Jüdische Bürger in Höxter

Familie Wittgenstein

Mitglieder der Familie Wittgenstein (nicht zu verwechseln mit der Familie Weißenstein) waren nur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert für etwa 40 Jahre in Höxter ansässig. Die Ursprünge liegen sicher im Wittgensteiner Land, weshalb von dort verzogene Juden den Familiennamen Wittgenstein annahmen. Auch wenn die frühen Familienbeziehungen nur in Teilen geklärt sind, kann man recht wahrscheinlich davon augehen, dass der später in Höxter wohnende Zweig auf einen Ahron Moses (✡ 1804) zurückgeht, dessen Sohn Moses Meyer Wittgenstein (1761–1822) und seine Geschwister im 18. Jahrhundert nach Korbach zogen.

Sicher belegt ist dann ein Moses Simon Wittgenstein (1772–1847), der 1810 bei seiner Heirat mit der Höxteranerin Sara Stephanusberg (1783–1855) aus Ossendorf (Warburg) nach Höxter zog und mit 600 Thalern Jahreseinkommen 1822, 1823 der wohlhabendste Jude der Stadt war.

Vermutlich gleichzeitig mit ihm kam auch der mit Rahel Meyerhoff verheiratete Gumprecht Wittgenstein, ein Sohn des wohlhabenden Ossendorfer Gemeindevorstehers Simon Meyer Wittgenstein, nach Höxter und lag hier mit 150 Thalern Einkommen 1822 im Mittelfeld. Möglicherweise ging er nach Ossendorf zurück, seine Frau Rahel wurde jedoch anscheinend auf dem (alten?) jüdischen Friedhof in Höxter begraben. Von Gumprechts drei Kindern sind nur einige Daten bekannt.

Über Moses Simons neun Kinder gibt es dagegen mehr Informationen. Die Tochter Mathilde (1818–1890) heiratete 1846 den aus Münster stammenden Kaufmann Salomon Koppel (* 1810) und lebte mit ihm in Köln, während die Tochter Rieke (Friederike) (1819–1891(?)) mit ihrem wohl ebenfalls in Münster geborenen Mann Dr. Isaac Koppel wohl in Essen lebte und in Münster starb. Die Tochter Edel/Adelheide (* 1822) heiratete 1853 den Hamburger Kaufmann Hermann Wallach.

Dagegen blieb die Tochter Johanna (Hannchen (1807–1896) in der Nähe. Sie heiratete den Albaxer Calmon Schlesinger (* 1806) und hatte zahlreiche Nachkommen, die hier nicht aufgenommen werden können. Siehe dazu aber die Ausführungen über die Familie Schlesinger und über die Familie Löwendorf.

Preussische Zentral-Polizei-Blätter, 10.7.1869
Preussische Zentral-Polizei-Blätter, 10.7.1869

Moses Simon Wittgensteins in Liebenau (Hessen) geborener Sohn Meyer (1813–1883) lebte bis Ende der 1850er Jahre als Kaufmann in Höxter. 1844 heiratete er die wie seine in Münster geborenen Schwäger Betty Koppel (1817–1902), mit der er in Höxter vier Kinder bekam. 1860 wanderte die Familie (offenbar illegal) in die USA aus, wo noch weitere Kinder geboren wurden. Dort lebte die Familie spätestens 1870 in Louisville, Kentucky, wo Meyer als Inhaber eines Fancy Store, eines schicken Geschäfts, erscheint, das nach seinem Tod von der Familie weitergeführt wurde.