen bereits am 6. Dezember. Niemand wusste mit Gewissheit, ob der bei der Abmeldung angegebene Zielort Riga stimmte. Erst später, „als einige Soldaten aus Höxter, die auf Heimaturlaub aus dem Osten kamen, berichteten, einige bekannte Juden, darunter den Arzt Dr. Frankenberg wiedergesehen zu haben, stand fest, daß Riga der Bestimmungsort war.“5

Insgesamt 41 Juden aus Höxter mussten den Weg nach Riga antreten, 20 aus der Kernstadt, 17 aus Fürstenau und vier aus Ovenhausen. Die Fürstenauer Juden wurden am 9. Dezember nach Höxter gebracht und dort bis zum nächsten Tag bei Höxteraner Juden einquartiert, wie sich der Überlebende Harry Lowenstein (Helmut Löwenstein) erinnert.6 Ob dasselbe auch für die Juden aus dem näher bei Höxter gelegenen Ovenhausen galt, ist unbekannt.

Am folgenden Tag, dem 10. Dezember 1941,7 waren die Wohnungen zu räumen und wurden versiegelt. Morgens um 7.00 Uhr8 hatten die Juden bereitzustehen, um sich mit ihrem Gepäck um 9.00 Uhr am damaligen Bahnhof an der Corveyer Allee einzufinden. Für den Abtransport hatten SA-Männer die Straße abgesperrt. Den Transport der Gepäckstücke zum Bahnhof übernahmen vielleicht zum Teil Bekannte oder Freunde mit entsprechenden Fuhrwerken.9 „Die Juden selbst hatten eine Organisation gebildet, die mit der SS zusammen den Transport regelte. Es war dies eine stille Absprache, um so den Juden wenigstens etwas Erleichterung zu verschaffen.“10

Transport über Bielefeld nach Riga

Bei Zwischenhalten in Brakel und anderen Orten mussten weitere Juden den Zug besteigen, der gegen Mittag des 10. Dezember im zentralen ostwestfälischen Sammel- und Durchgangsort Bielefeld ankam. Polizeibeamte brachten die Menschen in den Saal der Gaststätte Kyffhäuser am Kesselbrink, einem belebten Platz mitten in der Stadt, wo nach und nach 420 Juden aus Ostwestfalen zusammengepfercht wurden. Dort hatten sie ihre Papiere vorzulegen, ihr Gepäck wurde durchsucht, und insbesondere Wertgegenständen wie Schmuck, Uhren, Ringe usw. wurden von der Gestapo einkassiert. Zwar hatte man im großen Saal des Kyffhäuser das Mobiliar beiseite geräumt und Stroh auf dem Fußboden verteilt, so dass die Menschen wenigstens nicht auf dem nackten Boden schlafen mussten. Aber man vermag sich kaum die unzureichenden hygienischen und sanitären Bedingungen vorzustellen, unter denen die Juden die folgenden Tage bis zum Abtransport zubringen und sich von den mitgenommenen Nahrungsmitteln verpflegen mussten.11

Städtische Busse brachten die 400 Juden aus Ostwestfalen am 13. Dezember 1941, dem letzten Tag des Chanukka-Festes,12 zum Bielefelder Hauptbahnhof, wo sie den bereits mit 400 Juden aus dem Bezirk Münster und 200 aus dem Bezirk Osnabrück besetzten Zug besteigen mussten. Fotos eines von Gestapo beauftragten Polizisten dokumentieren die katastrophalen Verhältnisse auf dem engen Bahnsteig. Beladen mit ihrem Gepäck und angetrieben von den Polizisten mussten die Menschen an dem Zug entlanglaufen, bis sie die ihnen zugewiesenen Abteile erreichten. Als alle eingestiegen waren, wurden die Türen abgeschlossen und verplombt, und gegen 15 Uhr fuhr der Zug aus Bielefeld ab. Einzelne Juden erhielten eine weiße Armbinde, die sie berechtigte, an bestimmten Bahnhöfen für die Mitreisenden Wasser zu holen. Das war auf der Strecke von Bielefeld nach Riga nur zwei Mal möglich: in Berlin und in Ostpreußen. Alle anderen durften den Zug unterwegs nicht verlassen.

