Die verschärfte Verfolgung der Jahre 1936 bis 1938
Die Lockerungen waren aber nur scheinbar und oberflächlich, und die Ausgrenzung der Juden aus dem Wirtschaftsleben ging weiter und wurde verschärft. Im November 1935 berichtete der Amtsbürgermeister stolz: „Im übrigen ist der Jude in fast allen Gemeinden meines Amtes gegen früher aus dem Viehhandel beträchtlich ausgeschaltet und zwar so, daß die Juden am Viehhandel durchweg nur noch mit etwa 25 – 33⅓ % beteiligt sind.“1
Auch sonst nahm der Druck auf die Juden bald nach dem Ende der Olympischen Spiele wieder zu. Zum 9. Oktober 1936 wurden die Atteste jüdischer Ärzte für Beamte nicht mehr anerkannt, so dass Dr. Frankenberg an seine Schwägerin Cilla in Holland schrieb, dass er nicht zur der Brit-Milah (Beschneidung) seines Großneffen Louis nach Alkmaar kommen könne: „Ich bedauere es ausserordentlich, jetzt auch für wenige Tage nicht von hier fort zu können.“ Er könne aber am Telefon2 die Gründe nicht angeben, „die mich veranlassen, zur Zeit meine Praxis nicht im Stich zu lassen.“3
Auch die Verwaltungspraxis verschärfte sich zusehends. So verlangte etwa die Stadt 1936 nach einer Routinekontrolle mit deutlicher Schärfe von dem in Osnabrück wohnenden Max Netheim die Anlage einer Aschengrube an seinem Haus in Höxter, Westerbachstraße 14, worauf dieser in einem Brief an die Stadt Höxter klagte: „Wie ich diesen Betrag bei den geringen Mieten herauswirtschaften bezw. bei dem Absinken meiner Anwaltspraxis und Verlust des Notariats aufbringen soll, weiss ich nicht.“4
Solche größeren und kleineren Maßnahmen trugen dazu bei, die Juden immer mehr aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben auszugrenzen, wozu vor allem auch die wieder aufgenommenen Boykotte, Diffamierungen von Kunden und Ähnliches ein Übriges taten. So erlebte der jüdische Kaufmann Adolf Lewertoff, der gegenüber dem Rathaus wohnte, wie vor seiner Tür bei Appellen und Aufmärschen regelmäßig gegen die Juden gehetzt wurde, und er floh 1937 zu der Familie Uhlmann nach Ovenhausen. Er wurde jedoch angezeigt, wegen fehlender polizeilicher Ummeldung mit einem Zwangsgeld von 5,- RM bestraft und musste wieder nach Höxter zurückkehren.5
Im Sommer 1937 erhielten die örtlichen Behörden die Anordnung, Listen aller dort wohnenden Juden anzulegen, ihre Geschäftstätigkeit zu beschreiben und Aussagen über ihre „Stellung im öffentlichen Leben (Beliebtheit in der Bevölkerung, Boykottmaßnahmen, […] Absicht einer Geschäftsaufgabe usw.)“ zu machen. Zwar fielen diese Beschreibungen (wohl entgegen den Erwartungen der Partei) zumindest in etlichen Ortschaften eher positiv für die Juden aus. Zugleich wird aber auch deutlich, wie weit die jüdischen Kaufleute und Händler bereits aus dem Geschäftsleben verdrängt worden waren.6
So heißt es etwa über die Witwe Meier Dillenberg in Ovenhausen, sie habe „noch nie im Konkurs gestanden. Das Geschäft bringt heute wenig oder gar nichts ein. […] Die Witwe Dillenberg war in der Bevölkerung stets beliebt. Heute ist sie vollständig erblindet und ist ganz auf die Hilfe der beiden Töchter angewiesen.“7 Bei ihrem Sohn, dem Viehhändler Max Dillenberg, wird ebenfalls hervorgehoben, er sei „noch nie im Konkurs oder Zahlungsschwierigkeiten gewesen.“ Und weiter: „Max Dillenberg erfreute sich stets großer Beliebtheit. Er war stets hilfsbereit. Noch beim letzten großen Brande hat [er] tatkräftig Hand angelegt. Bei Sammlungen gab er reichlich. Die Absicht einer Geschäftsaufgabe besteht nicht.“8
Der Ovenhausener Altwarenhändler Bernhard Stamm und sein Geschäft werden folgendermaßen charakterisiert: „Stamm hatte Kolonialwaren, heute nichts mehr. Er handelt nur noch mit Lumpen und altem Eisen. Er betreibt das Geschäft mit seinem Sohn Max. […] Die Familie Stamm führt ein zurückgezogenes Leben. Sie schlägt sich redlich mit dem kleinen Verdienst durchs Leben.“9
Über Norbert Uhlmann, der in Ovenhausen einen „Ziegen- und Wollhandel“ und eine „Kolonialwarenhandlung“ betrieb, heißt es: „Uhlmann handelt auch heute noch mit Ziegen und Fellen. Die Kolonialwarenhandlung liegt ganz still. Vor der Machtübernahme führte U. noch Porzellan- und Glaswaren. Heute nichts mehr. […] Fam. Uhlmann war beliebt. Auch bei besonderen Anlässen stand Uhlemann stets bereit in vorderster Linie. Beim Brande 1935 hat er tatkräftige Hilfe geleistet. Er hatte sich durch die Anstrengung eine Krankheit zugezogen, an der er längere Zeit gelegen hat. Bei Erkrankungen der Ziegen stand er den Leuten mit Rat u. Tat hilfreich zur Seite. Daher auch die allseitige Beliebtheit.“10
