Höxteraner Juden – geflohen ins Exil
Ebenso wie in ganz Deutschland und in den anderen europäischen Ländern suchten auch zahlreiche Höxteraner Juden ihe Rettung in anderen Ländern, zunächst vor allem im westeuropäischen Ausland, in den Niederlanden, in Belgien und Frankreich, aber bald auch in Palästina, in den USA, in Südamerika und bis hin nach Shanghai, Australien und Südafrika. Insgesamt mindestens 110 der in Höxter und in den heute eingemeindeten Ortschaften lebenden, hier geborenen oder zeitweise wohnhaften Juden flohen ab 1933 ins ausländische Exil, oft auch übergangsweise und um von dort weiterzuziehen in ein Land, in dem sie auf Dauer Sicherheit fanden.
Etwa 35 Juden flohen nach 1933 mehr oder weniger direkt aus Höxter ins ausländische Exil, weitere etwa 50 in Höxter geborene oder länger hier lebende Juden flohen nach 1933 aus Deutschland, über 10 in den Ortschaften geborene Juden suchten ihre Rettung im Ausland und ebenso etwa 15 Juden, die nur kurzzeitig in Höxter gelebt hatten.
Die Flüchtlinge sind nach dem Namen geordnet, den sie in Höxter führten. Spätere Namen etwa nach Heirat sind in Klammern hinzugefügt.
Nach der Flucht aus Deutschland im Holocaust ermordete Flüchtlinge sind durch einen vorangestellten ✡︎ gekennzeichnet.
Nicht aufgenommen sind die nicht aus Höxter stammenden jüdischen Schüler des KWG, die ins Exil flohen.
Auf Fotos, Dokumente und Quellenangaben wurde wegen des Umfangs der Datei verzichtet.
Kurzbiografien
Ahron, Hilde Wilhelmine (Stamfort), * 20.7.1910 in Hannover, Tochter des Photographen Armand Ahron und seiner Frau Hedwig Hochfeld.
Sie machte nach der Töchterschule in Höxter ab 1927 in Berlin und Frankfurt eine sozialwirtschaftliche Ausbildung, arbeitete in Berlin in Kinder- und Altenheimen und ging 1933 als Hilde Ahrens nach Frankreich. Sie arbeitete als Kindermädchen und Hausangestellte in Paris und heiratete 1936 den als Jude aus dem Schuldienst entlassenen und ebenfalls nach Frankreich geflohenen Gymnasiallehrer Dr. Otto Stamfort (* 26.11.1901 in Stemmen). Nach Kriegsbeginn wurde sie im Lager Gurs interniert, floh aber im Herbst 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs, arbeitete unter falschem Namen als Hilfskraft in der Landwirtschaft und unterstützte als Dolmetscherin den kommunistischen Widerstand. 1946 kehrten sie nach Deutschland zurück. Dr. Stamfort bekam in Ludwigshafen eine Stelle als Studienrat (Mathematik). Sie engagierten sich beim Aufbau der regionalen KPD und ihrer Jugendorganisation FDJ und zogen 1948 nach Weimar. Dr. Stamfort wurde als ministerialer Oberreferent zum Leiter der Schulaufsicht ernannt und 1951 als Hochschullehrer, 1959 Professor, an die Universität Jena berufen, während seine Frau z. B. bei den jährlichen „Buchenwaldtreffen“ dolmetschte. Nach dem Tod ihres Mannes (14.4.1981 in Kyritz) zog sie zu der Adoptivtochter nach Leipzig, wo sie am 16.1.1993 starb.
Bachenheimer, Betty (Hausdorff), * 15.12.1915 in Hallenberg, Krs. Brilon, Tochter des Kaufmanns Salomon Bachenheimer und der Mathilde geb. Strauß.
Sie lebte nur wenige Monate von Oktober bis Dezember 1934 als Haustochter bei der Höxteraner Familie Himmelstern und ging dann nach Hallenberg zurück.. Am 17.10.1935 zog sie nach Adorf und floh dann nach Palästina, wo sie 1951 in Naharia (Israel) lebte und als Hausdorff verheiratet war. Später zog sie in die USA und lebte zunächst wohl in Seattle, Washington. Sie starb am 14.11.1994 in San Diego, Californien.
✡︎ Bachmann, Albert, * 21.3.1909 in Höxter, Sohn des aus Fürstenau nach Höxter gezogenen Hermann Bendix Bachmann und seiner Frau Ferdinande geb. Fischel aus Rimbeck.
Nach einer Schuhmacherlehre in Stadtoldendorf arbeitete er bis 1933 als Handlungsgehilfe und Dekorateur an verschiedenen Orten in Deutschland. Im Februar 1933 kehrte er für einige Monate nach Höxter zurück und zog dann am 22.7.1933 nach Amsterdam. 1935 heiratete er dort die in Stadthagen geborene Charlotte Asch (* 4.12.1913) und bekam mit ihr den Sohn Werner Hermann (* 17.4.1936). Am 15.7.1942 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert, wo Mutter und Sohn gleich nach der Ankunft am 17.7.1942 ermordet wurden, Albert Bachmann vier Wochen später am 14.8.1942.
Bachmann, Erna (Waldstein), * 11.7.1911 in Höxter, Tochter des aus Fürstenau nach Höxter gezogenen Hermann Bendix Bachmann und seiner Frau Ferdinande geb. Fischel aus Rimbeck.
Sie kehrte nach vier Monaten in Bad Pyrmont am 7.10.1929 nach Höxter zurück und zog dann am 9.9.1931 nach Amsterdam. 1934 heiratete sie den in Halle geborenen Hans Albrecht Waldstein (* 10.8.1901), und 1933 wurde der Sohn Paul Hermann geboren. 1938 floh die Familie aus den Niederlanden nach Australien, wo sie am 25.10.1938 an Land ging und den zweiten Sohn Ernest bekam. Erna Waldstein starb am 10.1.1980 in North Bondi, New South Wales.
Bachmann, Ferdinande geb. Fischel, * 26.3.1882 in Rimbeck, Eltern nicht ermittelt.
Sie zog mit ihrem in Fürstenau geborenen Mann Hermann Bendix Bachmann (1863–1918) um 1905 nach Höxter und bekam mit ihm nach einer früh verstorbenen Tochter 1909 und 1911 die Kinder Albert (1909-1942) und Erna (1911-1980), die seit 1933 bzw. 1931 mit ihren Familien in den Niederlande lebten und wohin ihnen ihre Mutter Ferdinande am 26.8.1937 folgte. Die Tochter Erna floh mit ihrer Familie 1938 nach Australien, während der Sohn Albert mit Frau und Sohn in Auschwitz ermordet wurde. Die Mutter Ferdinande überlebte versteckt in de Niederlanden und gelangte am 2.7.1947 mit dem Schiff Johann de Witt nach Australien, wo sie am 27.2.1961 in Rockwood, New South Wales starb.
Bachmann, Lea geb. Kosing, * 27.7.1878 in Freystadt (Westpreußen). Eltern nicht ermittelt.
Sie heiratete 1901 den Fürstenau geborenen Altwarenhändler Norbert Bachmann und zog mit ihm nach Höxter, wo die drei Kinder Arthur (* 1903), Meta (* 1904) und Martin (* 1906) geboren wurden. Zwei weitere Söhne, Julian (* 1909) und Georg (* 1916) kamen nach dem Umzug der Familie nach Duisburg zur Welt. Mindestens vier der Kinder flohen bald nach 1933 in die USA, und die Eltern folgten ihnen am 25.9.1935 nach New York, wo die Lea am 7.2.1943 starb, ihr Mann Norbert am 16.11.1950.
Bachmann, Norbert, * 8.4.1877 in Höxter, Sohn des um 1875 aus Fürstenau gezogenen Handelsmanns Samuel Bachmann und der aus Marsberg stammenden Gella (Dina) geb. Kosing.
Er heiratete 1901 die in Freystadt (Westpreußen) geborene Lea geb. Rosemann (* 27.7.1878) und zog mit ihr nach Höxter, wo er als Altwarenhändler arbeitete und mit seiner Frau die Kinder Arthur (* 1903), Meta (* 1904) und Martin (* 1906) bekam. Die Söhne Julian (* 1909) und Georg, (* 1916) wurden nach dem Umzug nach Duisburg geboren. Im Ersten Weltkrieg wurde Norbert Bachmann als Soldat leicht verwundet. Mindestens vier der Kinder, Arthur, Meta, Julian und Georg, flohen bald nach 1933 in die USA, und die Eltern folgten ihnen am 25.9.1935 nach New York, wo Lea am 7.2.1943 und Norbert am 16.11.1950 starben.
Baruch, Anny (Änne) geb. Rosenberg, * 29.6.1902 in Höxter, Tochter des Land-, Baustoff- und Kohlenhändlers Siegmund Rosenberg und seiner Frau Kathi geb. Leopold aus Barchfeld.
Sie heiratete 1923 den aus Gelsenkirchen zugezogenen Rudolf Baruch (* 2.10.1897) und bekam mit ihm die einzige Tochter Ursula (* 8.7.1924). Ihr Mann trat als Prokurist in das Geschäft seines Schwiegervaters ein, übernahm es nach dessen Tod (1930) und führte es bis in die NS-Zeit weiter. Am 19.4.1937 floh die Familie nach Palästina, wo sie sich im Kibbuz Kiryat Motzkin ein neues Leben aufbaute und wo die Tochter Ursula 1947 den aus Wien geflohenen Ahron Hausner heiratete. Rudolf und Anny Baruch starben in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Annys in Höxter zurückgebliebene Mutter Kathi Rosenberg und ihre Großmutter Pauline Leopold wurden aus Höxter in den Tod deportiert.
Baruch, Rudolf, * 21.10.1897 in Herten, Sohn des aus Golub (Westpreußen) stammenden Hermann Baruch und seiner in Chicago geborenen Frau Emilie geb. Wolff.
Seine Eltern zogen 1899 mit ihm und seiner Schwester Herta (* 1899) nach Velbert und dann 1901 nach Gelsenkirchen, wo 1908 der Bruder Otto geboren wurde. 1923 heiratete Rudolf Baruch die Höxteraner Kaufmannstochter Anny Rosenberg (* 29.6.1902) und trat als Prokurist in den Land-, Baustoff- und Kohlenhandel seines Schwiegervaters Siegmund Rosenberg ein. Nach dessen Tod (1930) führte er das Geschäft weiter, bis die Familie am 19.4.1937 mit der Tochter Ursula (* 8.7.1924) nach Palästina floh und sich dort im Kibbuz Kiryat Motzkin ein neues Leben aufbaute, wo die Tochter Ursula 1947 den aus Wien emigrierten Ahron Hausner (* 1920) heiratete. Rudolf und Anny Baruch starben in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre in Israel. Rudolf Baruchs Eltern überlebten in den Niederlanden.
Baruch, Ursula (Hausner), * 8.7.1924 in Höxter, Tochter des aus Gelsenkirchen nach Höxter gezogenen Kaufmanns Rudolf Baruch und der Höxteranerin Anny geb. Rosenberg.
Sie verbrachte ihre Kindheit in Höxter, wo ihr Vater den Land-, Baustoff- und Kohlenhandels seines Schwiegervaters Siegmund Rosenberg bis in die 1930er Jahre weiterführte. Am 19.4.1937 floh Ursula als Zwölfjährige mit ihren Eltern nach Palästina. Die Familie baute sich im Kibbuz Kiryat Motzkin ein neues Leben auf, und Ursula heiratete 1947 den 1934 aus Wien nach Palästina geflohenen Ahron Hausner (* 15.8.1920). Ihre Eltern Rudolf und Anni Baruch starben in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre.
Beverstein, Walter, * 5.11.1913 Bevern, Sohn von Siegmund Beverstein und der aus Körbecke stammenden Lina geb. Mathias.
Er kam Ende Januar 1930 aus Salzkotten als kaufmännischer Lehrling zu der Kaufmannsfamilie Weinberg nach Höxter, blieb aber nur sechs Wochen und zog bereits Mitte März 1930 wieder nach Bevern. Er floh 1938 mit seinen Eltern nach Avigdor, Argentinien, heiratete dort die in Markoldendorf geborene Grete Wallhausen und hatte mit ihr den Sohn Juan und ein weiteres Kind. Er starb am 7.12.1960 in Buenos Aires und wurde ebenso wie seine am 15.7.1969 gestorbene Frau auf den Friedhof Tablada bestattet.
Dillenberg, Albert, * 17.3.1898 in Höxter, Sohn des Viehhändlers Joseph Dillenberg und seiner Frau Johanne geb. Bachmann aus Fürstenau.
Er besuchte das Gymnasium, wurde 1916 zum Kriegsdienst eingezogen und legte 1919 sein „Kriegsabitur“ ab. 1922 ging er zum Jurastudium nach Frankfurt und kehrte 1928 als Referendar nach Höxter zurück. Das Referendariat absolvierte er offenbar nicht, sondern war wohl als Vertreter „auf Reisen“ und lebte zeitweise in Berlin. 1934 kehrte er nach Höxter zurück, wo er als „Winkeladvokat“ galt und als Viehhändler seinen Bruder Julius unterstützte. Am 1.11.1936 meldete er sich aus Höxter ab und floh nach Südamerika ins Exil (vermutlich Uruguay).