Dr. Leo Pins (mit Hut) beim Besteigen des Zugs • Angstvolle Blicke in die Zukunft
Dr. Leo Pins (mit Hut) beim Besteigen des Zugs • Angstvolle Blicke in die Zukunft

Im Rigaer Ghetto

Der Zug aus Westfalen traf nach mehr als drei Fahrttagen am 15. Dezember gegen 23 Uhr am Rigaer Rangierbahnhof Šķirotava ein, wo die Deportierten über die Nacht in ihren ungeheizten Abteilen eingeschlossen blieben. Am nächsten Morgen um 9.00 Uhr mussten sie den Zug verlassen und aus den Waggons springen, denn Bahnsteige gab es in in Šķirotava nicht. Den größten Teil ihres Gepäcks mussten sie zurücklassen, es sollte mit LKWs gesondert zum Ghetto gebracht werden – sie sahen es nie wieder.13 SS-Männer mit Hunden, Peitschen und Gummiknüppeln trieben die Juden unter lautem Gebrüll durch den tiefen Schnee bei unter −10° C zum 5 km entfernten Ghetto, wo überall noch die blutigen Spuren des Mords an den lettischen Juden zu sehen waren, in deren verwüsteten Wohnungen jetzt die deutschen Juden untergebracht wurden.

In einem Brief an Otto Pins berichtete der Überlebende Gustav Uhlmann nach dem Krieg: „Wie ich Dir schon geschrieben habe, kamen wir am 16.12.41 im Ghetto Riga an. Einige Tage vorher hatten die Nazis 34000 Letten aus den Häusern getrieben u. erschossen. Wir durften jeder 50 kg Gepäck mitnehmen, aber wir haben nichts wieder davon gesehen. Wir kamen nun in diese Wohnungen, wo die Letten gewohnt hatten. Du kannst Dir gar kein Bild machen, wie es ausgesehen hat. Die Schränke mit Vorrat umgeworfen, alles entzweigeschlagen, das Essen stand noch auf dem Herd. Da wir die ersten 14 Tage nichts zu essen bekamen, haben wir uns über die Sachen wie Lebensmittel, auch Kleidungsstücke her gemacht.“14

Die Juden des Bielefelder Zugs wurden in Häusern in der Viļānu iela einquartiert, für die wegen der Herkunft der dort Untergebrachten der Name Bielefelder Straße gebräuchlich wurde, ebenso wie für andere Straßen die Namen Kölner, Leipziger oder Düsseldorfer Straße. Zu acht bis zehn Personen wurden die Familien in zwei kleinen Zimmern zusammengepfercht waren. So mussten der Höxteraner Arzt Dr. Richard Frankenberg und seine Frau mit dem Tierarzt Dr. Pins und seiner Frau ein Zimmer beziehen, während zwei andere Familien das zweite Zimmer belegten. Im selben Haus war auch der Höxteraner Gustav Uhlmann mit seiner Frau und dem Sohn Walter untergebracht.

Ebenso war auch die Situation in den anderen Häusern. Der Überlebende Helmut Löwenstein aus Fürstenau berichtet, dass er mit seinen Eltern und seiner Schwester in einer Wohnung untergebracht war, die sie sich mit anderen Angehörigen der Familie teilen mussten. „Unsere Familie, das waren mein Vater, sein Bruder mit seiner vierköpfigen Familie, eine Tante und ein Onkel, die zu zweit waren und eine andere Tante und ein Onkel. Wir mussten alle in eine Wohnung ziehen, das die meisten von uns als ›klein für zwei‹ bezeichnen würden.“15 Für kurze Zeit musste auch die am 27. Januar 1942 aus Dortmund deportierte Golda Löwenhardt, eine Schwester des Vaters, mit in die Wohnung einziehen, bis sie (vermutlich am 15. März 1942) in der „Aktion Dünamünde“ in einem als Möbelwagen getarnten Gaswagen mit den Auspuffgasen ermordet wurde.16

Auch andere Deportierte kamen im Ghetto mit Familienangehörigen zusammen, die mit demselben Zug oder später nach Riga deportiert wurden. Schon im Zug traf Dr. Leo Pins z. B. seine Schwester Olga mit ihrem Mann David und der Tochter Herta aus Stadtlohn und seinen Bruder Friedrich aus Wolbeck mit seiner Frau Selma und den vier Kindern Werner, Anny, Ilse und Helmut, von denen nur letzterer überlebte. Auch der Fürstenauer Max Pins traf im Ghetto seine Mutter Henriette und seine Schwester Erna wieder, als diese Ende Januar 1942 aus Herne nach Riga deportiert wurden.