Ob die Beurteilungen der Juden in der Stadt Höxter und in den anderen Ortschaften ähnlich wohlwollend oder ambivalent ausfielen, ist unsicher, jedoch sind die entsprechenden Dokumente bisher nicht bekannt und nicht ausgewertet. Aus der Aussage von Zeitzeugen ist aber überliefert, dass viele Juden in der Stadt und in den Ortschaften eher in positivem Ansehen standen. So fügte der Polizist Weber in einem Protokoll bezogen auf Fürstenau einmal sogar anklagend hinzu, nur eine „kleine Gruppe [der Fürstenauer] besteht aus staatsbejahenden Partei- und Volksgenossen, während die andre weit größere Gruppe aus den Juden und judenfreundlichen Elementen besteht.“11 Ebenso erinnerte sich der Überlebende Harry (Helmut) Löwenstein aus Fürstenau, „dass das Dorf selbst in Ordnung war, die Leute waren großartig.“12
Aberkennung von Bürgerrechten und Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben
Vor allem ab dem Herbst 1937 setzte eine Radikalisierung der wirtschaftlichen Judenverfolgung ein, die zu dieser Zeit vor allem auf die Verstärkung des Auswanderungsdrucks auf die Juden abzielte. Auf diesem Hintergrund ist auch die lange Reihe der Gesetze und Verordnungen des Jahres 1938 zu sehen, durch die den Juden ihre berufliche Tätigkeit und damit die Sicherung ihrer Existenz zunehmend unmöglich gemacht wurde, so dass sie bald nicht mehr als Geschäftsleute, Viehhändler, Ärzte, Apotheker, Anwälte, Notare, Steuerberater usw. in ihren Wohnorten leben konnten und so ihre materielle Existenz aus ihren Ersparnissen und mit ihrem Vermögen bestreiten mussten.
Durch eine Flut gesetzlicher Maßnahmen, die hier nur unvollständig und an Beispielen dargestellt werden können, wurde die völlige Ausschaltung der Juden aus dem beruflichen, wirtschaftlichen und damit auch aus dem gesellschaftlichen Leben immer weiter vorangetrieben. Ab Juli 1938 mussten sich alle Juden durch eine besondere „Kennkarte“ ausweisen, und eine Verordnung vom 17. August 1938 erlegte ihnen zusätzlich auf, ihrem Vornamen ab Januar 1939 den Namen „Israel“ bzw. „Sara“ beizufügen.13 Im Oktober 1938 wurden die Reisepässe der Juden ungültig und erlangten erst wieder Gültigkeit, wenn sie mit einem großen „J“ versehen waren.14
Der aus Höxter stammende Max Netheim verlor seine Rechtsanwaltspraxis in Osnabrück und durfte als sog. „Konsulent“ nur noch Juden beraten.15 Die jüdischen Zahnärzte wurden am 12. Januar 1938 durch neue Zulassungsordnungen aus den Krankenkassen ausgeschlossen. Dem Tierarzt Dr. Leo Pins wurde die Bestellung als Fleischbeschauer entzogen, und er konnte nur mit besonderer Genehmigung noch als Klauenpfleger arbeiten.16 Mit dem 30. September verloren auch die jüdischen Ärzte ihre Approbation und durften als „Krankenbehandler“ nur noch jüdische Patienten versorgen.17 So schrieb Dr. Richard Frankenberg am 1. November 1938 an Otto Pins nach Palästina: „Wir leben recht einsam u. zurückgezogen, zumal ich ja auch am 1. X. meine Praxis aufgeben musste.“18
Ebenso wie aus den akademischen Berufen wurden die Juden auch aus dem Handel und dem Geschäftsleben verdrängt. Durch zahllose Maßnahmen, die hier nur summarisch und an wenigen Beispielen dargestellt werden können, wurden ihnen spätestens jetzt endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Mit der Verordnung vom 27. April 1938 wurden sie gezwungen, ihre Vermögensverhältnisse offenzulegen und alle Vermögen (Haus- und Grundbesitz, Betriebsvermögen, Bankguthaben usw.) über 5.000 RM beim Finanzamt anzumelden.19 Diese in der folgenden Zeit wiederholt zu erneuernden Verzeichnisse dienten den Behörden in der Folgezeit dazu, den Besitz der Juden möglichst vollständig zu erfassen und schließlich durch die Arisierung zu enteignen.
Die Dritte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. Juni 1938 zwang alle jüdischen Betriebe, Geschäfte und Handlungen, sich in besonderen jüdischen Gewerbelisten registrieren zu lassen.20 In allen Orten wurden daraufhin (immer wieder überarbeitete und veränderte) „Aufstellungen“ angelegt, in denen die örtlichen Behörden die Art des „Geschäftsbetriebes“, die Grundstücksgrößen und den Wert der Häuser und Grundstücke zu erfassen hatten. Zugleich hatten die Gemeinden auch bereits Stellung zu nehmen, wie in der folgenden Zeit mit den Geschäften zu verfahren sei: „ob bei Arisierung Liquidation oder Weiterführung erfolgen soll“.