Dillenberg, Albert, * 18.1.1920 in Ovenhausen, Sohn des nach Fürstenau gezogenen Viehhändlers Hermann Dillenberg und seiner in Fürstenau geborenen Frau Rosa Löwenstein.
Er arbeitete als Metzger in Erkeln und Markoldendorf und ging dann 1936 nach Bielefeld, bis er vermutlich seine Arbeit verlor und wieder nach Fürstenau zurückkehrte. In der Pogromnacht 1938 wurde er festgenommen und mit seinem Vater und seinem Bruder Ernst für neun Wochen in Buchenwald inhaftiert. 1939 (offiziell 16.4.1941) floh er nach England, wo er zunächst in London als Metzger registriert und nach Kriegsbeginn für zwei Jahre interniert wurde. Später ging er nach Birmingham und betrieb dann im nahe gelegenen Solihull ein florierendes Autogeschäft. Er heiratete und bekam mit seiner Frau Betty geb. Feltz den Sohn David. Er starb hochbetagt um 2016 in Solihull.
Dillenberg, Hertha geb. Weinberg, * 26.4.1902 in Herne, Tochter des Kaufmanns Max Moritz Weinberg und seiner Frau Sophie geb. Eichenwald.
Sie heiratete 1932 den Viehhändler Julius Diellenberg (* 12.11.1882), der sein Geschäft nach dem Verkauf des elterlichen Hauses 1933 aufgab. Am 17.8.1937 floh das Ehepaar nach kurzer Zwischenstation in Herne zu Verwandten Herthas nach Amsterdam. Nach der Besetzung Hollands wurden das Ehepaar am 21.4.1943 nach Theresienstadt deportiert. Julius Dillenberg wurde am 19.10.1944 nach Auschwitz weiterverschleppt und dort am 21.10.1944 ermordet. Seine 20 Jahre jüngere Frau Hertha überlebte (vermutlich in Theresienstadt) und zog nach dem Krieg nach Holland, wo sie in zweiter Ehe mit Gerrit Willem Nijhof verheiratet war und nach 1950 starb.
✡︎ Dillenberg, Julius, * 12.11.1882 in Höxter, Sohn des Viehhändlers Joseph Dillenberg und seiner Frau Johanne geb. Bachmann aus Fürstenau.
Er trat in den Viehhandel seines Vaters ein und führte ihn nach dessen Tod weiter. 1932 heiratete er die aus Herne stammende Hertha Weinberg (* 26.4.1902). 1933 gab er den Viehhandel auf, das Haus wurde verkauft, und er zog mit seiner Frau in eine andere Wohnung. Am 17.8.1937 flohen die beiden nach kurzer Zwischenstation bei Verwandten in Herne zu Angehörigen Herthas nach Amsterdam. Nach der Besetzung Hollands wurden das Ehepaar am 21.4.1943 nach Theresienstadt deportiert. Julius Dillenberg wurde am 19.10.1944 nach Auschwitz weiterverschleppt und dort ermordet. Seine 20 Jahre jüngere Frau Hertha überlebte (vermutlich in Theresienstadt) und ging nach dem Krieg nach Holland, wo sie in zweiter Ehe mit Gerrit Willem Nijhof verheiratet war und nach 1950 starb.
Dillenberg, Käthe (Kupfer, Goldstein), * 27.3.1896 in Höxter, Tochter des Viehhändlers Joseph Dillenberg und seiner Frau Johanne geb. Bachmann aus Fürstenau.
Sie kehrte nach einer Anstellung in Frankfurt 1931 nach Höxter zurück. Am 24.5.1937 zog sie für kurze Zeit zu ihrer in Castrop verheirateten Schwester Sofie und floh von dort am 16.9.1937 über die Niederlande nach Uruguay. Dort lebte sie mit mit ihrem Mann Michael Kupfer, dem Witwer ihrer 1923 verstorbenen Schwester Emmy, und war in zweiter Ehe als Goldstein verheiratet, wie ein Schreiben aus dem Jahr 1952 belegt.
✡︎ Dillenberg, Sofie (Blumenthal), * 4.11.1888 in Höxter, Tochter des Viehhändlers Joseph Dillenberg und seiner Frau Johanne geb. Bachmann aus Fürstenau.
Sie heiratete am 6.5.1920 den am 2.9.1885 in Castrop geborenen Viehhändler Siegfried Blumenthal und bekam mit ihm in Bochum die vier 1923 bis 1929 geborenen Söhne Walter, Günter, Kurt und Helmut, die zusammen mit den Eltern am 10.11.1938 nach Amsterdam flüchteten. Von dort wurden die beiden älteren Söhne Walter und Günter am 15.7.1942 nach Auschwitz deportiert, die Eltern mit den beiden anderen Söhnen ein Jahr später am 20.7.1943 nach Sobibor. Niemand von ihnen überlebte.
Dreifuss, Erna (Rothschild), * 28.2.1910 in Höxter, Tochter des Manufakturwarenkaufmanns Max Dreifuss und seiner Frau Minna geb. Rosenstern.
Sie war von 1927 bis 1933 sechs Jahre in Bielefeld beschäftigt und lebte dann drei Jahre bei ihrer Mutter in Höxter. 1936 heiratete sie den aus Schaafheim stammenden Joseph Rothschild (15.7.1892), Inhaber einer Herren-Wäschefabrik in Duisburg, und bekam mit ihm den Sohn John Jacob (* 1.4.1938), mit dem die Eltern in die Niederlande und von dort am 8.12.1938 in die USA flohen. Joseph Rothschild starb am 18.4.1981 in New York, seine Frau Erna am 5.5.1907.
Dreifuss, Grete (Strauss), * 21.10.1908 in Höxter, Tochter des Manufakturwarenkaufmanns Max Dreifuss und seiner Frau Minna geb. Rosenstern.
Sie wurde Buchhalterin und ging am 30.9.1926 nach Paderborn. Später zog sie anscheinend in die Schweiz und konnte mit einem in Zürich ausgestellten Visum am 16.6.1938 in die USA fliehen. Sie heiratete den in Heringen (Hersfeld) geborenen Gustav Strauss (* 14.2.1904) und hatte mit ihm die Tochter Ruth. Sie arbeitete später als Reiseagentin im Tourismus und starb am 15.7.2001 in San Juan, Puerto Rico, nachdem ihr Mann dort schon am 5.11.1986 gestorben war.
Dreifuss, Ilse (Plaut), * 5.4.1906 in Höxter, Tochter des Manufakturwarenkaufmanns Max Dreifuss und seiner Frau Minna geb. Rosenstern.
Sie war von 1930 bis 1937 als Buchhalterin mit Unterbrechungen an verschiedenen Orten in Deutschland und den Niederlanden beschäftigt. Am 28.11.1937 heiratete sie in Paderborn den in Frankenau geborenen Kaufmann Ernst Plaut (* 5.4.1906) und floh mit ihm am 30.9.1938 mit ihm in die USA, wo sie die drei Kinder Harriett (* 1941), Viviane-Ann (* 1945) und Michael (* 1961) bekamen. Ernst Plaut starb am 2.8.1990 in New York, seine Frau Ilse am 26.11.2000.
✡︎ Dreifuss, Max, * 2.7.1872 in Nonnenweier, Sohn von Meier Dreifuss und Zierle geb. Wertheim.
Er heiratete am 21.10.1907 die Kaufmannstochter Minna Rosenstern (* 23.05.1879) und hatte mit ihr die 1906 bis 1910 geborenen Töchter Ilse, Grete und Erna. Er führte das Rosensternsche Bekleidungsgeschäft in Höxter bis zu eineem Konkurs 1926 weiter und hielt sich danach offenbar nur noch sporadisch in Höxter auf, bis er am 2.9.1932 nach Mannheim zog. Am 6.10.1933 floh er nach Frankreich und lebte später in Paris. Von dort wurde er am 22.1.1944 in das Sammellager Drancy verschleppt, am 3.2.1944 zur Ermordung nach Auschwitz deportiert.
Dreifuss, Minna geb. Rosenstern, * 23.5.1879 in Höxter, Tochter des Manufakturwarenkaufmanns Josef Rosenstern und seiner Frau Sara geb. Windmüller.
Sie heiratete am 21.10.1907 den in Nonnenweier geborenen Max Dreifuss (* 2.7.1872), der das Geschäft in den folgenden Jahren weiterführte, und bekam mit ihm die 1906, 1908 und 1910 geborenen Töchter Ilse, Grete und Erna. Nach dem Konkurs ihres Mannes (1926) vermietete sie die Ladenräume und einen Teil der Wohnung und blieb auch nach dem Wegzug der Töchter und ihrer folgenden Emigration in Höxter, bis sie sich auch selbst zum 6.7.1940 ebenfalls aus Höxter abmeldete und in die USA floh. Sie starb im Juli 1962 in New York.
✡︎ Eichwald, Anna/Anni (Wallach), * 14.5.1886 in Höxter, Tochter des Fabrikbesitzers (Portlandzement) Julius Eichwald und seiner Frau Julie geb. Neuwahl aus Arnsberg.
Sie wurde Diplom-Kosmetikerin und lebte mit ihrem Mann, dem in Gießen geborenen Handelsvertreter Jacques Wallach (* 29.5.1880) in Duisburg und bekam mit ihm 1909 den Sohn Heinz Moses (26.11.1909). Die Tochter Elsbeth Judith ( 10.5.1921) wurde nach dem Umzug der Familie nach Wiesbaden geboren. 1930 übernahm Anna Wallach eine kleine kosmetische Praxis und gab dazu Klavierstunden. 1931 wurde die Ehe geschieden. Am 10.4.1939 foh Anni mit ihren Kindern, jetzt Moïse und Judis, nach Belgien. Moïse (Heinz) wurde nach der Besetzung Belgiens durch die deutsche Wehrmacht 1940 nach Frankreich ausgewiesen, dort verhaftet, über die südfranzösischen Lager Saint-Cyprien und Rivesaltes nach Drancy verbracht und von dort am 11.9.1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Anni und Judis wurden in Malines (Mechelen, Belgien) inhaftiert und am 15.1.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Jacques Wallach starb am 29.5.1942 in Frankfurt.
Eichwald, Ernst Moritz, Dr., * 24.9.1878 in Höxter, Sohn des Fabrikbesitzers (Portlandzement) Julius Eichwald und seiner Frau Julie geb. Neuwahl aus Arnsberg.
Er arbeitete nach seinem Chemie-Studium zunächst in Hannover und nach seiner Promotion (1905) in England. 1911 heiratete er die (anglikanische) Edith Sussmann (* 17.10.1885) und bekam mit ihr 1912 den Sohn John Richard. Im Ersten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück und wurde als Offizier an der russischen Front mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nach dem Krieg zog auch seine Frau nach Deutschland, und zwei weitere Kinder, Barbara und Carel Paul Erwin, wurden 1918 und 1920 geboren. Ernst Eichwald arbeitete bis 1938 als Leiter der Patentabteilung bei der Degussa in Frankfurt, aber die Eltern schickten die drei Kinder rechtzeitig nach England. Von Freunden gewanrt, konnten die Eltern sich in der Pogromnacht 1938 verstecken und flohen im Februar 1939 ebenfalls nach England. Ernst wurde als feindlicher Ausländer eine Zeit auf der Isle of Man interniert und hielt danach seine Familie mit gelegentlichen Aufträgen über Wasser, bis er schließlich eine Arbeit fand, die er bis zum Alter von 77 Jahren fortführte. Er starb 1970 in Sutton, seine Frau Edith 1973.
✡︎ Eichwald, Fritz, * 30.6.1888 in Höxter, Sohn des Zementfabrikanten Adolf Eichwald und seiner Frau Martha geb. Salinger aus Marienwerder.
Er lebte nach dem frühen Tod seines Vater (1891) mit seiner Mutter und seinem in Hameln geborenen Bruder Kurt (1891-1948) in Hameln und dann in Hannover. Nach einer kaufmännischer Ausbildung ging er 1910 nach England. Im Ersten Weltkrieg wurde er verwundet. Spätesten ab 1928 lebte er als Inhaber eines Strumpfgeschäfts in Berlin und heiratete die in Schrimm (poln. Śrem, Posen) geborene Marta Ksinski (* 27.3.1896). Seinem Bruder Kurt gelang 1938 über Cuba die Flucht in die USA, und seine Familie konnte 1939 folgen. Ein ähnlicher Versuch Fritz Eichwalds scheiterte. Im März 1939 ging er nach Frankreich, um sich (vermutlich in Cherbourg) auf der Saint Louis einzuschiffen, aber das Schiff mit etwa 900 Flüchtlingen an Bord wurde Ende Mai 1939 in Havana (Cuba) zurückgewiesen und musste nach Antwerpen zurückkehren. Dort wurden die Flüchtlinge auf die Länder England, Belgien, die Niederlande und Frankreich verteilt. Fritz Eichwald verbrachte die folgende Zeit in dem kleinen Ort Mirebeau in der Nähe von Poitiers und wurde schließlich 1941 in ein Internierungslager eingewiesen. Von dort wurde er Mitte Oktober 1942 in das französische Sammellager Drancy verschleppt und dann am 6.11.1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seine Frau wurde am 29.11.1942 nach Auschwitz deportiert, seine Mutter starb am 18.5.1943 in Theresienstadt.
http://www.jacob-pins.de/?article_id=506&clang=0
Eichwald, Hans Robert, * 21.12.1882 in Höxter, Sohn des Fabrikbesitzers (Portlandzement) Julius Eichwald und seiner Frau Julie geb. Neuwahl aus Arnsberg.