Warnschild mit Kontaktverbot • Vor dem Ausmarsch zu Arbeit
Warnschild mit Kontaktverbot • Vor dem Ausmarsch zu Arbeit

Die Lebensbedingungen und die hygienischen Verhältnisse in den Wohnungen waren katastrophal: „Die Einrichtung war minimal, kein fließend Wasser, Toiletten befanden sich den Gang hinunter […], es gab dort kein fließend Wasser. Es war ein altes Haus. Es gab Läuse, Flöhe und Insekten.“17 Im Winter waren die Wasserleitungen eingefroren. Zum Glück für die Häftlinge blieb wenigstens das elektrische Licht angeschaltet, weil sonst auch andere Stadtteile keine Elektrizität gehabt hätten. Ebenso unzureichend war auch die Ernährung, wie Gustav Uhlmann 1945 in einem Brief schrieb: „Da wir die ersten 14 Tage nichts zu essen bekamen, haben wir uns über die Sachen wie Lebensmittel, auch Kleidungsstücke hergemacht.“18 Auch danach war die Ernährung „minimal“, wie der Überlebende Helmut Löwenstein berichtete. Trotz schwerer Zwangsarbeit bekamen die Judenen nur 100 bis 200 Gramm oft verschimmeltes Brot, 75 Gramm „Nährmittel“ wie Gries, Graupen, Hülsenfrüchte je Tag, Fleisch und Butter in unregelmäßigen Abständen und in geringsten Mengen. Beim Gemüse wie Kohl rechneten die Blätter mit zur Nahrung, und es war in den kalten Monaten ebenso wie die Kartoffeln erfroren. Die Kosten pro Person und Jahr lagen bei nicht einmal 130 RM.

„Im Ghetto mußten alle arbeiten“, weil sie sonst „in Aktionen kamen“, wie der Überlebende Gustav Uhlmann berichtet.19 Nachdem die Männer anfangs im Rigaer Hafen, die Frauen zur Eis- und Schneebeseitigung eingesetzt waren, wurden sie verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt. Gustav Uhlmann war bei der jüdischen Lagerpolizei eingesetzt. Dr. Leo Pins arbeitete zunächst im Innen- und dann im Außendienst, wo es leichter fiel, sich trotz ständiger Kontrollen zusätzliche Lebensmittel und Dinge zum Tausch zu beschaffen.20 Seine Frau Ida hatte in der ersten Zeit keinen festen Arbeitsplatz, meldete sich aber dann für die Kleiderkammer, um nicht den Selektionen zum Opfer zu fallen. Dr. Richard Frankenberg war Revierarzt im Ghettokrankenhaus, und seine Frau Aenne musste in einer Fischkonservenfabrik arbeiten, wie eine ehemalige Hausangestellte von aus Riga zurückkehrenden Soldaten erfuhr: „Wie schrecklich für die Frau, die konnte sowas ja überhaupt nicht anpacken.“21

Wo die übrigen Höxteraner zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, ist nicht bekannt, ob bei Dienststellen von SS und Wehrmacht wie etwa beim Armeebekleidungsamt oder in Reparaturwerkstätem, aber ebenso auch bei Handwerksbetrieben im Ghetto und in der Stadt. Andere mussten in der Torfwirtschaft, beim Straßenbau, am Hafen oder in anderen Bereichen arbeiten. Die kümmerlichen Stundenlöhne zwischen 0,27 und 0,50 RM wurden nicht an die Ghettobewohner ausgezahlt – auf den Besitz von Geld stand die Todesstrafe –, sondern an die Kasse des Gebietskommissars abgeführt.

Ausmarsch zur Zwangsarbeit
Ausmarsch zur Zwangsarbeit

Zu all dem, der elenden Wohnsituation, der unzureichenden Ernährung, den katastrophalen hygienischen und medizinischen Bedingungen und der Zwangsarbeit kamen die tagtäglichen Beschimpfungen, Malträtierungen und willkürlichen Bestrafungen. Als der 11- oder 12-jährige Helmut Löwenstein aus Fürstenau einmal erwischt wurde, wie er einen Laib Brot von einem LKW stahl, steckten ihm die Posten – es war ungefähr minus 25 Grad – vom Hals aus einen Schlauch in die Kleidung und ließen das Wasser laufen: „Ich war wie ein Eiszapfen, aber ich überlebte.“22

