Jüdische Bürger in Höxter

Die Häuser der beiden Familien Bernstein: Westerbachstraße 18 (ganz rechts, angeschnitten) und Am Rathaus 13 (neu errichtetes Haus von 1899)
Die Häuser der beiden Familien Bernstein: Westerbachstraße 18 (ganz rechts, angeschnitten) und Am Rathaus 13 (neu errichtetes Haus von 1899)

Zwei Familien Bernstein in Höxter und die Familie Lewertoff

Der Name Bernstein ist unter Juden recht häufig vertreten, und auch in Höxter gab es zwei Familien dieses Namens. Beide Familien waren zogen erst im 19. Jahrhundert aus Boffzen bzw. Daseburg hierher, bevor der Name hier nach gut 70 Jahren wieder verschwand.

Die Familie Bernstein (I) – Derental, Boffzen, Höxter

Bereits früh werden Vorfahren der Familie in Meinbrexen (1742) und Derental (ab 1744) verzeichnet. Bei den genannten Jacob, Moses und Nachmann handelt es sich vermutlich um Brüder, wie der gemeinsame Vatersname Abraham nahelegt. Jedoch ist über Jacob und Moses nichts Weiteres bekannt.

Nachmann gelang es trotz mehrfachen Nachsuchens nicht, vom Landesherrn einen Schutzbrief zu bekommen, er konnte jedoch gegen die regelmäßige Zahlung von 5 Thalern in Derental bleiben. Er handelte mit Seiden- und Wollenwaren, allerdings war sein Handel wohl recht gering, zumal er Ellenwaren aus den Landesfabriken abnehmen musste.

Jacob Bernstein (Boffzen) und sein Sohn Isaac

Nachmanns Sohn Jacob (* 1746) nahm 1808 den Familiennamen Berenstein an, der sich später zu Bernstein abschliff. Dieser Jacob hatte mit seiner Frau Gitel Abraham die Tochter Hendel (* 1780), die nach Sielen heiratete, den Sohn Nachmann, der mit seiner aus Warburg stammenden Frau offenbar in Derental blieb, und den Sohn Isaac (1781–1855).

Dieser Isaac zog spätestens 1808 von Derental nach Boffzen. Seine aus Warburg stammende Frau Friedrike Nussbaum (* 1785) starb 1811 mit ihrem ersten Kind. Aus seiner zweiten Ehe mit Marianne (Merle) Stern (1792–1852) gingen acht Kinder hervor, die zum Teil unverheiratet in Boffzen blieben, während andere verzogen und eigene Familien gründeten, so der Sohn David (1831–1904), der nach Coburg heiratete, wo sein Sohn Ivan später eine Holz- und Rohrmöbelfabrik betrieb. Bald nach 1870 starb die Familie in Boffzen aus.

Israel Bernstein, Stammvater der Familie in Höxter

Isaac Bernsteins ältester Sohn Israel (1819–1888) wurde zum Begründer der Höxteraner Familie. Er zog 1851 mit seinen Eltern und den jüngeren Geschwistern von Boffzen nach Höxter. Zunächst wohnte die Familie in der Westerbachstr. 25 und zog wenige Jahre später in das Haus Westerbachstr. 18, wo Israel Bernstein auch seine Handlung mit Eisen- und Stahlwaren, Öfen und landwirtschaftlichen Geräten betrieb.

1856 heiratete Israel Bernstein die aus Beverungen stammende Rica Sudheim (1829–1863), die jedoch schon mit 33 Jahren starb, worauf er ein Jahr später die in Meschede geborene Caroline (Lina) Rosenthal (1843–1897) aus der späteren Porzellanfabrikantenfamilie heiratete.