Er begann nach dem Abitur ein Jura-Studium, das er aber vermutlich nicht abschloss. 1902 lebte er in Bremen und dann später als Kaufmann in Hannover, von wo er mehrere Geschäftsreisen nach New York unternahm. Im Ersten Weltkrieg diente er als Gefreiter in einem Automobilkorps und lebte danach als Kaufmann in Hannover. Er heiratete um 1924 in offenbar kinderloser Ehe seine in Vlotho geborene Frau Meta (* um 1889, Nachname unbekannt) und floh am 30.9.1938 nach New York, wohin ihm seine Frau am 25.7.1939 folgen konnte. Hans Eichwald starb am 1.7.1967 in Jamaica.
✡︎ Eppstein, Hedwige (Oppenheimer), * 12.11.1878 in Höxter, Tochter des Landhändlers Soistmann Eppstein und seiner in Werl geborenen Frau Rosalie Rosenthal aus Werl.
Sie heiratete 1899 den in Mehle geborenen Arzt Dr. Robert Oppenheimer (* 25.2.1868) und bekam mit ihm den Sohn Ernst. Nach dem frühen Tod ihres Mannes leitete sie eine Rosenthal-Porzellan-Filiale in Köln und dann in Düsseldorf. Zu einem unbekannten Zeitpunkt floh sie in der NS-Zeit nach Frankreich und Monaco, wurde aber verhaftet und am 9.2.1943 aus dem französischen Sammellager Drancy zur Ermordung nach Auschwitz deportiert.
Frank, Julius, * 11.3.1903 in Altendorf (Holzminden), Sohn des Pferdehändlers Gustav Frank und seiner Frau Hedwig geb. Baruch aus Hagen.
Er zog 1908 mit seinen Eltern nach Höxter. Nach dem Abitur studierte er Jura und absolvierte seine Referendarzeit unter anderem in der Anwaltskanzlei von Dr. Heinrich Jasper (Abgeordneter des Braunschweigischen Landtages und einige Jahre Ministerprösident des Freistaates Braunschweig). Danach praktizierte Frank, Mitglied der SPD, in Braunschweig als Anwalt. Nach einem Prozess gegen kommunistische Arbeiter, die er verteidigte, wurde er wegen angeblicher Beleidigung der beteiligten Polizeibeamten zu vier Wochen Haft verurteilt, am 11.3.1933 bei einem Besuch der Eltern in Höxter festgenommen und bis zum 20.4.1933 im Gefängnis in Braunschweig inhaftiert. Ohne den Berufungsprozess abzuwarten, floh er gleich nach der Hochzeit mit seiner Frau Lucie geb. Lechner (* 16.7.1912 in Braunschweig) im August 1933 nach Amsterdam und von dort Mitte 1936 mit Hilfe des jüdischen Flüchtlingskomitees nach Uruguay. Erst 1953/54 erhielt er aus Deutschland die Bestätigung über sein Jura-Examen, das er auf Spanisch wiederholte, um ab 1955 in Montevideo als Anwalt zu arbeiten. In seinerTätigkeit als Vertrauensanwalt der Deutschen Botschaft unterstützte er zahlreiche deutsche Staatsangehörige in Rechtsfragen und wurde dafür 1975 mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet. Er starb am 26.1.1989 in Montevideo, seine Frau am 18.4.1993.
Fränkel, Alice (Stahl), * 8.3.1894 in Höxter, Tochter des Kaufmanns Richard Fränkel und seiner zweiten Frau Else Marie Alice Dux aus Hannover.
Sie machte eine Gesangsausbildung zur Opernsopranistin und war unter anderem in Solingen und Trier engagiert. Bis 1934 gehörte sie als Opern- und Koloratursopranistin zum Ensemble der Westdeutschen Funkstunde, der Vorgängerin des WDR, und floh vermutlich am 5.6.1936 nach England. Im April/Mai 1939 fuhr sie zu ihrem Bruder Walter nach Manila auf die Philippinen und überlebte wie dieser am 12.2.1945 die Zerstörung des Hauses durch die Japaner. Inzwischen verheiratet mit dem noch bei den Japanern gefangenen amerikanischen Soldaten Stahl (Vorname unbekannt), gelangte sie im April 1945 in die USA. Dort starb sie am 19.4.1994 in Los Angeles.
Fränkel, Walter Kurt, Dr. * 22.3.1889 in Höxter, Sohn des Kaufmanns Richard Fränkel und seiner ersten Frau Frieda geb. Friedmann.
Er studierte nach dem Abitur Medizin. Als Bataillonsarzt an der Ost- und der Westfront erhielt er im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz. Danach arbeitete er als Chirurg und Urologe in Berlin, veröffentlichte zahlreiche medizinische und medizinhistorische Aufsätze und legte eine Sammlung wertvoller Bücher und Bilder an. Er heiratete die Filmcutterin Gisela Haßlacher verw. Siber (* 1895), eine Nicht-Jüdin, deren Mann im Krieg gefallen war. Als Frontkämpfer des Weltkrieg blieb er in der Pogromnacht 1938 verschont und konnte im Februar 1939 mit seiner Frau nach Manila auf die Philippinen flüchten, wo er auch noch nach der Einnahme der Philippinen durch die Japaner (1942) bis 1945 als Dozent für Geschichte der Medizin an der Universität lehrte. Seine Frau wurde am 12.2.1945 bei der Rückeroberung der Philippinen durch die Amerikaner von japanischen Soldaten erschossen, sein Haus angezündet und seine wertvolle Sammlung von Bildern und Büchern vernichtet. Im Prozess gegen den verantwortlichen japanischen General sagte Fränkel als Zeuge aus und ging dann im April 1946 in die USA, wo er zunächst als Chirurg und Urologe in Fort Dix und ab 1950 als Medical Officer in Newark lebte und dort im März 1967 starb.
Frohsinn, Margarete/Grete (de Haas), * 13.5.1890 in Höxter, Tochter des aus Ovenhausen nach Höxter gezogenen Isaak Frohsinn und der in Beverungen geborenen Therese Udewald.
Sie heiratete den Pyrmonter Rabbiner-Sohn Max de Haas, der dort ein koscheres Hotel führte, und arbeitete als Hausfrau und Mit-Köchin im Hotel, bis das Haus in der NS-Zeit geschlossen werden musste. Die Familie floh mit den Töchtern Charlotte (* um 1922) und Marianne/Miriam (* um 1925) zunächst nach Norwegen und gelangte von dort am 15.4.1940 in die USA, wo Max als Agent der Hartcorn Spice Company arbeitete. Grete de Haas starb am 4.3.1951 in Monroe, New York, ihr Mann im Mai 1974.
Griesbach, Ernst Albert, * 7.5.1882 in Beverungen, Sohn des Textilkaufmanns Sally Griesbach und seiner in Steinheim geborenen Frau Sophie Weil aus Steinheim.
Er kam mit seiner 1917 geheirateten Frau Grete geb. Ruhstadt (* 15.12.1894 in Soest) und der Tochter Hannelore (* 15.5.1919 in Hannover) im August 1931 als Kaufmann aus Beverungen nach Höxter, aber bereits am 31.8.1933 zog die Familie nach Saarbrücken und floh in der NS-Zeit nach Frankreich. Während die Tochter am 29.3.1938 in die USA gelangen konnte, überlebten die Eltern offenbar in Frankreich (vermutlich bei Verwandten in Villeurbanne/Lyon) und gelangten erst am 8.8.1946 in die USA nach Houston und ließen sich in Flushing, New York nieder. Ernst A. Griesbach starb am 23.5.1955 in Uniondale, New York, seine Frau am 9.1.1988 in Queens, New York
Griesbach, Grete geb. Ruhstadt, * 15.12.1894 in Soest, Tochter von Julius Ruhstadt (Agentur- und Kommissionsgeschäft) und Henriette geb. Stern aus Hohenlimburg.
Sie heiratete 1917 den Beverunger Kaufmann Ernst Albert Griesbach (* 7.5.1882) und lebte mit ihm zumindest eine Zeit in Hannover, wo am 15.11.1919 die Tochter Hannelore geboren wurde. Im August 1931 kam die Familie aus Beverungen für zwei Jahre nach Höxter, zog aber bereits am 31.8.1933 nach Saarbrücken und floh in der NS-Zeit nach Frankreich. Der Tochter Hannelore gelang am 29.3.1938 die Flucht in die USA. Die Eltern überlebten offenbar in Frankreich (vermutlich bei Verwandten in Villeurbanne/Lyon), gelangten erst am 8.8.1946 nach Houston in die USA und ließen sich in Flushing, New York, nieder. Grete Griesbach starb am 9.1.1988 in Queens, New York, 33 Jahre nach ihrem bereits am 23.5.1955 gestorbenen Mann.
Griesbach, Hannelore (Loeser), * 15.11.1919 in Hannover, Tochter des Kaufmann Ernst Albert Griesbach und seine Frau Grete geb. Ruhstadt aus Soest.
Sie zog mit ihren Eltern nach Beverungen und dann 1931 für zwei Jahre nach Höxter. Von hier ging die Familie am 31.8.1933 nach Saarbrücken und dann in der NS-Zeit nach Frankreich. Von dort konnte Hannelore mit einem in Lyon ausgestellten Visum am 29.3.1938 über Le Havre in die USA fliehen, während die Eltern in Frankreich überlebten und nach dem Krieg am 8.8.1946 nach Houston in die USA gelangen konnten. Hannelore Griesbach heiratete 1947 den vermutlich aus Mönchengladbach stammenden Alfred Loeser und starb am 2.8.2008 in New York.
Gudenberg, Albert, * 10.3.1892 in Lüchtringen, Sohn des Metzgers und Viehhöndlers Heinemann Judenberg (später Gudenberg) und seiner in Kriegshaber geborenen Frau Sophie geb. Deller, die mit der Familie um 1900 nach Holzminden und dann 1913 nach Aschaffenburg zogen.
Er lebte zunächst als Kaufmann in Fulda, heiratete 1928 die dort geborene Erna Bacharach (* 2.1.1904) und zog mit ihr nach Frankfurt, wo die Kinder Margot (* 7.4.1929) und Hans Harry (* 20.5.1933) geboren wurden. Nach der Pogromnacht 1938 wurde Albert Gudenberg für vier Wochen in Buchenwald inhaftiert und floh dann im Dezember 1939 mit der Familie über Schweden und Norwegen in die USA, wo er am 15.8.1980 in Bronx, New York starb, seine Frau am 22.5.2001.
✡︎ Gudenberg, Julie/Julia (Marx), 9.10.1881 in Lüchtringen, Tochter des Metzgers und Viehhändlers Heinemann Judenberg (später Gudenberg) und seiner in Kriegshaber geborenen Frau Sophie geb. Deller, die mit der Familie um 1900 nach Holzminden und dann 1913 nach Aschaffenburg zogen.
Sie heiratete 1904 den in Reichenbach (Oberpfalz) geborenen Siegfried Marx (* 22.7.1879) und lebte mit ihm in Aschaffenburg, wo auch die Kinder Hubert (* 15.6.1905) und Brunhilde (* 29.10.1908) geboren wurden. Der Sohn Hubert floh mit seiner Familie 1937 in die USA. Die Tochter Brunhilde floh mit Mann Max Weidemann und der Tochter Inga nach Amsterdam, starb aber dort am 14.11.1938 bei einem Unfall. Ihre zur Beerdigung angereisten Eltern Julie und Siegfried blieben in Amsterdam und wurden am 2.3.1943 über das Durchgangslager Westerbork nach Sibibor deportiert und ermordet. Die Tochter Inga und ihr Mann Max überlebten durch die Flucht ins Exil..
Gudenberg, Max Mordechai, * 09.11.1875 in Lüchtringen, Sohn des Metzgers und Viehhöndlers Heinemann Judenberg (später Gudenberg) und seiner in Kriegshaber geborenen Frau Sophie geb. Deller, die mit der Familie um 1900 nach Holzminden und dann 1913 nach Aschaffenburg zogen.
Er floh mit seiner inzwischen geheirateten Frau Ernestine Regina geb. Rosenthal (* 14.1.1892 in Offenbach) im April 1939 Exil nach Amsterdam und wurde nach seinem Tod am 11.5.1940 auf dem Friedhof in Hoofddorp begraben. Seine Frau Ernestine wurde am 28.5.1943 in Sobibor ermordet.
Gudenberg, Max, * 18.11.1885 in Lüchtringen, Sohn des Kaufmanns Simon Judenberg (später Gudenberg) und seiner Frau Franziska geb. Rose, der mit seiner Frau und drei Kinder wohl um 1900 nach Berlin zog.
Max lebte nach seinem Abitur als Mitinhaber einer Kunstgewerbeagentur in Berlin. Nach der Pogromnacht 1938 wurde er in Sachsenhausen inhaftiert und floh dann aus Deutschland. 1944 lebte er als Flüchtling in Shanghai und gelangte von dort Ende 1947 über Japan nach Los Angeles in die USA. Er starb am 1.7.1974 in New York.
Haas, Artur, * 24.3.1909 in Dahn (Krs Pirmasens), aus der Familie von Nathan Haas, jüdischer Lehrer in Dahn und dann in Rülzheim, und seiner Frau Henrietta geb. Becker.