Bei eintretender Dunkelheit war es verboten, die Behausung zu verlassen. Immer wieder wurden die Menschen von den zunächst zumeist lettischen Posten überfallen und wehrlose Frauen und Mädchen vergewaltigt. Auch Henriette, die Mutter von Max Pins, wurde einmal „auf das Schrecklichste überfallen. […] Diese arme Frau hat seit diesem Erlebnis so gelitten, dass ihr Geist schon nimmer klar war und sie stets vor sich hinstarrte und nur noch ganz selten klare Augenblicke hatte.“23

Diese Lebensbedingungen waren vor allem für die Schwachen und Älteren tödlich. Albert Bukofzer, seine knapp zwölfjährige Tochter Irmgard und die 72-jährige Berta Himmelstern starben schon bald. Deren Schwiegersohn Siegfried Simson wurde im März 1942 im Ghetto wegen Tauschhandel erschossen oder „wegen etwas Brot gehängt“,24 während seine Frau Regina in das Lager Jungfernhof gebracht wurde, wo sie im Mai 1943 starb. Ihre vier Kinder, vier bis acht Jahre alt, wurden sicher schon Anfang 1942 Opfer einer der regelmäßigen Selektion von Kindern und Kranken, die für den Arbeitseinsatz unbrauchbar waren.

Aus Berichten und Briefen Überlebender wird aber auch deutlich, dass die nach Riga deportierten Juden ihren Lebensmut und Lebenswillen trotz allem nicht ganz verloren, sondern versuchten, selbst unter den fürchterlichen Bedingungen des Ghettos noch ein Gemeinschaftsleben aufrecht zu erhalten, wie sie es früher einmal geführt hatten. Gustav Uhlmann schrieb 1945 an Otto Pins: „Wir hatten das Ghetto so schön ausgebaut wie eine kleine Stadt. […] Im Ghetto war es wie in Höxter des Abends u. auch sonntags. Soweit nicht gearbeitet wurde, wurden Besuche gemacht u. auch spazieren gegangen. Wer ein gutes Kommando hatte, war oben auf.“25

Es gab Vorträge, Musik- und Theateraufführungen, Tanzveranstaltungen und ein religiöses Leben.26 Sogar eine Schule für die Kinder gab es in der ersten Zeit. Der Überlebende Helmut Löwenstein erzählte: „Man zwang uns zu arbeiten, und da ich noch zu jung zum Arbeiten war, ging ich zur Schule. Und was macht ein Jugendlicher? Er oder sie geht zur Schule und lernt. Das erste Fach, das sie strichen, war Religion, und nach und nach strichen sie all die verschiedenen Fächer. Nach einiger Zeit wurde die Schule geschlossen, da es nichts mehr zu unterrichten gab. Nun, was macht ein Jugendlicher, der nicht arbeitet? Er muss etwas tun. Er spielt Fußball. Tatsächlich wurde ich recht gut darin. Und ich habe noch heute Spaß daran.“27

Auflösung des Ghettos und Inhaftierung der Juden im KZ Kaiserwald und in anderen Lagern

Im Juni 1943 ordnete der SS-Reichsführer Himmler an, „alle im Gebiet Ostland noch in Ghettos vorhandene Juden in Konzentrationslager zusammen zu fassen [und] in der Nähe von Riga ist ein Konzentrationslager zu errichten, in das die ganzen Bekleidungs- und Ausrüstungsfertigungen, die die Wehrmacht heute außerhalb hat, zu verlegen sind. […] Die nicht benötigten Angehörigen der jüdischen Ghettos sind nach dem Osten zu evakuieren.“28 Auch für etliche der noch nicht im Ghetto gestorbenen Juden aus Höxter bedeutete das die Verschleppung nach Auschwitz oder in ein anderes der Vernichtungslager, wie etwa für den Fürstenauer Hermann Bachmann, der im September 1943 in Auschwitz ermordet wurde.

Die Spuren anderer Juden aus Höxter verlieren sich schon mit der Ankunft im Ghetto. Etliche von ihnen wurden dort ermordet, starben infolge der Zwangsarbeit und der elenden Lebensbedingungen oder wurden ebenfalls in Auschwitz oder in einem anderen Vernichtungslager ermordet. Nicht bekannt ist etwa, wann und wo die Fürstenauer Moritz Bachmann und sein Bruder Siegfried mit seiner Frau Berta und deren Tochter Inge zu Tode kamen. Dasselbe gilt für die Höxteraner Geschwister Richard und Ulla Julie Dillenberg, ihren Fürstenauer Cousin Hermann Dillenberg mit seiner Frau Rosa und Rosas Schwester Berta mit ihrem Mann Emanuel Jacobi aus Fürstenau sowie den aus Ovenhausen deportierten Max Stamm.