Während danach etwa die Kolonialwarengeschäfte von Paula Netheim in Ottbergen und David Schlesinger21 in Albaxen weitergeführt werden sollten,22 weil es für sie im Ort keinen Ersatz gab, schlugen die örtlichen Behörden für die jüdischen Viehhandlungen und Geschäfte in Fürstenau die „Liquidation“ vor. Zu Ovenhausen hieß es summarisch einfach: „Es sind genügend arische Geschäfte vorhanden, sodaß kein Bedarf der Weiterführung der Geschäfte vorliegt.“23
Bereits in den vorangehenden Jahren hatten die Behörden den in der ländlichen Umgebung Höxters zahlreichen Viehhändlern ihren Handel immer weiter erschwert. So wurde dem Fürstenauer Viehhändler David Löwenstein schon 1935 verboten, die von ihm verkauften Tiere am Bahnhof in Fürstenberg zum Transport zu verladen,24 und bereits durch solche und ähnliche Maßnahmen hatten die jüdischen Viehhändler bereits große Teile ihres Umsatzes verloren.25
Zum 30. September 1938 wurden ihnen auch keine Legitimationskarten als „Wandergewerbetreibende“ mehr ausgestellt, und die bisherigen Dokumente verloren ihre Gültigkeit. Das entsprechende Gesetz bestimmte dazu ausdrücklich: „Eine Entschädigung für persönliche oder wirtschaftliche Nachteile, die durch die Durchführung dieses Gesetzes entstehen, wird nicht gewährt.“26
Entsprechende Maßnahmen betrafen nicht nur die einzelnen Juden, sondern auch die jüdischen Gemeinden, die im Januar 1938 ihren Status als Körperschaften öffentlichen Rechts verloren und sich nur noch als einfache Vereine eintragen lassen konnten27 und damit ab dem folgenden Jahr unter anderem auch zur Grundsteuer herangezogen wurden. Den Vorstand der neuen „Jüdischen Kultusvereinigung Jüdische Gemeinde Höxter“ übernahmen zuletzt Paul Netheim, Dr. Richard Frankenberg und Dr. Leo Pins.28
Einzelaktionen – Übergriffe auf Hab, Gut und Leben
Mit all diesen gesetzlichen Maßnahmen zur Ausschaltung der Juden aus der Wirtschaft einher ging die Wiederaufnahme der sogenannten „Einzelaktionen gegen Juden“, bei denen die Häuser der Juden nachts mit Farbe und rassistischen Sprüchen beschmiert wurden, so z. B. bereits etwa 1936 bei der Viehhändlerfamilie Dillenberg in Höxter, wo sich sogar die „arischen“ Dienstmädchen empörten: „Diese Schweinickels! Wir müssen es wieder sauber machen!“29 Zu ähnlichen Beschmierungen mit antisemitischen Parolen kam es auch an anderen jüdischen Häusern in der Stadt und in den Ortschaften.
In der Nacht des 6./7. September 1938 wurden in Ovenhausen die Häuser der Familien Dillenberg, Uhlmann und Stamm mit Kalkmilch bestrichen, und mit Ölfarbe wurden Sprüche wie „Der Jude ist ein Blutsauger“ oder „Schacherer“ an die Türen geschrieben, wobei sich der die Tat aufnehmende Polizist beeilte, in seinem Protokoll hinzuzufügen: „Nach der Art der Ausführung der Taten muß mit Sicherheit angenommen werden, daß Nationalsozialisten oder politisch überzeugte Gegner der Juden nicht die Täter gewesen sind, da durch ein derart sinnloses Verschmutzen straßenwärts gelegener Häuserfronten nur das Gegenteil von dem erreicht werden kann, was die NSDAP. mit ruhiger Überlegenheit in zielbewußtem sauberem Kampf erreichen will.“30
Auch in Fürstenau „wurden den Juden des öfteren die Fenster eingeschlagen oder die Häuser mit Kalkmilch beschmiert“, wie die Polizei im August 1938 festhielt. Vor allem im September und Oktober kam es zu zahlreichen Übergriffen. Am 21. September wurde bei den Brüder Siegfried und Moritz Bachmann, bei Emanuel Jacobi und bei Markus Judenberg Scheiben mit Steinen eingeworfen oder eingeschlagen.31 Dasselbe wiederholte sich am 3. Oktober bei Moses Bachmann, David Löwenstein, Meier Bachmann32 und am 16. Oktober bei dem Kaufmann Emanuel Jacobi und der Familie Pins, wo das Protokoll ausdrücklich festhält: „Seit dem 6.7.38 ist es jetzt das dritte Mal, daß bei Pins Nr. 76 Fensterscheiben eingeworfen wurden, ohne daß es bisher gelang, die Täter zu ermitteln.“33 Die Juden waren schließlich gezwungen, ihre Fenster mit Sperrholz zu vernageln, wie sich der Überlebende Harry (Helmut) Löwenstein erinnerte.34
Die Polizei nahm zwar die Anzeigen der betroffenen Juden formal zu Protooll, tat aber nichts, um die Täter zu ermitteln, „da derartige Streiche schon von alters her verübt wurden“, wie der Polizist Weber formulierte,35 ein „ausgesprochener Judenhasser“, der auch schon mal Fürstenauer Bürger einschüchterte, wenn sie bei Juden gekauft hatten.36 In einem Protokoll vom Oktober 1938 heißt es entsprechend, es seien „auch schon in früheren Jahren Steine aus Hänselei an die Haustür geworfen worden […]. Mir wurde auch schon früher von Fürstenauern erzählt, daß die Juden schon vor dem Krieg37 hätten herhalten müssen und öfter durchgebleut wurden.“38 Die Misshandlung von Juden und die Beschädigung ihres Eigentums waren für Weber so etwas wie ein ortsüblicher Brauch, und genauere Ermittlungen hielt er für überflüssig.