Er kam am 2.1.1938 als landwirtschaftlicher Eleve aus Bibra zu dem jüdischen Viehhändler Richard Dillenberg nach Höxter, zog dann aber bereits am 12.2.1938 nach Kassel und dann nach Düsseldorf. Von dort floh er am 26.11.1938 zu seinem in Wilkes-Barre, Pennsylvania, lebenden Bruder Walter in die USA. Er starb am 21.12.1997 in Nebraska.
Heilberg, Lothar, * 26.9.1908 Westerburg (Westerwald), Sohn von Emanuel Heilberg und Betti geb. Oppenheim.
Er kam am 1.11.1936 für zwei Jahre als landwirtschaftlicher Eleve aus Bibra zu dem jüdischen Viehhändler Richard Dillenberg nach Höxter. Zum Februar 1938 ging er nach Bovenden und arbeitete bis zum September 1939 im Göttinger Baugeschäft „Fricke Söhne“. Danach zog er für wenige Wochen nach Göttingen und floh im Oktober 1939 mit einem Donauschiff über das Schwarze Meer nach Palästina. Dort wurde er in Athlit interniert, arbeitete zeitweise als Hilfspolizist und Übersetzer und ließ sich nach dem Ende der britischen Mandatszeit endgültig in Israel nieder.
Herrmann, Ella geb. Franke, * 14.5.1883 in Düsseldorf, Eltern nicht ermittelt.
Sie heiratete den Viehhändler und Metzger Heinrich Herrmann (* 18.11.1881 in Pellingen) und lebte mit ihm zunächst in Hilden, wo am 1.12.1910 der Sohn Rudolf geboren wurde. Am 7.7.1920 zog die Familie von Benrath nach Höxter, jedoch kam es 1925 zur Trennung des Ehepaars, und der Ehemann hielt sich nur noch sporadisch in Höxter auf, bis die Ehe am 12.3.1935 geschieden wurde und Heinrich Herrmann Höxter endgültig verließ. Auch der Sohn Rudolf hielt sich nach seinem Abitur (1929) nur noch zeitweise in Höxter auf, bis Mutter und Sohn Anfang Oktober 1936 über Bordeaux nach Montevideo (Uruguay) flüchteten.
Herrmann, Rudolf, * 1.12.1910 in Hilden, Sohn des in Pellingen geborenen Metzgers und Viehhändlers Heinrich Herrmann und seiner Frau Ella geb. Franke.
Er besuchte nach dem Umzug der Familie nach Höxter bis 1929 das Gymnasium und wollte nach dem Abitur Theologie studieren. Er lebte jedoch in den folgenden Jahren als Kaufmann in Kamen und Büren, bis er nach Frankreich ging und sich dort im März 1936 in Bordeaux aufhielt. Anfang Oktober 1936 floh er mit seiner Mutter nach Montevideo (Uruguay), wo er nach der unbestätigten Aussage eines ehemaligen Mitschülers als Rabbiner tätig gewesen sein soll.
Heymann, Alfons (später Arye), * 24.3.1882 Ahrweiler, Sohn des Metzgers Leopold Jehuda Heymann und seiner Frau Henriette geb. Kahn.
Um 1915 zog der aus Ahrweiler stammende Alfons Heymann mit seiner aus Hermeskeil, Rheinland-Pfalz, stammenden Frau Johanna geb. Ackermann (* 13.5.1889) und der in Hermeskeil geborenen Tochter Rahel (* 20.2.1915) nach Höxter, wo die Kinder Helene (Lenni Leah) (* 11.2.1916) und Leopold (Juda) (* 21.7.1921) geboren wurden (nach anderer Angabe in Köln). Um 1922 verzog die Familie nach Köln und bekam dort den weiteren Sohn Jonas (* 24.6.1923). Die ganze Familie floh in der NS-Zeit nach Palästina, wo die Eltern am 26.10.1938 bzw. am 7.3.1954 in Bat Yam starben und die Kinder eigene Familien gründeten.
Hirsch, Mally (Hecht), * 30.11.1915 in Haiger, Dillkreis, Tochter des Metzgers Hermann Zvi Hirsch und seiner Frau Betty/Bettchen geb. Kahn.
Sie war ab dem 9.3.1934 für einige Zeit bei der unverheirateten Ida Netheim-Marchand angestellt, die in Ottbergen die Gaststätte und das Geschäft ihres Onkels Abraham Schönbach weiterführte.1936 heiratete sie in Frankfurt den in Brückenau geborenen Hugo Hecht (1911-1965), der schon 1933 verhaftet und einige Zeit in einem deutschen Lager festgehalten worden war. Seine Eltern flohen Mitte der 1930er Jahre nach Palästina, mussten aber ihre Kinder zurücklassen, die für eine Aufnahme dort schon zu alt waren, aber dem Holocaust im Versteck oder durch Flucht entgingen. Mally und Hugo Hecht gingen 1937 in die Niederlande, wo sie sechs Kinder bekamen, die ebenso wie die Eltern die Besetzung durch die Nazis in verschiedenen Verstecken überlebten. Mally und Hugo kehrten 1961 nach Deutschland zurück. Mally ging nach dem Tod ihres Mannes gwieder in die Niederlande, wo sie am 6.8.1998 in Amsterdam starb.
https://talk.arolsen-archives.org/t/central-location-index-part-8-131977379-margot-hecht/3066/2
Hochfeld, Alex, * 26.1.1876 in Höxter, Sohn des Auktionskommissars Jesef Hochfeld und seiner Frau Minna geb. Goldschmidt aus Springe.
Er wurde Kaufmann und arbeitete von 1901 bis 1915 in Antwerpen. Danach lebte er mit seiner Frau Selma geb. Kalkstein (* 4.2.1879 in Renkau) und den Kindern Josef (1912-2004) und Erna (* 1914) in Hamburg. Während die später in Antwerpen verheiratete Tochter Erna nach ihrer Inhaftierung in der Kazerne Dossin in Mechelen mit ihrem Mann Berl Dankowitz (* 1890) und der einjährigen Tochter Solange (* 1941) 1942 in Auschwitz ermordet wurde, meldete sich ihr Bruder Josef 1939 nach Brasilien ab, emigrierte aber tatsächlich nach Tientsin (China), wohin ihm seine Eltern im September 1940 folgten. Josef heiratete dort die aus Elberfeld stammende Hanna Norden (1919–2011) und bekam 1945 mit ihr den Sohn Frank Robert, mit dem sie 1948 über Yokohama (Japan) nach San Francisco fuhren, ebenso wie 1950 auch seine Eltern, die dort am 27.3.1951 bzw. 24.11.1955 starben.
Hochfeld, Julius, * 4.3.1880 in Höxter, Sohn des Auktionskommissars Josef Hochfeld und seiner Frau Minna geb. Goldschmidt aus Springe.
Er fuhr nach einer Maschinenbaulehre als Maschinist zur See und überlebte am 30.6.1900 den großen Brand der SS Main an den Lloyd-Piers in Hoboken. Nach einem Schiffsingenieurstudium in Bremerhaben und Hamburg arbeitete er ab 1908 16 Jahre lang als Schiffsingenieur auf den Schiffen des Norddeutschen Lloyd, diente im Ersten Weltkrieg in der Kriegsmarine und arbeitete dann ab 1919 vier Jahre als technischer Zeichner in Hamburg. 1923 gründete er dort eine Fabrik für Büromöbel und Zubehör, die er bis zu ihrer Arisierung 1938 betrieb. Am 23.12.1938 floh er mit seiner Frau Rosa(lie) geb. Bergmann (* 6.9.1889 in Wien) in die USA, wo er in den folgenden Jahren als Ingenieur und technischer Zeichner bei verschiedenen Firmen arbeitete. Er starb am 1.3.1959 in New York, seine Frau im Februar 1978.
Hochheimer, Otto, * 5.6.1899 in Steinheim, Sohn des in Steinheim geborenen Louis Hochheimer und seiner Frau Eugenie geb. Frankenberg aus Höxter.
Er zog mit seinen Eltern und Geschwistern um 1900 nach Blomberg und später nach Hameln, von wo er als reisender Provisionsvertreter arbeitete, ebenso auch nach seinem Umzug zu seiner Mutter nach Höxter am 13.12.1935 und nach Dortmund am 22.6.1936. Am 2.12.1938 kehrte er nach Höxter zurück, floh aber ein halbes Jahr später am 5.6.1939 nach England und dann im August 1939 nach Südamerika. Von dort gelangte er später in die USA, wo er am 17.7.1956 in New Jersey starb.
Hoffmann, Erich, * 1.3.1903 in Preußisch Holland (Ostpreußen), Eltern nicht ermittelt.
Er war von März bis Ende Mai 1930 als Handlungsgehilfe in Höxter beschäftigt und ging dann nach Berlin. 1937 heiratete er dort die aus Griesen (Garmisch-Partenkirchen) stammende Kontoristin Margot Heimann (* 18.2.1909) und floh mit ihr gegen Ende der 1930er Jahre nach Shanghai. Von dort gelangten die beiden nach dem Krieg am 1.10.1947 in die USA, wo Erich Hoffmann im Januar 1976 in Kalifornien starb, ein Jahr nach seiner Frau.
https://www.stolpersteine-berlin.de/en/albrechtstrasse/83a/else-heimann#_edn4
Israelsohn, Gertrud geb. Ahron, * 13.12.1903 in Wilhelmshaven, Tochter des Höxteraner Photographen Armand Ahron und seiner Frau Hedwig Hochfeld.
Sie heiratete 1930 den in Vörden geborenen Viehhändler Max Israelsohn (* 19.10.1901) und bekam mit ihm die Tochter Suse Anna (* 12.4.1935). Ihr Mann wurde in der Pogromnach inhaftiert und bis zum 11.1.1939 im KZ Buchenwald eingesperrt. Mit Unterstützung der Quäker gelang ihm am 3.6.1939 die Flucht nach England, und am 31.8.1939 konnten seine Frau und seine Tochter ihm folgen. Nach Kriegsbeginn wurde ihr Mann als „ennemy alien“ interniert, war als Pionier an der Errichtung eines Waffen- und Panzerdepots beteiligt und arbeitete nach dem Krieg bis zu seiner Erblindung in einer Möbelfabrik. Seine Frau Gertrud überlebte ihn und starb 1991 in einem Pflegeheim.
Israelsohn, Max, * 19.10.1901 in Vörden, Sohn des Viehhändlers Samuel Israelsohn und seiner Frau Amalie geb. Buchthal aus Hohenwepel (Warburg).
Er wurde Viehhändler wie sein Vater. 1930 heiratete er die Höxteraner Photographentochter Gertrud Ahron (* 13.12.1903) und zog ebenfalls nach Höxter, hielt sich aber wegen seiner Geschäfte wohl oft in Vörden auf. In der Pogromnacht des 9./10. Novemer wurde er dort festgenommen und dann über Höxter bis zum 11.1.1939 in das KZ Buchenwald verbracht. Mit Hilfe der Quäker gelang im am 3.6.1939 die Flucht nach England, wohin er seine Frau und seine Tochter zwei Monate später nachholen konnte. Nach Kriegsbeginn wurde er dort als „ennemy alien“ im Kitchener Camp (Kent) interniert, schloss sich einem Pionier Corps der englischen Armee an, das in der Grafschaft Shropshire ein Waffen- und Panzerdepot errichtete, und kam dann wieder mit Frau und Tochter zusammen. Nach dem Krieg arbeitete er bis zur seiner Erblindung in einer Möbelfabrik und starb 1967, seine Frau 1991.
Israelsohn, Suse Anna (Jewitt), * 12.4.1935 in Höxter, Tochter des Viehhändlers Max Israelsohn und seiner Frau Gertrud geb. Ahron.
Sie erlebte als Dreijährige in einer Wäschekiste versteckt die Durchsuchung des elterlichen Hauses in der Pogromnacht 1938, und sie erinnerte sich auch später noch daran, wie sie Ihrer Muter bei der Flucht nach England am 31.8.1939 auf dem Bahnsteig kaum folgen konnte. Nach dem Krieg absolvierte sie in London ein College und unterrichtete nach ihrem Studienabschluss zunächst in London Englisch und Drama. 1956 lernte sie dort ihren Mann (Jewitt) kennen. Sie heirateten, bekamen 1957 die Tochter Debbie und zogen nach Wolverhampton. Debbie zog später mit ihrem iMann (Poole) und dem 1989 geborenen Sohn Daniel auf die Insel Skye in Schottland, wohin ihnen vier Jahre später auch ihre Mutter Suse Anna folgte und dort 2021 starb.
Katz, Hedwig (Hirschland), * 1.6.1882 in Albaxen, Tochter des 1882 nach Höxter gezogenen Getreide- und Futtermittelhändlers Heinemann Katz und seiner Frau Rica geb. Hirschland aus Steinheim.
Sie heiratete 1906 den in Steinheim geborenen Siegfried Hirschland (* 5.9.1878) und lebte mit ihm in Duisburg, wo die Kinder Heinz (* 12.9.1907) und Ruth (* 12.5.1912) geboren wurden. Auch Düsseldorf und Essen werden als Wohnorte genannt. Zu einem bisher nicht bekannten Zeitpunkt floh die Eltern anscheinend nach England und von dort am 24.4.1943 in die USA, wohin ihnen die Kinder vermutlich vorangegangen waren.