Die zu dieser Zeit noch im Rigaer Ghetto überlebenden Juden aus Höxter wurden mit den anderen Insassen im Juli 1943 in das wenige Monate zuvor errichtete Konzentrationslager Kaiserwald (Mežaparks) im Norden von Riga transportiert, wo die Familien auseinandergerissen und die Frauen getrennt von den Männern untergebracht wurden. Auch in Kaiserwald und vor allem in den verschiedenen Kaiserwald zugeordneten Außenlagern und „Kasernierungen“ wurden die Juden wieder zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Baracken im KZ Kaiserwald 1945
Baracken im KZ Kaiserwald 1945

So wurde auch die Fürstenauer Familie Löwenstein im Sommer 1943 in das Stammlager Kaiserwald gebracht, wo der zwölfjährige Helmut Löwenstein zunächst im Recyclinghof der deutschen Armee arbeitete: „Wir schnitten Batterien auf und nahmen sie auseinander. Jeder weiß, wie diese aussehen. Macht eine auf, und ihr seht wie chaotisch es ist. Mit der Säure der Batterien muss man sehr vorsichtig sein an seinen Händen.“ Danach arbeitete er dort in der Autowerkstatt: „Ich reinigte die Teile, ich machte sie sauber, ich schrubbte den Boden, ich pumpte Reifen von Hand auf. Das war sehr anstrengend.“29 Eine Selektion überlebte er nur knapp, indem er sich in einem Reifenstapel versteckte und dann von den anderen Männern mitgenommen wurde. Sein in Kaiserwald Vater David Löwenstein wurde dagegen in Kaiserwald krank und deshalb ins Ghetto zurückgebracht, wo sich seine Spur verliert. Ob er in Treblinka oder Sobibor ermordet wurde, wie der überlebende Sohn Helmut vermutet, ist unbekannt.

Ermordung im Wald von Biķernieki
Ermordung im Wald von Biķernieki

Der in Höxter beliebte Arzt Dr. Richard Frankenberg wurde mit seiner Frau Änne aus dem Ghetto in die Kasernierung Strazdenhof verschleppt, die wie andere Außenlager ebenfalls dem KZ Kaiserwald zugeordnet war. Etwa 2000 Menschen, darunter sehr viele Kinder, Frauen und ältere Männer, waren dort in einem großen Fabrikgebäude untergebracht, und Dr. Frankenberg war als einziger Arzt für die medizinische Betreuung der Insassen zuständig. Jedoch war die medizinische Ausstattung so dürftg, dass er den Erkrankten oft nicht helfen konnte,: „Die Lebensverhältnisse und die Ernährung waren in der Strazdenhofer Kasernierung außerordentlich schlecht und der Prozent der Sterblichkeit sehr hoch.“30 Bei der Auflösung der Kasernierung wurde das Ehepaar am 29. Juli 1944 mit zahlreichen anderen Juden aus Strazdenhof und anderen Lagern im Wald von Biķernieki erschossen.

Das Ehepaar Pins blieb wie schon zuvor zunächst noch der Kasernierung Reichsbahn zugeordnet, wie Gustav Uhlmann berichtet: „Dr. Pins hat bei der Reichsbahn gearbeitet u. Frau Pins in der Kleiderkammer. 1943 sind dieselben bei der Reichsbahn bei Riga kaserniert worden“.31 Ida Pins „war dort in einer Küche u. hat mit für die Kasernierten gekocht.“32 Mit dem Heranrücken der Roten Armee und der Aufgabe Rigas durch die Wehrmacht wurde auch diese Kasernierung aufgelöst, und Dr. Leo Pins und seine Frau Riga wurden wie ihre Freunde Dr. Richard und Ida Frankenberg im Wald von Biķernieki ermordet und in einem der Massengräber verscharrt.