Fragmente der zerstörten Grabsteine von Israel Bernstein, seiner ersten Frau Ricka geb. Sudheim und seiner zweiten Frau Caroline geb. Rosenthal
Fragmente der zerstörten Grabsteine von Israel Bernstein, seiner ersten Frau Ricka geb. Sudheim und seiner zweiten Frau Caroline geb. Rosenthal

Mit seinen beiden Frauen hatte Israel sechs Kinder, von denen ein Sohn mit einem Jahr starb. Die einzige Tochter Mathilde (* 1862) hatte mit dem Aachener „Modewaaren“-Kaufmann Alex Weinberg sechs Kinder, von denen mehrere mit ihren Familien im Dritten Reich nach Chicago auswanderten. Eine Tochter starb ledig in Darmstadt. Die anscheinend verwitwete Tochter Luise (* 1896), die mit dem Düsseldorfer Paul Bakker verheiratet war, wurde 1942 nach Theresienstadt und dann 1943 zur Vernichtung nach Auschwitz deportiert.

Carl Bernstein 1886 beim Abitur
Carl Bernstein 1886 beim Abitur

Israel Bernsteins jüngster Sohn Carl (Karl) (1868–1920) besuchte nach der Vorschule am KWG von 1877–1886 das Gymnasium in Höxter bis zum Abitur und studierte Jura. Nach dem Examen kehrte er spätestens 1892 als Referendar nach Höxter zurück und betrieb hier auch von 1896 bis mindestens 1898 eine Rechtsanwaltspraxis. Danach praktizierte er (mindestens 1900 und 1901) als Rechtsanwalt in Dortmund, bevor er sich 1906 dauerhaft in Düsseldorf niederließ, wo er als Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht zugelassen und später auch zum Justizrat ernannt wurde.

Jedoch entwickelte sich bei ihm offenbar Ende der 1910er Jahre eine Erkrankung, die ihn zu Kuren und Sanatoriumsaufenthalten zwang. Zwei Tage vor seinem Tod heiratete er die 16 Jahre jüngere Elisabeth (Else) Lubomirsky (* 1884). Er starb am 20.10.1920 in Düsseldorf.

Auch Carls Bruder Julius (1865–1913) besuchte nach der Vorschule am KWG von 1875–1884 das Gymnasium, ging aber mit der Einjährig Freiwilligen Reife ab, um Kaufmann zu werden. Er absolvierte offenbar zunächst eine berufliche Ausbildung, vermutlich in Berlin, wo er anscheinend spätestens ab Anfang der 1890er Jahre seinen Hauptwohnsitz hatte.

Julius Bernstein in der Meldekartei der Stadt Braunschweig
Julius Bernstein in der Meldekartei der Stadt Braunschweig

Von 1893 bis 1911 hielt er sich vorwiegend in Peine und Braunschweig auf. Der Hinweis auf das Peiner Kaufhaus J. Bernstein Nachf. (Inhaber: Freidberg und Lichtenstein) läßt vermuten, dass er bei einer Kaufhauskette aus der entfernteren Verwandtschaft beschäftigt war und die Läden im Raum Peine und Braunschweig in Niedersachsen betreute. Ab 1911 lebte Julius Bernstein, der unverheiratet blieb, in Berlin, wo er 1913 starb.

Alex Bernstein (1862–1941), der mittlere Sohn von Israel Bernstein, dessen Beitrag zur Erforschung der Geschichte der Juden in Stadt und Kreis Höxter und der Umgebung man nicht genug würdigen, wanderte 1898 nach Chicago aus. Er kehrte jedoch immer wieder nach Höxter zurück und nutzte hier seine Aufenthalte, um aus den verschiedensten Archiven und Aufzeichnungen und auf den Friedhöfen tausende Namen und Daten der Juden in der Region zusammenzutragen, die er dann in den USA systematisch zu Stammbäumen, nach Orten usw. zusammenstellte. (Zur Biografie Alex Bernsteins)

Isaac gen. Iwan Bernstein und seine Kinder

Isaac gen. Iwan Bernstein, Israels ältester Sohn (1857–1909), blieb als Einziger in Höxter. Er besuchte nach der jüdischen Schule 1867–1875 das KWG und ging mit der einjährig-freiwilligen Reife ab, um in den Eisenwarenhandel seines Vaters einzutreten, den er nach dessen Tod (1888) fortführte.