Der wohl schwerste Vorfall in Fürstenau geschah in der Nacht des 22./23. August 1938, als Gefolgsleute der Partei die aus Eichenholz bestehende und mit Eisenblech beschlagene Eingangstür der Synagoge aus dem Mauerwerk brachen, in das Innere eindrangen und die Synagoge schändeten. Sie nahmen die Dinge mit, die zum religiösen Gebrauch bestimmt waren: „2 Thorarollen, 6 Gebetsmäntel, 2 Plüschdecken, Thorabänder, Gebetbücher und eine weiße Decke“ und verstreuten sie „in allen Teilen des Dorfes“.39 Alle Gegenstände wurden wiedergefunden, waren jedoch zum Teil beschädigt. Zwar gab es daraufhin Ermittlungen und Zeugenbefragungen, und sogar die Gestapo Bielefeld war eingeschaltet, aber die Täter wurden nicht ermittelt. Vielmehr warf der wiederum ermittelnde Polizist den Juden vor, sie hätten „alles getan, um eine erfolgreiche Spurenarbeit unmöglich zu machen“. Er schlug deshalb sogar die „Inhaftnahme“ einiger Juden vor, was jedoch von der Gestapo abgelehnt wurde.40
Jedoch vergriffen sich die Nazis nicht nur am Hab und Gut der Juden, sondern immer häufiger waren die jüdischen Mitbürger auch den verschiedensten Diskriminierungen und Angriffen ausgesetzt. So berichtet eine Zeitzeugin über den Versuch eines glühenden Nazi, Dr. Frankenberg an der Behandlung eines Kleinkindes zu hindern: „Da wurde er einmal gerufen in die Brenkhäuser Straße. Da war ein Kind geboren worden und da kam der Vater des Kindes, der Doktor möchte kommen, die Hebamme vermutete, es käme noch ein Zwilling. Darauf ist er hingefahren und erzählte mir später: ›Stelle Sie sich vor, was mir passiert ist; da komme ich da rein, und da steht da der Hauswirt, der Decker, faßt mich vor die Brust: ›Hier kommt kein Jude rein!‹ Darauf habe er gesagt: ›Ich bin Arzt und bin gerufen worden; es geht dabei um Leben oder Tod, das ist eine ganz gefährliche Sache.‹ Dann habe er den Hauswirt genommen und an die Seite gestellt: das war ein Kriegsbeschädigter aus dem 1. Weltkrieg, ein Beinamputierter. Und Dr. Frankenberg fügte hinzu: ›Ja, sowas, das erlebt man schon.‹“41
Gerade weil der jüdische Arzt Dr. Frankenberg in der Stadt allseits geschätzt wurde, war er nach Berichten von Zeitzeugen besonders häufig das Ziel körperlicher Angriffe. „So lauerte z. B. der Ortsgruppenleiter dem Arzt Dr. Frankenberg mehrfach in der Dunkelheit auf, wenn dieser von einem Besuch eines befreundeten ›arischen‹ Zahnarztes zurückkehrte, und versuchte, ihn zu überwältigen. Dr. Frankenberg konnte jedoch jedesmal rechtzeitig entkommen und sich in Sicherheit bringen.“42
Nicht einmal vor den Kindern machte der Rassenhass Halt, wie sich eine andere Zeitzeugin erinnerte, als neun Wochen vor der Pogromnacht der Sohn des Kaufmanns Löwenstein am 2. September 1938 geboren wurde: „Er hatte ein Kind. Als das geboren wurde, sollte man im Krankenhaus nicht helfen, aber die Ärzte und die Hebamme haben geholfen. Und aus Dankbarkeit hat er dann die ganze Baby-Wäsche dagelassen, weil er ja schon was ahnte, daß sie ihm das ja doch mal alles wegnahmen, weil ja schon die Scheiben eingehauen worden sind und sowas alles.“43
Wegzüge und Auswanderungen 1935 – 1938
Die immer weiter verschärften Maßnahmen und Einschränkungen und die immer mehr um sich greifenden Einzelaktionen und Übergriffe führten zu einer zweiten und größeren Auswanderungswelle, die vor allem die Juden der mittleren Generationen ins Exil trieb, während die älteren und stärker mit ihrem langjährigen Wohnsitz verbundenen Juden wohl lieber weiterhin in Höxter bleiben wollten, wo sie ihren Lebensmittelpunkt hatten und wo viele auch Häuser und Grundstücke besaßen.
Vor allem viele der alteingesessenen Juden fühlten sich offenbar weiterhin noch sicher. Emma Bitterberg, ehemalige Hausangestellte bei Dr. Frankenberg, erinnerte sich etwa: „Frau Frankenberg hat oft gesagt: ‚Richard, laß uns doch auch auswandern.‘ ‚Ach‘, sagte er darauf, ‚in meiner Heimat tut mir doch keiner was. […] ‚Solange der Heinrich Trost44 hier ist, tut mir überhaupt keiner was.‘“ Ähnlich dachten offenbar auch andere Juden, wie etwa der aus Ottbergen stammende Julius Netheim, der seit seiner Heirat in Norden lebte und über den seine Frau noch 1938 mehrfach an die nach Palästina emigrierte Tochter Ruth schrieb: „Der lb. Papa hat jetzt auch wieder keine Meinung zum Auswandern.“ „Der lb. Papa hofft noch immer auf bessere Zeiten“.45
Vor der Auswanderung standen zudem zahlreiche Hindernisse, die viele Juden an der Auswanderung hinderten. Vielen von ihnen fehlte auch einfach die Mittel, um die Flucht und den Aufenthalt in einem anderen Land zu finanzieren. Vor ihrer Abreise mussten sie eine ‚Reichsfluchtsteuer‘ von 10 % ihres Vermögens zahlen und andere Teile ihres Vermögens dem Staat überlassen. So konnte die verwitwete Bertha Rothenberg aus Stadtoldendorf ihrem Sohn Karl nicht in die USA folgen, weil sie nicht mehr über ihr Vermögen verfügen durfte, das unter die Devisenbewirtschaftung gestellt wurde.46 Sie zog daraufhin im September 1938 nach Höxter und wurde von hier 1942 nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet.