Katz, Helene (Archenhold), * 14.8.1878 in Albaxen, Tochter des 1882 nach Höxter gezogenen Getreide- und Futtermittelhändlers Heinemann Katz und seiner Frau Rica geb. Hirschland aus Steinheim.
Sie heiratete 1902 den Wurstmaschinenfabrikanten Salomon Archenhold (30.12.1859) aus Amelunxen und lebte mit ihm und den drei Kindern Ilse ( 19.3.1903), Hans (* 22.7.1905) und Lisbeth (* 6.4.1907) in Ehringshausen und Frankfurt. Ihr Mann starb am 1.8.1930 in Frankfurt. Die Kinder flohen mit ihren Familien in der NS-Zeit in die USA, und auch die Mutter konnte am 15.5.1941 über Zürich und Marseille zu dem Sohn Hans nach Kansas City fliehen.
Katz, Irmgard (Horn), * 3.4.1912 in Höxter, Tochter des als Landhändler aus Albaxen nach Höxter gezogenen Siegmund Katz und und seiner Frau Julie geb. Archenhold aus Lichtenau.
Sie zog mit den Eltern 1923 nach Hannover. Als Jüdin wurde ihr nach dem Abitur am Lyzeum das Mathematikstudium verwehrt, und sie floh Mitte November 1938 in die USA. Ihre Eltern blieben in Hannover zurück, wurden nach Riga deportiert und starben im Holocaust. Irmgard heirate den ebenfalls aus Deutschland geflohnen Herbert Horn (gest. 1959) und bekam mit ihm 1943 den Sohn Robert, dessen Nachkommen noch heute in den USA leben. Irmgard Horn starb am 22.7.2012 in den USA.
Katz, Paula (Rosenthal), * 1.1.1880 in Albaxen, Tochter des 1882 nach Höxter gezogenen Getreide- und Futtermittelhändlers Heinemann Katz und seiner Frau Rica geb. Hirschland aus Steinheim.
Sie heiratete 1904 den in Gießen lebenden Louis Rosenthal (* 16.5.1863) und bekam dort mit ihm die Kinder Käthe (* 24.5.1905), Ernst (* 12.6.1907) und Elisabeth (* 15.2.1911), mit denen sie nach dem Tod ihres Mannes (22.12.1916) zurückblieb. Die Kinder konnten mit ihren Familien nach England bzw. in die USA fliehen, und am 14.2.1941 konnte auch ihre Mutter Paula ihnen über Marseille und Lissabon folgen, wo sie zu ihren Töchtern Käthe und Elisabeth in Newark zog.
Kaufmann, Hermann, * 12.3.1897 in Alsdorf, Sohn des Kaufmanns Moses Kaufmann aus Bettendorf und seiner Frau Berta geb. Blankenberg aus Eberschütz, die um 1902 nach Höxter zogen.
Er trat nach seiner Schulzeit und seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg in das elterliche Konfektions- und Schuhwarengeschäft ein und führte es nach dem Tod des Vaters (1927) zusammen mit seiner Mutter bis 1938 weiter. 1931 heiratete er die in Schwalbach geborene Lilly Wolf (* 24.10.1905), und am 16.11.1931 wurde die Tochter Inge Liane geboren. In der Pogromnacht 1938 zerschlugen SA-Horden die Fenster und die Vitrinen. Hermann Kaufmann wurde in Buchenwald inhaftiert, aber schon am 29.11.wieder entlassen, da er sich bereits um eine Auswanderung bemüht hatte. Am 8.8.1939 konnte er zunächst nach England und dann am 4.8.1940 in die USA weiterfliehen, wohin ihm seine Frau mit der Tochter erst ein Jahr später 1941 folgen konnten. In den folgenden Jahrzehnten betrieb die Familie in Hartford, Connecticut, einen „5-and-10-cent store“, ein Geschäft mit Billigartikeln, bis sie es in den 1960er Jahren aufgaben und in den folgenden Jahren vor allem den Winter in Dade, Florida, zubrachten, wo Hermann Kaufmann am 23.3.1981 starb. Seine Frau überlebte ihn und starb am 10.1.2003 in Tolland, Connecticut.
Kaufmann, Inge Liane {Merker), * 16.10.1931 in Höxter, Tochter des Schuhwarenkaufmanns Hermann Kaufmann und seiner Frau Lilly geb. Wolf.
Sie besuchte nach der Verweisung der jüdischen Kinder aus dem öffentlichen Schulwesen für einige Monate ab Juni 1939 die Israelitische Gartenbauschule in Ahlem (Hannover) und dann ab November 1939 eine jüdische Schule in Frankfurt, wo sie vermutlich bei den nach dort verzogenen Eltern ihrer Mutter wohnte. Nachdem es ihrem Vater gelungen war, im August 1939 zunächst nach England und dann im August 1940 in die USA zu fliehen, konnten auch seine Frau und seine Tochter am 26.7.1941 nach Frankreich und dann am 7.8.1941 in die USA fliehen, wo sie 12.9.1941 ankamen. Liane lebte später in Vernon, Connecticut, war mit dem ebenfalls aus Deutschland stammenden Richard Otto Merker verheiratet und hatte mit ihm vier Kinder.
Kaufmann, Lilly geb. Wolf, * 24.10.1905 in Bad Schwalbach, Tochter von Moritz Wolf und Fanny (Mathilde) geb. Dornberg.
Sie heiratete 1931 den Höxteraner Schuhkaufmann Hermann Kaufmann und bekam mit ihm die Tochter Inge Liane (* 16.10.1931). In der Pogromnacht 1938 wurde ihr Mann verhaftet und für drei Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert. Während er im August 1939 nach England und von dort im August 1940 in die USA fliehen konnte, mussten seine Frau und seine Tochter noch in Deutschland bleiben, bis sie am 26.7.1941 nach Frankreich fliehen und sich von dort am 7.8.1941 auf die Reise in die USA begeben konnten, wo sie 12.9.1941 ankamen. Die Familie betrieb dort in den folgenden Jahrzehnten in Hartford, Connecticut, einen „5-and-10-cent store“, ein Geschäft mit Billigartikeln, bis sie es in den 1960er Jahren aufgaben und danach vor allem den Winter in Dade, Florida, zubrachten. Hermann Kaufmann starb am 23.3.1981 in Dade, Florida, seine Frau Lilly K am 10.1.2003 in Tolland, Connecticut.
Kleeberg, Eva (Falck, Beckermann), * 10.4.1928 in Höxter, Tochter des aus Amelunxen nach Höxter gezogenen Landhändlers Siegfried Kleeeberg und seiner Frau Henny Ruth geb. Weinberg aus Höxter.
Im Juni 1929 zog sie mit ihren Eltern aus Höxter nach Beverungen, wo der Vater (1903-2000) einen Samen- und Landhandel betrieb. Am 29.3.1938 floh die Familie in die USA und führte dort in Cleveland eine Drogerie (state drug & sundries), die Siegfried Kleeberg nach dem Tod Hennys (7.7.1965) mit seiner zweiten Frau Julia Dreifus verw. Blum (1907-1995) weiterführte. Eva heiratete in erster Ehe den in Hamburg geborenen Hans Falck (* um 1923) und bekam die Tochter Deborah (* 27.11.1953). Sie war in zweiter Ehe mit Daniel Beckerman verheiratet und starb am 2.1.2013 in Cleveland, Ohio.
Kleeberg, Henny Ruth geb. Weinberg, * 30.11.1901 in Höxter, Tochter des Höxteraner jüdischen Lehrer Isaak Weinberg und seiner Frau Elise geb. Braunschild.
Sie heiratete 1926 den in Amelunxen geborenen Landhändler Siegfried Kleeberg (* 30.5.1903), und am 10.4.1928 bekamen sie die Tochter Eva. 1929 zog die Familie nach Beverungen und betrieb dort einen Samen- und Landhandel, bis das Geschäft in der NS-Zeit geschlossen werden musste. Am 29.3.1938 floh die Familie in die USA und führte dort in Cleveland eine Drogerie (state drug & sundries). Henny starb am 7.7.1965, ihr in zweiter Ehe mit Julia Dreifus verw. Blum (1907-1995) verheirater Mann am 30.12.2000 in Cuyahoga. Die Tochter Eva, in erster Ehe mit dem in Hamburg geborenen Hans Falck (* um 1923) und in zweiter Ehe mit Daniel Beckerman verheiratet, starb am 2.1.2013 in Cleveland, Ohio.
Kleeberg, Käthe geb. Schönewald, * 30.6.1904 in Büren, Tochter von Hermann Schönewald und Frieda geb. Löwenberg.
Sie heiratete 1931(?) den Amelunxer Metzger Albert Kleeberg (1906-1942) und zog mit ihm und ihrer Mutter Frieda am 10.10.1931 von Amelunxen nach Höxter. Die Mutter kehrte ein gutes Jahr später nach Büren zurück. Bald danach trennte sich Käthe von ihrem Mann, der in Amelunxen als „Tunichtgut“ galt, spätestens seit er wegen Viehdiebstahls verurteilt worden war. Am 26.2.1934 zog Käthe nach Büren zurück, und am 6.11.1934 wurde die Ehe geschieden. Sie floh in der Folgezeit ins Exil und starb 1983 in den USA.
Kleeberg, Siegfried, * 30.5.1903 in Amelunxen, Sohn de Schlachters David Kleeberg und seiner Frau Sara Frankenberg aus Amelunxen.
Er zog bei seiner Heirat mit der Höxteranerin Henny Ruth Weinberg (* 30.11.1901) im Juli 1926 nach Höxter, wo am 10.4.1928 die Tochter Eva geboren wurde. Im Juni 1929 ging er mit seiner Familie nach Beverungen und betrieb dort in den folgenden Jahren einen Samen- und Landhandel. Am 29.3.1938 floh die Familie in die USA und führte dort in Cleveland eine Drogerie (state drug & sundries), die Siegfried Kleeberg nach dem Tod Hennys (7.7.1965) mit seiner zweiten Frau Julia Dreifus verw. Blum (* 25.11.1907 in Bad Buchau) weiterführte. Sie starb im Mai 1995 in Cleveland, ihr Mann am 30.12.2000 in Cuyahoga, Ohio. Die Tochter Eva heiratete in erster Ehe den in Hamburg geborenen Hans Falck (* um 1923) und bekam 1953 die Tochter Deborah. Sie war in zweiter Ehe mit Daniel Beckerman verheiratet und starb am 2.1.2013 in Cleveland, Ohio.
Kugelmann, Erich, * 29.7.1910 in Bremen, Sohn des in Wagenfeld geborenen Gustav Kugelmann und seiner aus Ottbergen stammenden Frau Beate geb. Netheim.
Er war in den Jahren ab 1937 nur zeitweise bei seiner Mutter gemeldet, die drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes 1937 wieder zu ihrer Schwester Paula nach Ottbergen gezogen war. Ab August 1938 nahm er in Bamberg an einem Hachschara-Lager teil, unterbrochen durch seine Inhaftierung im KZ Dachau nach der Pogromnacht 1938. Am 9.4.1941 meldete er sich nach Schweden ab und ging von dort später nach Argentinien, wo er am 4.6.1967 starb.
Kupfer, Michael, * 15.10.1886 in Schmalnau, Eltern nicht ermittelt.
Er war reisender Händler. Am 4.1.1923 heiratete er die Höxteraner Viehhändlertochter Emmy Dillenberg (* 13.3.1885), die jedoch schon nach kurzer Ehe am 13.10.1923 starb. Nach ihrer Beisetzung blieb er zunächst in Höxter, zog dann für eine Zeit nach Stadtoldendorf und kehrte am 28.3.1924 nach Höxter zurück, bis er am 23.10.1936 nach Amsterdam ging. Von dort floh er am 2.9.1937 nach Uruguay, wo er mit seiner inzwischen geheirateten Schwägerin Käthe geb. Dillenberg lebte, die später in zweiter Ehe als Goldstein verheiratet war.
Lebenbaum, Hermann, * 17.10.1889 in Höxter, Sohn des aus Boffzen nach Höxter gezogenen Häute- und Fellhändlers Seligmann Lebenbaum und seiner Frau Bertha geb. Grunsfeld aus Werne.
Er trat nach seiner Schulzeit in das elterliche Geschäft ein und führte es nach dem Tod seines Vaters (1914) bis zu einem Konkurs Mitte der 1920er Jahre weiter. 1927 zog er nach Hannover. Er floh anscheinend in der NS-Zeit nach Südamerika und starb vermutlich am 9.7.1945 in Santiago, Chile.
Lebenbaum, Johanna (Burghardt), * 9.7.1887 in Höxter, Tochter des aus Boffzen nach Höxter gezogenen Häute- und Fellhändlers Seligmann Lebenbaum und seiner Frau Bertha geb. Grunsfeld aus Werne.
Sie heiratete 1924 den in Leipzig geborenen Erich Salomon Burghardt (* 26.12.1881), der in Halle/Saale und Chemnitz mit seinem Bruder und einem Cousin das renommierte Kaufhaus Burghardt & Becher betrieb. Am 22.12.1928 wurde die Tochter Ursula geboren. 1934/35 wurde die Familie enteignet und floh 1936 mit Johannas 1929 zugezogener Schwester Selma über Rotterdam nach Buenos Aires, Argentinien, wo Erich Burghardt, „ein gebrochener Mann“, mit einem Bauschladen Kurzwaren verkaufte, um die Familie zu ernähren, aber bis zu seinem Tod nie Spanisch lernte. Seine Frau Johanna starb am 11.4.1978 in Argentinien. Die Tochter Ursula besuchte die deutsche Pestalozzi-Schule. Sie wurde Künstlerin und siedelte mit ihrem 1957 geheirateten Mann, dem argentinisch-deutschen Komponisten Mauricio Kagel (1931-2008), bald danach nach Köln über, wo sie am 4.12.2008 starb.
