Der Adelshof heute: Überführung in eine neue Nutzung
Massnahmenentwicklung für die Restaurierung 2005 bis 2008
Die Entwicklung von Baumaßnahmen am historisch bedeutsamen Bauwerk basiert auf einer intensiven Beschäftigung mit der Nutzungs- und Baugeschichte des Hauses. In der Vorbereitung wird definiert, was erhaltungswürdig ist, was das Baudenkmal zu berichten hat vom Bauen und Wohnen früherer Generationen. Aus der Bewertung des Baubestandes ergeben sich Tabuzonen (mit hoher Bedeutung) und Eingriffsbereiche (mit geringerer Bedeutung), in denen sich die Ergänzungen für die neuen Nutzungen einfügen lassen.
Ausgehend von der Bausubstanz und der erhaltenen Ausstattung entstand ein Konzept, das die Raumstruktur des 16. Jahrhunderts, die Ausstattung und die Wandoberflächen vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert erlebbar macht. Der Saal von 1582–1585, der vom Haus Nr. 35 in das Haus Nr. 37 hineinreicht, wurde anhand der Befunde an fünf von sechs Raumflächen in seiner bemerkenswerten Gestaltung des 16. Jahrhunderts wiederhergestellt, weil sich in diesem Bereich keine erhaltungswürdigen jüngeren Ausstattungen befanden.
Die Räume des Forums Jacob Pins geben Einblicke in Raumgestaltungen und Wohnvorstellungen vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert.
Beispiel: Innenraum im 2. Obergeschoss
Geschichte
Im 2. Obergeschoss befand sich das „Frauenzimmer“, das Appartement der Dame des Hauses, bestehend aus einer Stube (beheizbar), einer Kammer (nicht beheizbar), einer Küche und einem Vorraum. Hier befand sich auch der Abort über dem Kloakenschacht.
Von 1585 bis ca. 1871 blieb der Raum unverändert erhalten. Nach 1871 wurde die Decke unterhalb der Deckenbalken abgehängt, die Wände erhielten einen dicken neuen Putz, im Juli 1900 wurde der weiße Gipsestrich mit einem hölzernen Dielenfußboden versehen, 1921 die Stube in vier Räume unterteilt.
Grundlagen: Befunde
Als die abgehängte Decke 2005 entfernt wurde, kamen Wand- und Deckenmalereien auf einem sehr glatten Kalkputz zum Vorschein. Als der Putz von den Wänden (vorsichtig) entfernt wurde, kamen Abdrücke von Modelstuck im Lehm-Unterputz, aber auch Modelabdrücke in ihrer alten Oberfläche im Kalkputz sowie Reste der Wandbemalung zum Vorschein.
Baugeschichtliche Bewertung und denkmalpflegerisches Konzept
Die Ausstattung von Stube und Kammer gilt als einzigartig – weit über den Weserraum hinaus. Die Originalsubstanz und die Befunde sind so umfangreich, dass eine Rekonstruktion der fehlenden Teile der Oberflächen beschlossen wurde. Einerseits wurde dies notwendig, um die Befunde zu schützen, andererseits um sie verständlich zu machen, sie wieder in das Gesamt-Erscheinungsbild des Raumes einzubinden.
Die jüngeren Ausstattungen (nach dem
„Zeitschnitt 1871“) wurden nicht als erhaltungswürdig eingestuft.
Wiederherstellung
Die vorhandenen Originaloberflächen wurden restauratorisch gesichert und gereinigt, die Fehlstellen in den gleichen Materialien und Techniken wie im 16. Jahrhundert ergänzt. Der Kalkputz und die Malerei wurden nach naturwissenschaftlicher Analyse nachgestellt. Aus den Befunden ergab sich eine eindeutige Raumgestaltung, die zunächst in Zeichnungen dargestellt, anschließend auf den Wänden vervollständigt wurde. Die originalen, gealterten Oberflächen sind eindeutig unterscheidbar von den Ergänzungen.