Zum 5. Oktober 1938 verloren die Reisepässe der Juden die Gültigkeit, wurden eingezogen und zumeist erst wieder erteilt, wenn die Auswanderungswilligen ein zur Aufnahme bereites Land gefunden hatten – versehen mit dem großen roten ‚Judenstempel‘.47 Vor allem aber galt es ein Land zu finden, das bereit war, die Flüchtlinge aufzunehmen. Die Schweiz hielt ihre Grenzen geschlossen. Die USA verlangten ein ‚Affidavit‘, die Garantie eines dortigen Verwandten oder Bekannten, gegebenenfalls finanziell für den Zuwanderer zu bürgen. Palästina, das gelebte Land Erez Israel war britisches Mandatsgebiet, das nur sehr begrenzt eine Einwanderung erlaubte.
Auch wegen der sprachlichen Hürden emigrierten zahlreiche Höxteraner Juden zunächst in die Nachbarländer, in die Niederlande, nach Belgien und England, die meisten wohl weniger, um sich dort auf Dauer niederzulassen, sondern vielmehr, um von dort in die USA oder in andere Länder nach Übersee weiterzuziehen, und dafür war Englisch wenn auch nicht unabdingbar, so doch auf jeden Fall sehr hilfreich und nützlich: „Die haben ja dann Englischkurse undundund…“ [gemacht], wie sich ein alter Höxteraner erinnerte.48
Etlichen Höxteraner Juden49 gelang in diesen Jahren auch die Auswanderung nach Südamerika, wo die Einwanderungsbedingungen weniger restriktiv als in anderen Ländern. Vor allem Montevideo (Uruguay) und Argentinien waren das Ziel mehrerer Höxteraner Juden. Einer kleinen Zahl von ihnen gelang auch die Emigration nach Palästina, und einzelne konnten auch nach Australien flüchten, die dort entfernte Verwandte hatten.50
Insgesamt etwa 35 Juden zogen in der Jahren von 1936 bis zur Pogromnacht 1938 aus Höxter fort, manche, die sich nur kürzere Zeit hier aufgehalten hatten und zu ihren Familien zurückkehrten, andere, die Höxter mit ihrer Heirat verließen oder zur Arbeit in andere Städte zogen, aber etwa zwanzig jüdische Mitbürger emigrierten in den Jahren 1936 bis 1938 in Ausland. Die Gesamtzahl der aus Höxter stammenden oder für einige Jahre hier lebenden Juden, die nach 1933 ins Ausland emigrierten lässt sich nur näherungsweise ermitteln. Die folgende Zusammenstellung ist unvollständig.
- Ferdinande Bachmann geb. Fischel (* 1882 in Rimbeck), Frau des Landhändlers Hermann Bachmann, lebte seit dem Tod ihres Mannes ab 1918 als Witwe in Höxter und folgte am 26.08.1937 ihre Kindern Erna und Albert nach Amsterdam. Sie überlebte in einem Versteck und emigrierte 1947 zu ihrer Tochter Erna nach Australien.
Die Tochter Erna Bachmann (* 1911 in Höxter) war bereits am 09.09.1931 in die Niederlande gezogen und emigrierte am 25.10.1938 mit ihrem Mann Hans Waldstein (* 1901 in Halle) und dem Sohn Paul Hermann (* 1933) nach Australien.
Ernas Bruder Albert Bachmann (* 1909 in Höxter) war Schuhmacher geworden und emigrierte am 22.07.1933 als Dekorateur nach Amsterdam. Er wurde am 15.07.1942 mit seiner dort geheirateten Frau Charlotte geb. Asch (* 1913 in Stadthagen) und dem Sohn Werner (* 1936 in Amsterdam) nach Auschwitz deportiert und mit seiner Familie ermordet.
- Rudolf Baruch (* 1897 in Herten), der nach dem Tod seines Schwiegervaters Siegmund Rosenberg den Land-, Baustoff- ud Kohlenhandel der Familie weitergeführt hatte, gelang es, mit seiner Frau Anny geb. Rosenberg (* 1902 in Höxter) und der Tochter Ursula (* 1924 in Höxter) am 19.04.1937 nach Palästina zu emigrieren.
- Der Viehhändler Albert Dillenberg (* 1898 in Höxter), der nach seiner anscheinend nicht abgeschlossenen juristischenen Ausbildung als Viehhändler und „Winkeladvokat“ in Höxter lebte, emigrierte am 11.01.1936 nach Südamerika (vermutlich Uruguay). Seine Schwester Käthe Dillenberg (* 1896 in Höxter) zog im Mai 1937 nach Castrop-Rauxel zu ihrer dort mit dem Viehhändler Siegfried Blumenthal verheirateten Schwester Sofie und emigrierte am 16.09.1937 nach Montevideo (Uruguay).