Lebenbaum, Sally, * 18.3.1896 in Höxter, Sohn des aus Boffzen nach Höxter gezogenen Häute- und Fellhändlers Seligmann Lebenbaum und seiner Frau Bertha geb. Grunsfeld aus Werne.
Er trat nach seiner Schulzeit als Handlungsgehilfe in das von seinem Bruder Hermann fortgeführte Geschäft der Familie ein. Nach dem Konkurs des Geschäfts zog er 1926 nach Hannover und arbeitete dann ab 1929 offenbar als reisender Vertreter bei der Leipziger Fettgroßhandlung Josef Zimmer und dann in Berlin. Vermutlich noch in Deutschland heiratete er seine Frau Herta Isaak. Am 14.9.1939 flohen sie gemeinsam nach Argentinien, wo Sally am 2.6.1964 starb und auf dem Friedhof Tablada, Buenos Aires, begraben wurde, ebenso wie seine schon am 29.6.1946 gestorbene Frau Herta.
Lebenbaum, Selma, * 2.8.1890 in Höxter, Tochter des aus Boffzen nach Höxter gezogenen Häute- und Fellhändlers Seligmann Lebenbaum und seiner Frau Bertha geb. Grunsfeld aus Werne.
Sie lebte bis zum Konkurs des Geschäfts Mitte der 1920er Jahre bei ihren Brüdern im elterlichen Haus und zog nach einem zwischenzeitlichen Umzug in Höxter 1929 zu ihrer in Halle/Saale mit Erich Salomon Burghardt verheirateten Schwester Johanna nach Halle und später nach Cottbus. Sie floh 1936 mit ihrer Schwester und deren Familie nach Buenos Aires, Argentinien, und ist offenbar dort verstorben.
Lipper, Elly geb. Meininger, * 30.3.1885 in Göttingen, Tochter des Viehhändlers Mendel Meininger und seiner Frau Regine geb. Meyerstein.
Sie heiratete den Höxteraner Textilkaufmann Benno Lipper (* 29.6.1881 in Fürstenau) und bekam mit ihm 1912 den Sohn Heinz Joachim (* 16.6.1912).1926 übergab ihr Mann, im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, das Geschäft an seine Schwester Ida, die mit dem Tierarzt Dr. Leo Pins verheiratet war, und zog mit seiner Familie nach Braunschweig, wo er am 2.10.1930 starb (möglicherweise nach einem Unfall auf dem Bahnhof). Der Sohn Heinz Joachim ging 1933 in die Niederlande und floh nach der Teilnahme an einem Werkdorf (Hachschara) am 13.1.1936 nach Argentinien, wohin ihm seine Mutter Elly am 6.8.1936 folgte. Sie starb am 7.3.1963 in Buenos Aires.
Lipper, Heinz Joachim, * 16.6.1912 in Höxter, Sohn des Textilkaufmanns Benno Lipper und seiner Frau Elly geb. Meininger.
Er zog 1926 mit seinem Eltern nach Braunschweig, wo der Vater (möglicherweise nach einem Unfall auf dem Bahnhof) am 2.10.1930 starb. Nach einer Lehrzeit bei der MIAG in Braunschweig (1930-1932) arbeitete Heinz Lipper ab Juli 1932 als Hilfsbuchhalter bei Ernst Bader in Hannover und war in Jugendgruppen der GDA (Gewerkschaft der Angestellten) aktiv. Am 26.6.1933 floh er nach Den Haag, arbeitete als Lagerist und ging am 13.3.1934 zur Hachschara in das Werkdorp Wieringen. Er floh am 13.1.1936 über Amsterdam nach Buenos Aires, Argentinien, wohin ihm seine Mutter ein gutes halbes Jahr später folgen konnte. Heinz Lipper arbeitete in der folgenden Zeit bei verschiedenen Arbeitgebern und war Mitglied der sozialdemokratischen Vereinigung „Vorwärts“. Am 28.10.1945 heiratete er die ebenfalls aus Deutschland geflohene Inge Jerich (* 16.4.1920 in Zoppot, Pommern) und bekam mit ihr die Söhne Claudio (* 14.8.1949) und Norberto (* 9.11.1953). Ab 1948 war Heinz Lipper selbständiger Unternehmer (An- und Verkauf von Werkzeugen) und machte 1979 eine Reise nach Europa und Israel. Er starb am 9.10.1980 in Buenos Aires, seine Frau Inge am 25.11.1982. http://spurenimvest.de/2025/01/18/lipper-heinz/
Mansbach, Karl, * 15.12.1903 Fritzlar, Sohn des Viehhändlers Ascher Mansbach und seiner Frau Emma Anna Eva geb. Marx aus Grüsen.
Die Familie verzog 1935 nach Neuß. Der Sohn Karl hielt sich ab dem 6.12.1935 für kürzere Zeit als Händler in Fürstenau bei der dort verheirateten Sidonie Bachmann geb. Mansbach auf und verzog ohne Abmeldung. 1936 ließ er sich in Fritzlar einen Reisepass und ein Führungszeugnis ausstellen und emigrierte 1939 über Amsterdam in die USA. Nach dem Krieg fiel ihm ein Grundstück in Fürstenau zu, das er 1954/55 zum Kauf anbot. Er starb am 1.1.1983 in Paramus, Bergen County, New Jersey, USA.
Mansbach, Leopold, * 27.03.1904 in Thalfang, Sohn des Lehrers Juda Mansbach und seiner Frau Berta geb. Levi.
Er verlor in der NS-Zeit offenbar seine Anstellung. Nach dem Tod seines Vaters (1935) arbeitete er vom 14.4. bis zum 1.11.1936 als landwirtschaftlicher Eleve bei dem Höxteraner Viehhändler Richard Dillenberg und ging dann nach Augsburg. Ihm gelang später die Flucht nach Palästina. Seine Mutter überlebte Theresienstadt, wurde in der Schweiz aufgenommen und zog 1949 zu ihrem Sohn Leopold (Aryeh) nach Israel, Kibbuz Yagut, wo Leopold 1967 starb.
Marcus, Edith, * 14.6.1912 in Essen-Steele, Tochter von Adolph Marcus und Helene geb. Mayer.
Sie arbeitete ab dem 1.4.1932 als Hausangestellte und/oder Verkäuferin im Textilgeschäft Markhoff (ursprünglich Marcus) in Korbach und zog am 7.12.1933 nach Steele zurück. Gut zwei Jahre war sie in Minden beschäftigt und dann ab Februar 1936 für vier Monate im Haushalt der Familie iLöwenstein, Westerbachsr. 5, in Höxter angestellt. Am 10.6.1936 zog sie wieder nach Essen-Steele und dann nach Peine. Um 1939 floh sie nach England und heiratete dort den in Šnipiškės (Vorort von Vilnius, Litauen) geborenen Aron Joel (1893-1972). Nach seinem Tod zog sie in die USA, wo sie am 23.3.2008 in Oklahoma City starb.
Müller, Caroline/Lina (Leda), * 29.4.1889 in Höxter, Tochter des Fettwarenhändlers Emanuel (Manuel) Müller aus Zierenberg und der in Ovenhausen geborenen Johanna Schwarz.
Die Eltern zogen mit den Töchtern Caroline und Margarete (* 31.05.1887) um 1890 nach Zweibrücken, wo die weiteren Kinder Hedwig (* 1894) und Max (* 1897) geboren wurden. Lina heiratete den in Papenburg geborenen David Dagobert Leda (* 1881) und lebte mit ihm offenbar in Hannover, wo die Kinder Benjamin/Benno (später Benito) (* 1913) und Hanna geboren wurden. Während letztere in der NS-Zeit (vermutlich im Rahmen der Jugend-Alijah) nach Palästina gelangte und dort 1935 starb, konnten die Eltern mit dem Sohn Benjamin nach Buenos Aires (Argentinien) fliehen, wo David 1964 und Lina 1986 starben, ihr Sohn Benito 2003 und seine Frau 1917 in Berlin geborene Frau Inge geb. Abraham 2007.
Müller, Leopold, 15.10.1908 in Herleshausen, Sohn des Bäckermeisters Aaron Adolf Müller und seiner Frau Fanny geb. Appel.
Er lebte nur knapp sechs Jahre, von März 1931 bis Dezember 1936, als Angestellter bei dem Landhandelskaufmann Julius Weinberg in Höxter und zog dann über verschiedene Zwischenstationen (Nidda, Karlstadt, Höchst/Weser, Gießen) nach Kassel, wo er die in Kleinern (heute: Edertal) geborenen Erna Löwenstein (* 1906) heiratete. Im Januar 1937 gingen die beiden nach Berlin und flüchteten im Juli 1939 nach London, wo nach dem Krieg ihre Tochter Elfriede geboren wurde. Berichten zufolge kam Leopold (in England Leonard Ralph Miller) nach dem Krieg als englischer Soldat zu einem kurzen Besuch nach Herleshausen. Er starb am 26.12.1976 in Stoke Newington/England.
Müller, Margarete/Grete (Ehrenstamm), * 31.5.1887 in Höxter, Tochter des Fettwarenhändlers Emanuel (Manuel) Müller aus Zierenberg und der in Ovenhausen geborenen Johanna Schwarz.
Die Eltern zogen mit den Töchtern Margarete und Caroline (* 29.4.1889) um 1890 aus Höxter nach Zweibrücken, wo die weiteren Kinder Hedwig (* 1894) und Max (* 1897) geboren wurden. Grete wurde Putzmacherin, heiratete 1910 den aus Heidesheim stammenden Moritz Ehrenstamm (* 14.6.1883) und lebte mit ihm in Frankfurt. 1935 flohen die beiden nach Kroatien und dann wegen des deutschen Einmarschs nach Triest und Rapallo in Italien. Dort wurde das Ehepaar ab 1940 getrennt interniert, bis es Anfang 1944 von den amerikanischen Truppen befreit, mit einem Truppentransporter in die USA gebracht und dort am 8.3.1944 nach Oswego, New York, transportiert und schließlich 1946 naturalisiert wurde. Ihre beiden Kinder Else und Adolf konnten 1938 in die USA fliehen.
Netheim, Else (Meyer), * 9.3.1885 in Höxter, Tochter des Höxteraner Textilkaufmanns Levi Netheim und seiner Frau Helene geb. Grünnewald aus Beverungen.
Sie heiratete 1911 den in Berne (Niedersachsen) geborenen Viehhändler Simon Eduard Meyer (* 19.2.1874) und lebte mit ihm in Delmenhorst, wo auch die beiden Kinder Hans Bernhard (* 1.7.1912) und Anneliese Anita (* 6.2.1917) geboren wurden. Die ganze Familie floh 1938 vermutlich zunächst nach Südafrika und lebte später in Australien, wo Else Meyer 1950 starb.
Netheim, Emmy (Griesbach), * 12.2.1886 in Höxter, Tochter des Textilkaufmanns Philipp Netheim und seiner Frau Rosalie geb. Albert aus Aachen.
Sie heiratete 1911 den Beverunger Manufakturwarenkaufmann Karl Ferdinand Griesbach (* 28.8.1883). Dieser war wegen seiner Bankgeschäfte in einigen Ortschaften unbeliebt und wurde im März 1933 gewaltsam aus der Wohnung geholt, zum Rathaus gezerrt, verprügelt und abends wieder entlassen. Solche Erfahrungen veranlassten die Familie, am 10.9.1935 mit dem Sohn Hans Günter (* 1917) und der inzwischen mit dem in Düsseldorf geborenen Erich Hochheimer (1913-1983) verheirateten Tochter Ilse (1912-2008) nach Palästina auszuwandern, wo Karl Griesbach bereits 1939 in Ramoth-Hashavim starb. Seine Frau Emmy starb 1965 in Israel.
Netheim, Grete, *29.12.1886 in Höxter, Tochter des Textilkaufmanns Levi Netheim und seiner Frau Helene geb. Grünnewald aus Beverungen.
Sie blieb unverheiratet und arbeitete vermutlich im Geschäft ihrer Eltern, das später von ihrem Bruder Paul weitergeführt wurde. Sie floh bereits am 4.7.1934 nach Australien, wohin zwei Brüder ihres Vaters im 19. Jahrhundert ausgewandet waren. Dort lebte sie unverheiratet in North Melbourne und starb am 14.1.1971 in St. Kilda.
Netheim, Max, Dr., * 5.4.1889 in Höxter, Sohn des Textilkaufmanns Philipp Netheim und seiner Frau Rosalie geb. Albert aus Aachen.