Die Fürstenauer Carla und Max Pins mussten im Ghetto mit Max’ Mutter Henriette und seiner Schwester Erna beim Armeebekleidungsamt die Uniformen gefallener oder verwundeter Soldaten reinigen und flicken, eine Arbeit, die sie ab Anfang November 1943 in der Kasernierung Armeebekleidungsamt Mühlgraben fortsetzten, wo Max Pins zum „Oberpolizisten“ der dortigen Lagerpolizei ernannt wurde.33 Mit dem Heranrücken der Roten Armee wurde auch diese Kasernierung im Sommer 1944 aufgelöst. Während die meisten Häftlinge in das Konzentrationslager Stutthof gebracht wurden, wurden die vier Mitglieder der Familie Pins mit etwa 200 anderen Juden in die Hafenstadt Libau verlegt. Max Pins kam dort am 22.12.1944 bei einem Bombenangriff der Roten Armee um. Seine Frau Carla, ihre Schwiegermutter Henriette und die Schwägerin Erna wurden im März 1945 über die Ostsee nach Hamburg (Fuhlsbüttel) transportiert, von wo sie auf einem viertägigen Marsch in das 80 km entfernte Arbeitserziehungslager Kiel-Hassee getrieben wurden. Henriette Pins wurde dort von einer Lagersanatäterin mit einer Spritze ermordet,34 während Carla und Erna Pins mit den anderen in Hassee Internierten nach Verhandlung des Roten Kreuzes und jüdischer Organisationen mit Heinrich Himmler nach Schweden in die Freiheit gelangten und dann im November 1945 in die USA auswanderten. Dort starb Carla Pins 1975 in Florida.35

Nur der als „Ordnungsmann“,36 d. h. als Lagerpolizist, eingeteilte Gustav Uhlmann blieb vorläufig noch mit seiner Familie im Ghetto, wo er die Auflösung mit zu überwachen hatte und seine Frau Frau Johanna und den 17-jährige Sohn Walter noch eine Zeit beschützen konnte. Er wurde jedoch Ende August in die Hafenstadt Libau abgeordnet, während seine Frau Johanna und der Sohn Walter in das KZ Stutthof verschleppt wurden, wo beide umkamen. Gustav Uhlmann selbst wurde im März 1945 von Libau über die Ostsee nach Hamburg gebracht wurde. Auch er musste den viertägigen Todesmarsch nach Kiel-Hassee mitmachen, wurde am 1. Mai 1945 nach Schweden befreit und wanderte im Mai 1946 in die USA aus. Er starb 1958 in New York.37

Auflösung des KZs Kaiserwald und Verschleppung nach Stutthof

Wegen des Vorrückens der Roten Armee mussten die SS und die Wehrmacht auch das Konzentrationslager Kaiserwald mit den ihm zugeordneten Nebenlagern im Juli/August 1944 aufgeben. Ein Teil der Insassen, vor allem die Älteren wie die Höxteraner Ehepaare Frankenberg und Pins, wurden im Wald von Biķernieki erschossen und in den dort ausgehobenen Massengräbern verscharrt. Andere wurden nach Auschwitz gebracht wie die Familie Norbert und Helene Uhlmann aus Ovenhausen, die dort mit ihrer 12-jährigen Tochter Ilse vergast oder auf andere Weise ermordet wurde.

Verbrennungsöfen im KZ Stutthof
Verbrennungsöfen im KZ Stutthof

Die übrigen noch lebenden (vermutlich) neun Juden aus Höxter wurden Ende Juli/Anfang August per Schiff in das Konzentrationslager Stutthof gut 35 km östlich von Danzig transportiert, das nach dem Überfall auf Polen ab 1939 zunächst als Zivilgefangenenlager für polnische Intellektuelle und Akademiker angelegt worden war, aber Anfang 1942 in ein Konzentrationslager umgewandelt und als Arbeitslager in die Kriegswirtschaft einbezogen wurde. Die Lebensbedingungen in Stutthof waren noch elendiger als im Ghetto in Riga und im KZ Kaiserwald mit seinen Kasernierungen. Die völlig entkräftete Gefangene mussten in SS-eigenen Betrieben, bei privaten Unternehmen oder in der Landarbeit Schwerstarbeit leisten. Viele wurden Opfer einer Typhusepidemie, die infolge der vorsätzlich katastrophalen Lebensbedingungen und der verweigerten medizinischen Hilfe vielen Menschen den Tod brachte, oder wurden in der Gaskammer, in der Genickschussanlage oder mit Giftspritzen ermordet.

Oft ist nur die „Häftlings-Personal-Karte“ oder eine Liste aus Stutthof das letzte Lebenszeichen der dorthin Verschleppten. Die Höxteranerin Henny Dillenberg wurde dort am 15. Januar 1945 ermordet, ihre Schwester Martha Bukofzer zu unbekanntem Zeitpunkt. Der Fürstenauer Albert Bachmann wurde in das Arbeitslager Hohenbruch bei Königsberg verlegt und starb dort am 12. Dezember 1944, seine Frau Sidonie kam im April 1945 in Stutthof um.