Auch Michael Kupfer (* 1886 in Schmalnau), der 1923 die Schwester Emmy Dillenberg geheiratet hatte und nach ihrem frühen Tod zunächst nach Stadtoldendorf gezogen war, emigrierte nach einem kurzen Aufenthalt in Castrop-Rauxel am 27.10.1936 zunächst nach Amsterdam und von dort am 02.09.39 nach Uruguay.
Julius Dillenberg (* 1981 in Höxter), ein Cousin der Vorstehenden, emigrierte am 31.07.1937 mit seiner Frau Hertha geb. Weinberg (* 1902 in Herne) zu deren Verwandten nach Amsterdam. Sie wurden am 21.04. 1943 nach Theresienstadt deportiert. Julius Dillenberg wurde am 21.10.1944 in Auschwitz ermordet, während seine deutlich jüngere Frau überlebte und nach ihrer Rückkehr in die Niederlande ein zweites Mal heiratete.
- Dei drei Töchter der Familie Dreifuss emigrierten ebenso wie ihre geschiedene Mutter in die USA. Grete Dreifuss (* 1908 in Höxter) zog 1926 nach Paderborn und emigrierte am 16.06.1938 über Zürich in die USA. Ihre Schwester Erna Dreifuss (* 1910 in Höxter) zog bei ihrer Heirat mit dem Wäschereibesitzer Joseph Rothschild am 27.02.1936 nach Duisburg und Schaafheim und emigrierte am 08.12.1939 mit ihrem Mann und dem Sohn John in die USA. Die jüngste Schwester Ilse Dreifuss (* 1912 in Höxter) zog am 01.12.1937 nach Paderborn und emigrierte mit ihrem Mann Ernst Plaut am 30.09.1938 in die USA. Die Mutter Minna Dreifuss geb. Rosenstern (* 1879 in Höxter) folgte ihren Töchtern am 06.07.1940 nach New York. Ihr geschiedener Mann Max Dreifuss (* 1872 in Nonnenweier), der bereits 1932 aus Höxter verzogen und am 06.10.1933 nach Frankreich emigriert war, wurde von dort am 03.02.1944 zur Ermordung nach Auschwitz deportiert.
- Ella Herrmann geb. Franke (* 1883 in Düsseldorf), die seit 1920 mit dem Viehhändler Heinrich Herrmann in Höxter lebte und seit 1935 geschieden war, meldete sich am 03.10.1936 aus Höxter ab und emigrierte mit dem schon 1932 aus Höxter verzogenen Sohn Rudolf Herrmann (* 1910 in Hilden) am 30.10.1936 über Bordeaux nach Montevideo (Uruguay).
- Otto (Jacob) Pins (* 1917 in Höxter) nahm von 1935 bis 1936 in Stettin an einem Hachschara-Lager teil und emigrierte am 01.09.1936 über Marseille nach Palästina.
- Siegfried Ransenberg (* 1907 in Höxter), der 1922 nach Markoldendorf gezogen war und nur kurze Zeit wieder nach Höxter zurückkehrte, emigrierte am 14.01.1938 nach Montevideo (Uruguay).
- Grete Wallhausen (* 1913 in Markoldendorf) emigrierte mit hrem Mann Walter Beverstein (* 1913 in Bevern) nach Avigdor (Argentinien), wohin Gretes Eltern Siegmund Wallhausen (* 1885 in Markoldendorf) und Bertha geb. Berghausen (* 1879 in Petershagen) am 11.12.1940 folgten.
- Der Landhändler Julius Weinberg (* 1903 in Steinheim), der mit seiner Familie seit 1928 in Höxter lebte, emigrierte am 31.07.1937 mit seiner Frau Grete geb. Bornheim (* 1904 in Steinheim) und der Tochter Renate (* 1928) nach Uruguay.
Widerstand in Höxter?
Über die Reaktion der ‚arischen‘ Höxteraner auf die immer schärfere Verfolgung ihrer jüdischen Mitbürger ist nur wenig bekannt und schon gar nicht von offenem Widerstand. Sicher standen manche oder vielleicht auch mehrere den immer weiter verschärften Maßnahmen und Einzelaktionen ablehnend gegenüber, aber zahlreiche andere teilten den Antisemitismus der Nazis, und manche hofften auch auf ihren eigenen Vorteil durch die Verdrängung ihrer Konkurrenten oder fürchteten eigene Nachteile und mieden den Kontakt.
