Forum Jacob Pins

Baugeschichtliches Kleinod ersteht zu neuem Leben

„Forum Jacob Pins“ im Adelshof Heisterman von Ziehlberg an der Westerbachstraße

Mehr als 25 Jahren lang gab es mitten in Höxter einen Schandfleck. Mehr als 25 Jahre dämmerte der Heisterman-von-Ziehlberg’sche Hof an der Westerbachstraße 33 und 35/37 seinem Verfall entgegen. Seit einigen Monaten stehen dort Kräne und Baugerüste und zeigen, dass dieses einzigartige Beispiel eines städtischen Adelshofes gerettet ist und dass Höxter damit um eine Attraktion reicher wird.

Der Weg dahin war lang. Zwar gab es in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts die verschiedensten Ideen und Vorschläge, von denen der interessanteste wohl der einer Zweigstelle des Weserrenaissancemuseums in Brake war. Alle damaligen Konzepte scheiterten jedoch, sei es am Geld, sei es dass sie die einmalige Bausubstanz in Teilen zerstört oder zumindest erheblich beeinträchtigt hätten – bis sich endlich im Jahr 2003 ein neues, tragfähiges Konzept herauskristallisierte.

Im September 2002 übereignete Jacob Pins, ehemaliger jüdischer Schüler des KWG und seit seiner Flucht vor den Nazis in Jerusalem lebender Künstler (vgl. Omnibus 2003, S. 33-35), den Bürgern seiner Geburtsstadt Höxter in einer großherzigen Stiftung einen großen Teil seines künstlerischen Werks (inzwischen über 850 Werke), zu deren Treuhänderin die frisch gegründete Jacob-Pins-Gesellschaft berufen wurde.
Bei der Suche nach einem geeigneten Ausstellungsort entstand nach und nach ein Traum: den Werken von Jakob Pins einen würdigen Rahmen zu geben und zugleich den Adelshof vor dem Verfall zu retten und ihm gemäß seiner historischen und baugeschichtlichen Bedeutung als Beispiel der Weserrenaissance seinen das Stadtbild prägenden Charakter zurückzugeben. So entwickelte die Jacob-Pins-Gesellschaft zusammen der Architektin und ehemaligen KWG-Schülerin Cornelia Lange im Laufe des Jahres 2003 ein Konzept zur sinnvollen Nutzung der weitläufigen Gebäudeflächen, mit dem der Adelshof in Teilen einer öffentlichen Funktion zugeführt und auch für die Einwohner und Besucher Höxters zugänglich gemacht werden soll.

Vor der Realisierung dieser Pläne standen jedoch viele Hindernisse. Vor allem eines: die Finanzierung der rund 4,5 Mio € für die Restaurierung des gesamten Adelshofes. Während der größere Teil von vornherein für eine private Nutzung als Wohnraum und für gewerbliche Nutzung vorgesehen war, blieben für die über 400 qm des „Forums Jacob Pins“ in den Häusern 35 und 37 Kosten von über 1 Mio € für die Erstellung der Räumlichkeiten. Und so aussichtslos es zunächst schien: Die Spendenfreudigkeit der Höxteraner Bürger und staatliche Unterstützung lassen den Traum jetzt Wirklichkeit werden.

Einen entscheidenden Anteil daran hat ein Besuch des damaligen nordrhein-westfälischen Städtebauministers Michael Vesper im Juni 2004, der den Adelshof selbst in Augenschein nahm und befand: „Es muss etwas geschehen.“ Zugleich wies er auf das nordrhein-westfälische Impulsprogramm „Initiative ergreifen“ hin. Trotz äußerst kurzer Fristen gelang es der Jacob-Pins-Gesellschaft, die entsprechenden Anträge zu stellen und eine Zuschusszusage von rund 700.000 € zu bekommen.
Daran war jedoch eine entscheidendende Voraussetzung geknüpft: dass die Jacob-Pins-Gesellschaft die fehlende Summe von 300.000 € selbst aufbringen könnte. Und hier bewährte sich Höxteraner Bürgersinn im besten Sinn des Wortes. Große und kleine Spenden vieler Höxteraner und auch von auswärts kamen zusammen, bis eine Summe von über 200.000 € erreicht war. Zusätzliche Bürgschaften taten den Rest.

Mit all diesen Spenden wurden auch die Voraussetzung für einen weiteren Zuschuss geschaffen, der nach dem Besuch einer Kommission im Frühjahr im September 2005 bewilligt wurde: 200.000 € aus den Mitteln der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege , die die Überschussbeträge aus den Lotterien wie z.B. den Rubbellosen verwaltet, Zuschüsse, die vorrangig für die Einrichtung und Ausstattung des Forums Jacob Pins verwandt werden sollen.

Die Restaurierung des Adelshofs Heisterman von Ziehlberg schließt nicht nur eine Wunde im historischen Stadtbild der Stadt Höxter. Der Adelshof als bedeutendes Beispiel der Weserrenaissance wird Touristen und andere Besucher auf der Straße der Weserrenaissance nach Höxter ziehen. Und nicht nur Höxteraner werden die Möglichkeit wahrnehmen, im Forum Jacob Pins neben den Werken von Jacob Pins in wechselnden Ausstellungen auch die Werke der verschiedensten Künstlers zu sehen.

Zugleich wird hier auch in Höxter endlich ein Raum geschaffen zur Erinnerung an die grausamen Schicksale der jüdischen Mitbürger der Stadt. Ihnen und seinen in der Shoah ermordeten Eltern Dr. Leo Pins und Ida Pins ist die Stiftung ihres Sohnes Jacob Pins gewidmet.

Bis zum Abschluss der Restaurierung des Adelshofs und bis zur Eröffnung des Forums Jacob Pins werden noch mehr als ein einhalb Jahre vergehen, aber spätestens im OMNIBUS 2007 wird darüber zu berichten sein.
Und eines sollte nicht vergessen werden, gerade heute in den Zeiten von Krise, der Arbeitslosigkeit und von Hartz IV: Die Restaurierung des Adelshofes mit einer Investitionssumme von über 4,5 Mio € trägt dazu bei, Arbeitsplätze im heimischen Raum zu schaffen oder zumindest zu erhalten. Jede noch so kleinste Spende hilft dabei.

Fritz Ostkämper, OMNIBUS Dez. 2005