Er absolvierte nach seinem Abitur ein Jurastudium und wurde 1912 zum Doktor promoviert. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und ließ sich danach als Rechtsanwalt und Notar in Osnabrück nieder. 1922 heiratete er Brunhild (Hilde) Kaiser (* 16.6.1898) aus Vöhl und bekam mit ihr die Töchter Marianne (1923-1990) und Eva Helene (1927-2012). Als Mitglied der zionistischen Ortsgruppe und ab 1933 Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde war er einer Diffamierungskampagne des Stürmer ausgesetzt, und die Tochter Marianne durfte das Lyzeum nur besuchen, weil ihr Vater Frontkämpfer war. Das Notariat wurde ihm entzogen, und die wirtschaftliche Lage wurde zunehmend schwieriger, sodass die Familie Anfang 1939 in die Niederlande floh und dann aus einem Flüchtlingslager in Rotterdam am 17.12.1939 in die USA emigrierte. Dort betrieb die Familie in Flushing, Long Island, New York, eine Hühnerfarm. Max Netheim starb am 28.5.1949, seine Frau Hilde am 10.2.1994 in New York.
Neustadt, Annelise Anna (Selig), * 1.9.1893 in Höxter, Tochter des in Natzungen geborenen und früh verstorbenen Arzts Dr. Carl Neustadt und seiner Frau Mally geb. Hahn.
Die Mutter zog bald dem Tod ihres Mannes (1906) mit Annelise und ihrer Schwester Ilse Käthe (* 3.2.1892) aus Höxter fort. Annelise heiratete 1916 den in Unna geborenen Max Selig (* 4.11.1885) und lebte mit ihm in Düsseldorf, wo auch die Kinder Karl Ludwig (* 1917) und Ernst Walter Michael (* um 1923) geboren wurden. Im April 1939 floh Annelise mit ihrem Mann nach Australien. Max Selig starb am 10.5.1958 bei einer Fahrt nach Ceylon auf dem Schiff, seine Frau Annelise am 10.8.1975 in Neutral Bay, Sydney. Ihre Kinder überlebten durch die Flucht nach England, während ihre Schwester Ilse Käthe mit ihrem Mann im Holocaust ermordet wurde.
Pins, Otto (Jacob), * 17.1.1917 in Höxter, Sohn des Tierarzts Dr. Leo Pins und seiner in Fürstenau geborenen Frau Ida geb. Lipper.
Er wohnte mit seinen Eltern und seinem Bruder Rudolf (* 27.4.1920) ab 1921 in Lüdinghausen. 1926 übernahm seine Mutter von ihrem Bruder Benno das elterliche Textilgeschäft, und der Vater praktizierte als Tierarzt in Höxter. Mit der Mittleren Reife verließ Otto das Gymnasium, nahm von Januar 1935 bis August 1936 an einem Lager der Hachschara in Stettin teil und floh am 1.9.1936 über Marseille nach Palästina. Das Kibbuz der Gruppe scheiterte, Otto erkrankte an Polio und machte nach seiner weitgehenden Gesundung bei dem aus Berlin geflohenen Expressionisten Jakob Steinhardt eine künstlerische Ausbildung. Nach einigen Jahren konnte er von seiner Kunst leben, lehrte seit 1956 an der Bezalel-Akademie in Jerusalem und stellte seine Werke in der ganzen Welt aus. Vor seinem Tod vermachte er seinen künstlerischen Nachlass an die Bürger seiner Geburtsstadt Höxter. Er starb am 4.12.2005 in Jerusalem.
http://www.jacob-pins.de/?article_id=301&clang=0
Pins, Rudolf (Rudy), * 27.4.1920 in Höxter, Sohn des Tierarzts Dr. Leo Pins und seiner in Fürstenau geborenen Frau Ida geb. Lipper.
Er wohnte mit seinen Eltern und seinem Bruder Otto (* 17.1.1917) ab 1921 in Lüdinghausen. 1926 übernahm seine Mutter von ihrem Bruder Benno das elterliche Textilgeschäft, und der Vater praktizierte als Tierarzt in Höxter. Rudi besuchte das Gymnasium, bis ihn seine Eltern am 28.11.1934 mit einem Kindertransport in die USA schickten, wo er von einer jüdischen Familie in Cleveland aufgenommen wurde. Nach der Highschool und dem College wurde er zur Armee eingezogen und wegen seiner Sprachkenntnisse in einem Gefangenenlager zur Befragung deutscher Kriegsgefangener eingesetzt, ebenso auch nach dem Krieg als Vernehmungsoffizier bei den Nürnberger Prozessen. Bis zu seiner Pensionierung 1988 war er im Dienste des amerikanischen State Departement tätig und übernahm dann zehn Jahre lang eine beratende Funktion in der amerikanischen Tourismusbranche. Bis 2010 lebte er in New York und zog dann nach Hawaii. Er starb am 23.4.2016 in Honolulu.
http://www.jacob-pins.de/?article_id=37&clang=0, http://www.jacob-pins.de/?article_id=286&clang=0
✡︎ Ransenberg, Jenny (Katz), * 20.6.1892 in Höxter, des Buchhalters Selig Ransenberg und seiner Frau Betty geb. Judenberg aus Fürstenau.
Sie lebte ab 1924 als Verkäuferin in Paderborn, arbeitete dann ab 1925 in Hildesheim und kehrte 1928 nach Paderborn zurück. Sie heiratete den in Bünde geborenen Naturheilpraktiker Arno Katz (* 10.2.1893), der 1931 für wenige Monate in Arolsen eine Naturheilpraxis betrieb. Im Juli bzw. Oktober 1938 flohen die beiden nach Belgien, wurde jedoch nach der Besetzung Belgiens festgenommen und in der Dossin-Kaserne in Mechelen (Malines) inhaftiert. Von dort wurden sie am 19.4.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
✡︎ Ransenberg, Max, * 25.8.1901 in Höxter, Sohn des Buchhalters Selig Ransenberg und seiner Frau Betty geb. Judenberg aus Fürstenau.
Er wurde Schlosser. Im Februar 1923 kehrte er aus Hamm nach Höxter zurück und zog im Januar 1924 nach Dortmund. Am 22.03.1938 floh er in die Niederlande und nach Belgien. Von dort wurde er am 10./15.5.1940 nach Frankreich abgeschoben und war in der folgenden Zeit in verschiedenen Lagern interniert (Saint-Cyprien, Fauga-Mazères, Septfonds). Am 9.9.1942 wurde er über das Zwischenlager Drancy nach Auschwitz deportiert und musste dann bis etwa Juli 1943 im Männerlager Kochanowitz in Schlesien und im KZ Groß-Rosen Zwangsarbeit leisten. Von dort wurde er am 10.2.1945 nach Buchenwald deportiert, wo er am 1.3.1945 starb.
Ransenberg, Siegfried, * 15.10.1907 in Höxter, Sohn des aus Stahle nach Höxter gezogenen Schlachters Hermann Herz Ransenberg und seiner zweiten Frau Rosalie geb. Stern aus Borgholz.
Er ging 1922 nach Markoldendorf und floh 1937/38 nach Uruguay, wo er am 14.1.1938 in Montevideo wohnte. Er heiratete die aus Rockenberg (Donnersbergkreis) stammende Meta Rochen und zog mit ihr später nach Buenos Aires (Argentinien), wo seine Frau am 2.7.1970, ihr Mann „Sigfredo“ am 14.2.1978 starben und auf dem Friedhof Tablada begraben wurden.
Rose, Elsbeth (Wolff, Kochmann), * 2.12.1900 in Höxter, Tochter des aus Brenkhausen nach Höxter gezogenen Hüte- und Putzwarenkaufmanns Emil Rose und seiner Frau Fanny geb. Löwenbach aus Oberalme.
Sie ging nach der Töchterschule nach Hannover und kehrte nach dem Tod ihres Vaters 1922 nach Höxter zurück. Im Mai 1925 heiratete sie den in Wittmund geborenen Jaques Wolff (* 19.12.1895). Im Januar 1927 zogen sie nach Hamburg und flohen von dort später nach England, wo ihr Mann starb. Nach dem Krieg fuhr sie im Dezember 1946 als Witwe mit dem 1935 in Mannheim geborenen Sohn Peter zu ihrer Mutter nach Kalofornien. Dort heiratete sie 1948 den in die USA geflohenen Leonhard/Leo Kochmann (* 14.7.1901 in Köln) und lebte mit ihm in Los Angeles, wo dieser am 6.4.1967 starb, sie selbst am 15.8.1992 in Santa Monica.
Rose, Erich, Dr., * 8.5.1893 in Höxter, Sohn des aus Brenkhausen nach Höxter gezogenen Hüte- und Putzwarenkaufmanns Adolf Rose und seiner Frau Hedwig Marks.
Er wohnte mit seinen Eltern bis etwa 1905 in Höxter und zog dann mit ihnen nach Berlin. Der Vater arbeitete dort in leitender Stellung bei der Viktoria-Versicherung. Der Sohn Erich studierte nach seinem Abitur Medizin und wurde Arzt. Er heiratete die um 1906 in Stettin geborene Charlotte/Carrie Schubring und floh mit ihr im Februar 1940 in die USA, wo er im Oktober 1963 in Greenwood Heights, New York, starb, seine Frau im Jahr 1967.
Rose, Fanny geb. Löwenbach, * 17.9.1873 in Madfeld (Brilon), Tochter von Salomon Löwenbach und seiner Frau Minna geb. Ruhstadt aus Oberalme.
Sie heiratete den aus Brenkhausen nach Höxter gezogenen Hüte- und Putzwarenkaufmann Emil Rose (1863-1922) und hatte mit ihm die vier Kinder Walter Josef (* 1899), Elsbeth (* 1900), Siegfried Fritz (* 1901) und Lucie (* 1915), mit denen sie nach dem Tod ihres Mannes (1922) allein in Höxter zurückblieb. Einige Jahre führte sie das Geschäft ihres Mannes noch weiter, musste es dann aber aufgeben und verzog 1927 nach Nienburg/Weser, wo der Sohn Walter unverheiratet als Bankier lebte. Zusammen mit ihm floh sie am 21.4.1938 über Rotterdam in die USA, wo sich die ganze Familie später in Kalifornien wiederfand. Fanny Rose starb am 10.12.1952 in Los Angeles.
Rose, Lucie (Philipp), * 24.7.1915 in Höxter, Tochter des aus Brenkhausen nach Höxter gezogenen Hüte- und Putzwarenkaufmanns Emil Rose und seiner Frau Fanny geb. Löwenbach aus Oberalme.
Sie floh als erste der Familie bereits am 17.6.1936 zu einer in New York lebenden Tane Carrie Rose. Um die Jahreswende 1938/39 machte sie, inzwischen Sekretärin, eine 14-tägige Kreuzfahrt. Sie heiratete den bisher nicht weiter bekannten „Executive“ Erich Philipp (* um1910) und bekam mit ihm 1942 die Tochter Viviane, mit der die Familie im August 1946 einen Flug nach Europa machte. Eine weitere Tochter Connie wurde vermutlich später geboren. Die Familie verzog später nach Kalifornien, wo Lucie am 4.6.1992 in Santa Monica starb.
Rose, Siegfried Fritz (später Fred S.), * 26.11.1901 in Höxter, Sohn des aus Brenkhausen nach Höxter gezogenen Hüte- und Putzwarenkaufmanns Emil Rose und seiner Frau Fanny geb. Löwenbach aus Oberalme.
Er ging mit der Einjährig-Freiwlilligen Reife in einen „praktischen Beruf“ und lebte möglichweise zeitweise in Saarbrücken. Er floh in die Niederlande und lernte wohl dort lseine Frau Käthe Stillschweig (* 1913) kennen, die er in Amsterdam heiratete. Die beiden überlebten die NS-Zeit im Versteck und fuhren nach dem Krieg am 21.2.1947 in die USA und nach Kalifornien, wo Siegfried seine Geschwister wiedertraf und später als Fred S. Rose lebte. Er starb am 15.8.1992 in Los Angeles.
Rose, Walter Josef, * 2.7.1899 in Höxter, Sohn des aus Brenkhausen nach Höxter gezogenen Hüte- und Putzwarenkaufmanns Emil Rose und seiner Frau Fanny geb. Löwenbach aus Oberalme.
Er machte nach seiner Einjährig-Freiwlilligen Reife eine Bankausbildung und lebte in den folgenden Jahren unverheiratet als Bankier in Nienburg/Weser. 1927 zog auch seine verwitwete Mutter zu ihm. Vermutlich um die Bedingungen zu erkunden, reiste er bereits 1937 einmal in die USA und floh dann am 21.4.1938 mit seiner Mutter über Rotterdam in die USA, wo er mit ihr später in Kalifornien lebte und nach und nach seine Geschwister wiedertraf. Er starb am 11.1.1950 in Los Angeles.
Sander, Laura, * 20.11.1885 in Werth, Tochter des Händlers und Metzgers Herz Sander und der in Horn (Benninghausen, Erwitte) geborenen Sara geb. Benjamin.
Sie lebte schon vor dem Ersten Weltkrieg bei der verwandten Textilkaufmannsfamilie Lipper in Höxter und versorgte hier später ihre nach dem Tod ihres Mannes nach Höxter gezogene Mutter Sara. Nach dem Übergang des Geschäfts an die Lipper-Tochter Ida Pins arbeitete Laura weiter im Haus und im Geschäft, und blieb auch hier, bis ihre Tante das Geschäft 1934 aufgab. Laura zog nach Bocholt und floh mit ihrem Bruder Max am 30.8.1939 nach England. Sie heiratete den (nicht verwandten) Witwer Jacques Sander (* 1884) und emigrierte mit ihm 1947 zu dessen nach Australien geflohenen Kindern. Dort sind beide etwa in den 1970er Jahren verstorben.