Karteikarten für Sidonie Bachmann und Johanna Uhlmann in Stutthof
Karteikarten für Sidonie Bachmann und Johanna Uhlmann in Stutthof

Auch die nach der Abordnung ihres Mannes Gustav nach Libau in Riga zurückgebliebene Johanna Uhlmann wurde mit zahlreichen anderen Juden, darunter dem Sohn Walter, am 1. Oktober 1944 nach Stutthof verschleppt und dort am 15. Dezember ermordet. Der inzwischen 17-jährige Sohn Walter musste im Außenlager Rieben Zwangsarbeit leisten und starb dort am 15. März 1945, fünf Tage nach der Befreiung des Lagers.

Durch die Zugangslisten ist belegt, dass auch die Fürstenauerin Bernhardine Löwenstein und ihre Tochter Kläre am 1. Oktober 1944 aus dem KZ Kaiserwald nach Stutthof verschleppt wurden, jedoch ist unbekannt, wo und wann sie ermordet wurden. Vielleicht wurden sie Opfer der Todesmärsche, mit denen über 11.000 Juden ab Ende Januar 1945 von Stutthof nach Westen geschickt wurden. Der Sohn und Bruder Helmut Löwenstein musste mit einer dieser Kolonnen von je 1.000 bis 1.500 Häftlingen nach Westen marschieren, bis er mit den anderen noch nicht auf dem Marsch gestorbenen oder erschossenen Juden am 9./10. März 1945 in Lanz, Kreis Lauenburg (Pommern), von der Roten Armee befreit wurde und nach und nach wieder zu Kräften kam. Mit sechs anderen Überlebenden machte er sich auf den Weg nach Westen und kehrte zunächst nach Fürstenau zurück, bis er nach einem Aufenthalt in einem Kinderheim in Blankenese über Frankreich 1949 in die USA ging und sich dort als Harry Lowenstein eine Existenz aufbaute. 2018 besuchte er Fürstenau und Höxter mit seinen beiden Töchtern und einem Schwiegersohn.