Fast serienweise wurden im November 1938 mehrere Höxteraner verwarnt, weil sie im Kaufhaus Löwenstein eingekauft oder den Arzt Dr. Frankenberg aufgesucht hatten.51 Sie hatten sich „innerhalb 8 Tagen schriftlich zu äussern“ oder wurden gar zum Bann einbestellt.52 Sogar um ihre wirtschaftliche Existenz hatten manche zu fürchten. Wie etwa die Familie des Höxteraner Buchhändlers H., die den (befreundeten) Dr. Frankenberg zu einem Krankenbesuch in Haus geholt hatte. Die Buchhandlung musste daraufhin im September/Oktober 1938 für mehrere Wochen von der Stadt Höxter, den Schulen und sonstigen öffentlichen Einrichtungen boykottiert werden. Erst nach der Einsicht, „welch schweren Fehler er begangen hat“ und „zum Zeichen seiner geänderten Gesinnung eine Buße in Höhe von 400.– RM an das Winterhilfswerk gezahlt“ hatte, wurde der Boykott nach sieben Wochen aufgehoben.53
Sogar die Friseure schlossen sich den Boykottmaßnahmen gegen die Juden an, und sämtliche Innungsmeister beschlossen im August 1938, „jüdische Elemente“ nicht mehr in ihren Geschäften zu bedienen und auf Schildern in den Schaufenstern darauf hinzuweisen. Das NS-Volksblatt begrüßte diese Maßnahme, denn sie zeige, „daß auch in unserer Heimat rassebewußtes Denken immer weitgreifender zu eindeutigen Entscheidungen führt.“54 Dass die Juden trotzdem nicht unfrisiert blieben, war dem Friseur Heinz Sehr zu verdanken, einem Kommunisten, der sein Geschäft in der Westerbachstraße führte und nachts zu den Juden schlich, um ihnen die Haare zu schneiden.55
Natürlich sprachen sich all solche Maßnahmen in der Stadt herum und taten auch bei den Höxteranern ihre Wirkung, zumal die Repressionen vor allem den in der Stadt allgemein angesehenen und wegen ihres sozialen Engagements bei den Mitbürgern beliebten Juden galten, die auch noch in diesen Jahren vor allem bei den ärmeren Höxteranern das Bild der Juden prägten. Immerhin war Dr. Frankenberg als „Armenarzt“ allseits bekannt und hatte durch sein Engagement bei der Verschickung Hunger leidender Kinder aus Höxter, langjähriger Kolonnenarzt des Roten Kreuzes und wegen sozialen Engagements allseits beliebter Mitbürger hohes Ansehen gewonnen.
Ebenso war die Kaufmannsfamilie Löwenstein durch ihren kostenlosen Mittagstisch zur Speisung armer Kinder, die Unterstützung der Familien von Wöchnerinnen und natürlich durch ihr breites und günstiges Warenangebot vor allem bei den ärmeren Schichten der Höxteraner beliebt. Jedoch auch sie trauten sich nicht mehr, bei den Löwensteins einzukaufen, und schickten nur noch ihre Kinder, weil meine „Eltern sich dann doch mehr oder weniger ein bisschen scheuten, jetzt dort einkaufen zu gehen, […] so dass wir dann immer noch nach wie vor zu Löwenstein geschickt wurden. […] Uns hat es ja auch nichts ausgemacht.“56
Wie sehr jedoch auch diejenigen Höxteraner eingeschüchtert waren, die keine Parteigänger der Nazis waren, wird aus Erinnerungen von Zeitzeugen erkennbar. So verhielten sich etwa die die Arztkollegen von Dr. Frankenberg „immer stickum,“ denn von ihnen „hätte sich wohl keiner getraut, gegen die Misshandlung anzugehen.“57 Sogar der einfache Kontakt zu Juden wurde vermieden. So berichtet eine Zeitzeugin von einem Erlebnis auf der Bleiche an der Weser mit ihrer Mutter. Auf dem Platz neben ihnen hatte die Jüdin Regina Simson geb. Himmelstern ihre Wäsche ausgebreitet. Als diese bemerkte, dass sie die Gießkanne vergessen hatte, fragte sie, ob man ihr wohl eine Kanne leihen könne. Daraufhin habe die Mutter der Zeitzeugin gesagt: „›Ja, nehmen Sie sie man!‹, und dann sind wir schnell verduftet. Denn wenn das einer gesehen hätte, dann waren wir dran. So gefährlich war das.“58
In den Akten erhalten ist aber auch der Brief des Inhabers der Firma Waffenschmidt & Co., in dem er sich für den Ovenhausener Altwarenhändler Bernhard Stamm einsetzt, dem die Geschäftstätigkeit verboten war, der aber trotzdem noch Beiträge an die Industrie- und Handelskammer zahlen sollte: „Wir sind von jeher ein Judenfeind gewesen, aber hier muss man auch wieder Mensch sein. ––– Der Mann müßte den Betrag zurückhaben, denn er hat kein Geschäft.“
Dass sich auch durchaus nicht alle Höxteraner vom Besuch der jüdischen Geschäfte abhalten ließen, zeigt die Erinnerung der 1935 geborenen Renate Steinsiek geb. Hille, deren Mutter ihr zum dritten Geburtstag 1938 eine Puppe schenkte, die sie auf den Wunsch der kleinen Tochter im Geschäft Löwenstein gekauft hatte, obwohl sie dafür von Parteigenossen beschimpft wurde.
Anmerkungen
1 StA Hx, … 14.11.1935.
2 Die damals handvermittelten Telefongespräche konnten mitgehört werden.
3 Brief von Dr. Frankenberg an seine Verwandten in Alkmaar, 13.10.1936.
4 StA Hx, •••., 9.11.1936. Im Haus befand sich das Geschäft des Bruders Paul Netheim, der nebenan in der Rosenstr. 2 wohnte. Vgl. auch ein entsprechendes Schreiben an die Witwe Himmelstern, Westerbachstraße 12, StA Hx, •••, 4.10.1936.
5 StA Hx, C II, 4,2, 13.7.1937 ff. Ein weiterer Grund für seinen Umzug war wohl auch, dass er niemand mehr fand, der im vor dem Sabbat das Feuer und die Kerzen entzündete. – 1938 zog Lewertoff (wohl im Zusammenhang der Arisierung seines Hauses Am Rathaus 13) wieder zur Famiie Uhlmann nach Ovenhausen und meldete sich nach mehreren Wohnungswechseln am 27.8.1940 in ein Altersheim nach Frankfurt ab.