Schlesinger, Karl/Carl Kallmann, * 25.5.1879 in Albaxen, Sohn des Kolonialwarenkaufmanns Israel Schlesinger und seiner Frau Julie (Gitel) geb. Silberberg aus Madfeld.
Er machte nach dem Gymnasium in Hildesheim in Berlin eine Bankausbildung und arbeitete in den folgenden Jahrzehnten als Hauptkassierer einer Bank in Hildesheim. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Vizefeldwebel zweimal leicht verwundet. Er heiratete die in Berlin geborene Katharina Emma („Käthe“) Munter (* 12.12.1892) und hatte mit ihr den Sohn Karl Ernst (* 15.11.1925). Im September 1938 wurde er wegen angeblicher Überführung von Geld ins Ausland für zehn Monate in Haft genommen, und der Sohn Ernst musste das Gymnasium verlassen. Am 22.7.1940 erhielt die Familie ein Visum für die USA, fuhr wegen des Kriegs aber nicht über den Atlantik, sondern reiste über Litauen, Lettland, Russland, die Mandschurei, Korea und Japan nach Seattle in die USA, wo Karl Schlesinger am 2.12.1942 starb, seine Frau Käthe im Januar 1966 und der mit seiner Familie in New London, Connecticut, lebende Sohn Karl am 3.3.2008.
Schlesinger, Sophie (Katz), * 8.4.1884 in Albaxen, Tochter des Kolonialwarenkaufmanns Israel Schlesinger und seiner Frau Julie (Gitel) geb. Silberberg aus Madfeld.
Sie heiratete 1909 den Kaufmann Adolf Abraham Katz (* 2.3.1885 in Silixen) und hatte mit ihm die drei Kinder Emmy, Walter und Wilhelm, die 1912 und 1914 in Silixen bzw. nach dem Umzug der Familie nach Schötmar geboren wurden. Die Familie floh in der NS-Zeit nach Argentinien. Sophie Katz starb dort am 6.5.1956 in Las Palmeras, San Cristobal, Santa Fe, ihr Mann am 7.6. 1974.
Schönewald, Else (Gumpert), * 8.9.1905 in Walbröl, Eltern nicht ermittelt.
Sie kam am 1.9.1932 als Lehrling nach Höxter und zog am 16.06.1933 nach Liebenau. Am 3.11.1937 heiratete sie in Kassel den in Hoof (Schauenburg) geborenen Edmund Gumpert (1905-1989), mit dem sie als Krankenschwester in Kassel lebte. Das Ehepaar floh am 17.1.1938 nach Kalifornien. Else Gumpert starb am 7.3.1989 in Randallstown, Baltimore County, MD.
Schönewald, Frieda geb. Löwenberg, * 6.7.1877 in Rehburg (Krs. Stolzenau, Nienburg), Tochter von David Abraham Löwenberg und Sara geb. Hammerschlag.
Sie war in Büren mit dem nicht weiter bekannten Hermann Schönewald (* 1869) verheiratet und hatte mit ihm die Kinder Käthe (1904-1983) und Otto (1908-1944). Sie zog bei oder nach der Heirat ihrer Tochter Käthe mit dem Amelunxer Metzger Hermann Kleeberg am 10.10.1931 für ein gutes Jahr zu ihnen nach Höxter und ging am 6.12.1932 nach Büren zurück. Sie floh mit anderen Angehörigen nach Shanghai und gelangte von dort 1947 nach San Francisco. Sie starb am 9.2.1964 in Saint Paul, Ramsey County, Minnesota. Der Sohn Otto wurde 1944 in Riga-Kaiserwald ermordet.
Stamm, Siegfried (später Sidney), * 8.9.1896 in Ovenhausen, Sohn des aus Adorf stammenden Altwarenhändlers Bernhard Stamm und seiner in Ovenhausen geborenen Frau Sara geb. Eichholz.
Er war bei der jüdischen Manufaktur- und Konfektionswarenfirma S. Dannenbaum in Rheda und dann bei der Weberei u. Wäschefabrik der Gebr. Weinberg angestellt, die 1933 an die arische Textilfirma Rawe & Co. (Nordhorn) verkauft wurde. Am 24.9.1938 floh er in die USA und ließ seine Habe in Ovenhausen zurück. Er änderte seinen Vornamen zu Sidney und lebte in den folgenden Jahren in Philadelphia, wo er im Juli 1948 die aus Bialla (Ostpreußen) stammende Gerda Fuchs heiratete. Er starb am 4.3.1974 in Philadelphia, seine Frau im Dezember 1978.
Steinberg, Emma/Emmi (Kaufmann), * 7.1.1871 in Höxter, Tochter des Kaufmanns Marcus Moritz Steinberg und der aus Münster stammenden Frau Laura geb Meier.
Sie heiratete 1898 den in Gennep/NL geborenen Salomon Kaufmann und lebte später mit ihm in Berlin. Im November 1939 flohen die beiden nach Amsterdam, wo Emma am 26.1.1940 starb. Ihr Mann wurde am 10.11.1942 nach Auschwitz deportiert und dort am 13.1.1942 ermordet.
Uhlmann, Willy (später William), * 20.9.1892 in Ovenhausen, Sohn des Kolonialwarenkaufmanns Levy Uhlmann und seiner aus Vörden stammenden zweiten Frau Fanny Löwendorf.
Er erlernte den Kaufmannsberuf und arbeitete dann in Bielefeld als Geschäftsführer in einem Kaufhaus. 1924 heiratete er die in Vörden geborene Erna Löwendorf (* 11.7.1898) und floh mit ihr im Dezember 1936 in die USA, wo am 27.2.1939 der Sohn Norbert geboren wurde. Willy Uhlmann starb im Juli 1969 in Garland, Arkansas, seine Frau am 9.1.1993 in Teaneck, New Jersey.
Wallhausen, Bertha geb. Berghausen, * 11.11.1879 Petershagen, Tochter des aus Frille stammenden Israel Berghausen und seiner Frau Elise geb. Levy.
Sie heiratete 1910 den aus Markoldendorf stammenden Schlachtermeister Siegmund Wallhausen (* 5.5.1885) und bekam mit ihm 1913 die Tochter Grete. Am 11.12.1936 zog die Familie nach Höxter, vermutlich weil eine Verwandte ihres Mannes, Gertrud Löwenstein geb. Wallhausen, hier wohnte. In der Pogromnacht 1938 wurde ihr Mann verhaftet und für fünf Wochen in das KZ Buchenwald verbracht. Zwei Jahre später, am 11.12.1940, floh Familie nach Avigdor, Argentinien, wohin der spätere Schwiegersohn Walter Beverstein bereits 1938 vorangegangen war. Bertha Wallhausen starb am 2.10.1975 in Buenos Aires und wurde ebenso wie ihr am 13.10.1961 gestorbener Mann auf dem Friedhof Tablada bestattet.
Wallhausen, Grete (Beverstein), * 10.12.1913 Markoldendorf, Tochter des Schlachtermeisters Siegmund Wallhausen und seiner Frau Bertha geb. Berghausen aus Petershagen.
Sie zog mit den Eltern am 11.12.1936 nach Höxter, vermutlich weil eine Verwandte ihres Vaters, Gertrud Löwenstein geb. Wallhausen, hier wohnte. In der Pogromnacht 1938 wurde ihr Vater verhaftet und für fünf Wochen in das KZ Buchenwald verbracht. Zwei Jahre später, am 11.12.1940, floh Familie nach Avigdor, Argentinien, wohin Gretes späterer Mann Walter Beverstein bereits 1938 vorangegangen war, mit dem sie dort den Sohn Juan und ein weiteres Kind bekam. Sie starb am 15.7.1969 in Buenos Aires und wurde ebenso wie ihr 1960 gestorbener Mann auf dem Friedhof Tablada bestattet.
Wallhausen, Siegmund, * 5.5.1885 in Markoldendorf, Sohn von Bendix Wallhausen, Mutter nicht ermittelt.
Er war Schlachtermeister. 1910 heiratete er die in Petershagen geborene Bertha Berghausen (* 11.11.1879), und am 10.12.1913 wurde die Tochter Grete geboren. Am 11.12.1936 zog die Familie nach Höxter, vermutlich weil eine Verwandte, Gertrud Löwenstein geb. Wallhausen, hier wohnte. In der Pogromnacht 1938 wurde Wallhausen verhaftet und bis zum 16.12.1938 in das KZ Buchenwald verbracht. Zwei Jahre später, am 11.12.1940, gelang der Familie die Flucht nach Avigdor, Argentinien, wohin der spätere Schwiegersohn Walter Beverstein bereits 1938 vorangegangen war. Siegmund Wallhausen starb am 23.10.1961 in Buenos Aires und wurde ebenso wie seine am 2.10.1975 gestorbene Frau auf dem Friedhof Tablada bestattet.
Weinberg, Edith (Hirsch), * 2.12.1899 in Höxter, außereheliiche Tochter von Elise Braunschild, die den Höxteraner jüdischen Lehrer Isaak Weinberg heiratete. Sie machte in Berln eine Ausbilding zur Säuglingsschwester und bekam am 20.10.1919 die außereheliche Tochter Margarete. Um 1922 heiratete sie den in Berlin geborenen Rudolph Hirsch (* 25.7.1898) und am 22.6.1923 wurde der Sohn Günter in Berlin geboren. Die ganze Familie floh (vermutlich 1936) nach Südafrika, wo Edith Hirsch am 1.11.1946 in Johannesburg-Greenside starb.
Weinberg, Grete geb. Bornheim, * 19.9.1904 in Oerlinghausen, Tochter des Kaufmanns Siegfried Bornheim. Sie lebte mit dem um 1926 geheirateten Kaufmann Julius Weinberg (* 1903) kürzere Zeit in Lügde, wo am 21.5.1928 die Tochter Renate geboren wurde, und zog dann nach kurzem Aufenthalt in Steinheim im August 1928 mit der Familie nach Höxter. Ihr Mann betrieb hier einen Landhandel und wurde im April 1933 von der NSDAP-Kreisleitung wegen falscher Warenauszeichnung verdächtigt, seine Geschäftsbücher wurden beschlagnahmt. 1936 gab er das Geschäft auf und floh am 31.3.1937 mit der Familie nach Uruguay ins Exil, wo Grete noch 1986 lebte.
Weinberg, Julius, * 26.2.1903 in Sulingen, Eltern nicht ermittelt.
Er wohnte mit seiner aus Oerlinghausen stammenden Frau Grete geb. Bornheim (* 1904) kürzere Zeit in Lügde, wo am 21.5.1928 die Tochter Renate geboren wurde, und zog dann nach kurzem Aufenthalt in Steinheim im August 1928 mit der Familie nach Höxter, um hier einen Landhandel zu betreiben. Im April 1933 verdächtigte ihn die NSDAP-Kreisleitung wegen falscher Warenauszeichnung, und seine Geschäftsbücher wurden beschlagnahmt. 1936 gab Julius Weinberg das Geschäft auf und floh am 31.3.1937 mit der Familie nach Uruguay ins Exil.
Weinberg, Renate, * 21.5.1928 in Lügde, Tochter des Kaufmanns Julius Weinberg und seiner in Oerlinghausen geborenen Frau Grete geb. Bornheim. Sie zog nach kurzem Aufenthalt in Steinheim im August 1928 mit den Eltern nach Höxter, und ihr Vater eröffnete hier einen Landhandel. Im April 1933 wurde er von der NSDAP-Kreisleitung wegen falscher Warenauszeichnung verdächtigt, und seine Geschäftsbücher wurden beschlagnahmt. 1936 gab er das Geschäft auf, und die Familie floh am 31.3.1937 nach Uruguay ins Exil. Renate war dort vermutlich als Zimerman verheiratet und starb am 8.6.2011 in Montevideo.
✡︎ Weinthal, Simon, * 10.2.1916 in Esens, Sohn von Isidor Weinthal und Gertrud geb. Elias.
Er hielt sich vom 15.3.1936 bis 20.3.1936 für wenige Tage bei dem Höxteraner Viehhändler Julius Dillenberg auf und kehrte dann wieder nach Esens zurück. Vermutlich in der Pogromnacht 1938 wurde er verhaftet und bis zum 26.3.1939 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Danach ging er in die Niederlande, wo er im Centraal Israëlitisch Krankzinnigengesticht Het Apeldoornse Bos (Nervenklinik) in Apeldoorn lebte (als Pfleger? als Patient?). Von dort wurde er im Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und am 25.1.1943 ermordet.
Weissenstein, Erich, * 12.2.1906 in Höxter, Sohn des Kaufmanns und Bankiers Abraham gen. Albert Weissenstein und seiner in Wertheim geborenen Frau Cäcilie geb. Held aus Wertheim.
Er zog 1914 mit dem Eltern nach Holzminden. In den 1920er Jahren lebte er mit seinem jüngeren Bruder Heinz in Hildesheim, wo das Bankhaus eine Filiale hatte, und später in Berlin. Heinz konnte im November 1938 in die USA fliehen, und Erich gelang am 14.12.1938 über Marseille die Flucht nach Peru, wo er bis Ende September 1940 in Lima bleiben durfte, bis er dank seines Bruders Heinz am 2.10.1940 das amerikanische Einwanderungsvisum erhielt. Er starb am 9.12.1983 in New York.