Anmerkungen

1 Buch der Erinnerung …
2 Annegret Köring, S. 45/46.
3 Emma Bitterberg, Gespräch mit Dr. Rudolf Mengersen, 1987.
4 Tagebuch Mathilde Arnold, geb. Knieriem.
5 Köring, S. 48, Vgl. St.A. Höxter, Akte Dr. Frankenberg, noch nicht signiert.
6 E-Mail des Überlebenden Harry Lowenstein (Kissimmee) an Louis Frankenberg (São Paulo), 19.11.2018.
7 Vgl. Schreiben des Oberfinanzpräsidenten Münster, 8.12.1941.
8 Tagebuch Mathilde Arnold, geb. Knieriem.
9 Unsicher!
10 Köring, 1976, S. 47 nach der Aussage des damalige Bürgermeisters Werner Holle Mitte der 1970-er Jahre. Wie dieser weiter berichtete, hatte die „Abfahrt der Juden […] noch ein Nachspiel. Die Gestapo hatte verlangt, daß zwei Polizeibeamte für den ordnungsmäßigen Verlauf der Aktion auf dem Bahnsteig sorgen sollten. Dem fahrplanmäßigen Personenzug aus Richtung Holzminden war ein Sonderwagen für die Juden angehängt. Einer der Polizeibeamten reichte den Juden hilfsbereit Gepäckstücke ins Eisenbahnabteil, da der Zug nur eine Minute Aufenthalt hatte und ohne die gewährte Hilfe Verspätung eingetreten wäre. Der Ortsgruppenleiter beobachtete zusammen mit einem anderen Amtsleiter der Partei die Abfahrt und beschuldigte den Beamten später wegen seiner Hilfeleistung. Dieser mußte daraufhin vorübergehend seinen Dienst quittieren. Selbst der Bürgermeister, dem die Ordnungspolizei unterstellt war, erhielt vom Kreisleiter einen Verweis.“
11 Die 25 im Auftrag der Gestapo gemachtn Fotos eines Polizeiassistent von der Deportation werden heute im Stadtarchiv Bielefeld aufbewahrt.
12 Nach der Erinnerung des damals 10-jährigen Helmut Löwenstein sang der ganze Zug am Abend ein Chanukka-Lied. Siehe: Names, Not Numbers: A Movie in the Making©. Documentary project created by educator, Tova Rosenberg. www.namesnotnumbers.org – Unterrichtsprojekt an der St. Margaret Mary Catholic School in Maitland, Florida, durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Holocaust Center Florida, 2020.
13 „[W]ir haben nichts davon wiedergesehen.“ Gustav Uhlmann, Brief von Mitte Oktober 1945 an Otto Pins.
14 Gustav Uhlmann, Brief von Mitte Oktober 1945 an den 1936 nach Palästina emigrierten Jacob (Otto) Pins.
15 Bericht von Harry Lowenstein am 27.10.2013 im Holocaust Center in Maitland, Florida. Die 12 Angehörigen der Familie: David Löwenstein mit seiner Frau Bernhardine geb. Weitzenkorn und den Kindern Kläre und Helmut; aus Fürstenau weiterhin Davids Schwester Rosa mit ihrem Mann Hermann Dillenberg und die Schwester Berta mit ihrem Mann Emanuel Jacobi, dazu Davids Bruder Josef mit seiner Frau und zwei Kindern. sowie für kürzere Zeit auch die verwitwete Schwester Golda Löwenhardt aus Dortmund.
16 „[S]he was taken very shortly upon arrival in a furniture van and driven some where and  gased while in route.“ Harry Lowenstein, E-Mail vom 23.9.2019. Anm. Aktion Dünamünde 6./7. 2. od. 15.3.1942.
17 Bericht von Harry Lowenstein am 27.10.2013 im Holocaust Center in Maitland, Florida.
18 Gustav Uhlmann, Brief von Mitte Oktober 1945 an den 1936 nach Palästina emigrierten Jacob (Otto) Pins.
19 Gustav Uhlmann, Briefe; ähnöich auch andere Überlebende
20 „Zuerst war Dein lb. Vater im Innendienst. Aber im Innendienst war das Anschaffen von Lebensmittel schwer, da hat er sich zum Außendienst gemeldet.“ Brief Gustav Uhlmanns an Otto Pins, Mitte Oktober 1945
21 So Emma Bitterberg 1987 im Gespräch mit Dr. Rudolf Mengersen.
22 Bericht Helmut Löwenstein, 27.10.2013 im Holocaust Center in Maitland, Florida.
23 Frieß, S. 68.
24 Gustav Uhlmann, 29.8.1945 im Brief an Jacob Pins bzw. Aussage von Simsons Cousine Lilly Pancis geb. Fischel, 13.7.1967.
25 Gustav Uhlmann, Brief an Otto Pins, Mitte Okt. 1945.
26 Das wird z. B. von den Juden aus Köln berichtet (vgl. Kaufmann).
27 Bericht Helmut Löwenstein, 27.10.2013 im Holocaust Center in Maitland, Florida.
28 Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei an den Befehlshaber der Ordnungspolizei betreffend Arbeitseinsatz der Juden in den besetzten Ostgebieten vom 26. August 1943.
29 http://www.jacob-pins.de/?article_id=454&clang=0
30 Kaufmann, S. 408.
31 Gustav Uhlmann an Laura Sander, 29.10.1945.
32 Gustav Uhlmann an Otto Pins, Mitte Oktober 1945.
33 Hilde Sherman-Zander, Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto. Frankfurt/M 1984, S. 92.
34 „Die Lagersanitäterin hatte ihr eine Injektion gegeben. Intravenös. Mit Benzin…“ Sherman-Zander, S. 134.
35 Siehe: Fritz Ostkämper, „Man darf nicht denken & doch kann ich es nicht vergessen.“ […] In: Dietlind Kautzky/Thomas Käpernick (Hrsg,), „Mein Schicksal ist nur eines von Abertausenden.“ […] Hamburg 2020, S. 66-77.
36 Gustav Uhlmann, Eidesstattliche Erklärung, New York, 11. Februar 1952.
37 Fritz Ostkämper: Gustav Uhlmann: „Ich kann es heute noch nicht begreifen, daß ich einer von den Geretteten bin“. In: in: Bernd Philipsen/Fred Zimmak (Hrsg.): Wir sollten leben. Am 1. Mai 1945 von Kiel mit Weißen Bussen nach Schweden in die Freiheit. 2020, S. 177 ff.

Fritz Ostkämper, 1.10.2024
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