6 Für die Stadt Höxter sind diese Unterlagen bisher nicht bekannt oder anscheinend nicht überliefert, deshalb wird hier auf die entsprechenden Akten der Dörfer zurückgegriffen.
7 StA Hx, auf die Verfügung vom 15.10.1937.
8 Ebd.
9 Ebd.
10 Ebd.
11 StA Hx, D-Hx-Land 034 018, 27.8.1938.
12 Hary Lowenstein am 27.10.2013 im Holocaust Center in Maitland, Florida.
13 Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17.8.1938.
14 Verordnung über Reisepässe für Juden vom 5.10.1938.
15 Fünfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 27.9.1938.
16 Vgl. das im folgenden Teil abgedruckte Dokument.
17 Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.7.1938. Vgl. auch das im folgenden Teil abgedruckte Dokument.
18 Brief von Dr. Richard Frankenberg an Otto Pins, 4.11.1938.
19 Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 26.4.1938.
20 Dritte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14.6.1938. – Ab Juli 1938 durften Juden keine eigenen Gewerbe mehr anmelden.
21 Für das Kolonialwarengeschäft Schlesinger scheint zunächst eine Fortführung in Zusammenarbeit mit dem Höxteraner Kaufhaus Löwenstein im Gespräch gewesen zu sein.
22 StA HX, D-Hx-Land 034 018, Juli/August 1938. Auch später hielt es der Amtsbürgermeister noch für „dringend erforderlich, die frühere jüdische Verkaufsstelle Netheim bestehen zu lassen. Auch die örtlichen Stellen der NSDAP. sowie der Bürgermeister Zurwehme in Ottbergen treten dieser meiner Ansicht bei.“ Entsprechendes galt auch für die „Verkaufsstelle Schlesinger“ in Albaxen. KA HX, 10.12.1938.
23 Die im Archiv der Stadt Höxter vorliegenden Dokumente können hier nur in Auswahl abgedruckt werden.
24 StA Hx, … 22./23.11.1935.
25 Siehe dazu im Vorangehenden sowie den Abdruck einiger weiterer Dokumente im folgenden Teil.
26 Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung vom 6.7.1938.
27 Gesetz über die Rechtverhältnisse der jüdischen Kultusvereinigungen vom 28.3.1938.
28 Siehe dazu im folgenden Teil.
29 Heinrich Alsweh, 4.8.1988.
30 StA Hx, D-Hx-Land 034 018, 7.9.1938.
31 StA Hx, D-Hx-Land 034•018, 22.9.1938.
32 StA Hx, D-Hx-Land 034•018, 5.10.1938.
33 StA Hx, D-Hx-Land 034•018, 17.10.1938.
34 Hary Lowenstein am 27.10.2013 im Holocaust Center in Maitland, Florida.
35 StA Hx, D-Hx-Land 034 018, 27.8.1938.
36 http://www.tenhumbergreinhard.de/19331945opfer/05aaff9bf80b2e603/05aaff9c650776b01.html [10.2.2024].
37 Vor dem Ersten Weltkrieg.
38 StA Hx, D-Hx-Land 034 018, 3.10.1938.
39 StA Hx, D-Hx-Land 034 018, 23.8.1938.
40 StA Hx, D-Hx-Land 034 018, 9.9.1938.
41 Emma Bitterberg, 1987.
42 Aussage von Herrn Walther, wiedergeben bei Köring, S. 41.
43 Rosa Huppermann, 7.2.1988.
44 Heinrich Trost: Kreisleiter der NSDAP, Beigeordneter und damit Vertreter des Bürgermeisters.
45 Briefe vom 21.2.1938 und 23.10.1938. Vgl. die Kopien der Briefe im Archiv der Jacob Pins Gesellschaft.
46 Schreiben des Oberfinanzpräsidenten Hannover, 21.10.1938. In: Sie waren unsere Nachbarn. Die Geschichte der Juden in Stadtoldenburg […]. Holzminden, Mitzkat, 1996/2, S. 42.
47 Siehe den im Vorangehenden abgedruckten Reisepass für den in Höxter geborenen Erich Weißenstein.
48 Zeitzeuge Heinrich Alsweh, 4.8.1988.
49 In den vorangehenden Jahren in Höxter geborene sowie nur kürzere Zeit in Höxter wohnende und von hier verzogene Juden konnten hier nicht aufgenommen werden. Vgl. dazu entsprechende Zusammenstellungen an anderer Stelle.
50 Die Übersicht über die in den Jahren 1936 bis 1938 aus Höxter geflohenen Juden berücksichtigt in der Regel nur diejenigen, die in diesen Jahren in Höxter lebten, nicht aber die in Höxter geborenen oder nur für eine Zeit hier lebenden Juden. Die verschiedenen Schicksale sind an anderer Stelle zusammengestellt.
51 Beispiele der Vorladungen sind im folgenden Teil abgedruckt.
52 Schon am 4.8.1938 haate das NS-Volksblatt geschrieben: „In Deutschland wird nun kein jüdischer Arzt mehr einen deutschblütigen Menschen behandeln dürfen“.
53 StA HX ••• 5.9.1938, 26.10.1938.
54 NS-Volksblatt, 23.8.1938.
55 Rosa Huppermann, 7.2.1988.
56 Heinrich Alsweh, 4.8.1988.
57 Emma Bitterberg, 1987.
58 Mariechen Karsten-Haevecker, 9.12.1987.