Das zerstörte Grabmal für Isaac (Iwan) Bernstein und seine Frau Therese, geb. Löwenthal, zusammengesetzt aus zwei alten Fotos
Das zerstörte Grabmal für Isaac (Iwan) Bernstein und seine Frau Therese, geb. Löwenthal, zusammengesetzt aus zwei alten Fotos

Iwan Bernstein engagierte sich offenbar im Leben der jüdischen Gemeinde und rief 1893 eine Armenunterstützungskasse in Leben, um „dem lästigen Vagabundieren von Haus zu Haus eine Ende zu machen“. Zugleich forderte er mit einem Brief alle Gemeindemitglieder auf, „jüdischen Bettlern keinerlei Geldunterstützung zu gewähren, dieselben vielmehr energisch auf die Kasse zu verweisen.“ Nach dem Geschäftsbericht der Armenunterstützungskasse von 1894/95 wurden 88 Personen mit kleinen Beträgen unterstützt, darunter 30 Hausierer, zehn Kaufleute und die übrigen zumeist Handwerker.

1891 heiratete Iwan Bernstein die aus Bovenden stammende Therese Löwenthal (1870–1909), mit der er 1892 und 1895 die Kinder Julius und und die bereits mit 25 Jahren in Hannover gestorbene Tochter Aenne bekam. Seine Frau starb ebenso wie die wenige Tage zuvor geborene Tochter Sophie 1909 in der Klinik in Göttingen, und mit dem Freitod Iwans am Silvestertag diese Jahres verschwand die Familie aus Höxter, denn auch der einzige Sohn Julius lebte nicht mehr hier.

Julius Bernstein 1907 in der Untersekunda
Julius Bernstein 1907 in der Untersekunda

Dieser Julius Bernstein (1892–1929) besuchte nach der katholischen Bürgerschule von 1901 bis Mai 1908 das KWG, wurde aber in der Untersekunda, also vor dem Erwerb der einjährig-freiwillige Reife, von der Schule verwiesen, weil er mit einem Mitschüler bei einem Lehrer die Fenster eingeworfen hatte. Möglicherweise machte er daraufhin eine kaufmännische Lehre. Er starb 1929 unverheiratet in Köln.

Die Familie Bernstein (II) – Daseburg und Höxter

Zwar liegt es nahe, bei der zweiten in Höxter ansässigen Familie Bernstein eine Verwandtschaft zu vermuten, zumal auch sie sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Höxter ansiedelte. Jegliche Belege fehlen jedoch, und auch der genannte Alex Bernstein fand keinen Hinweis.

Aser Bernstein, der erste bekannte Angehörige dieser Familie, zog mit seiner Frau geb. Abraham und seinen zwei Söhnen vermutlich Anfang der 1840er Jahre von Daseburg nach Höxter.

Aser Bernsteins jüngerer Sohn Jacob (* 1812) spielte in Höxter eine wenig rühmliche Rolle. 1859 wurde er als Taxator der städtischen Leihbank steckbrieflich wegen Unterschlagung, Betrug und Brandstiftung gesucht („Gesichtsbildung unverkennbar jüdisch“). Einer Verhaftung entzog er sich durch die Flucht nach London, und da von dort eine Auslieferung nicht zu erwarten war, schlossen die Behörden zwei Jahre später die Akten.

Jacob Bernstein war mit Caroline Scharlach aus Bodenwerder verheiratet. Sie hatten vier Kinder, von denen die beiden jüngsten, Zwillinge, bereits vor der Flucht nach England in London geboren wurden.

Während über drei der Kinder außer den Geburtsdaten nichts bekannt ist, heiratete die Tochter Jettchen (Henriette) (* 1851) ihren Vetter Julius (1841-1915), Sohn von Jacobs Bruder Abraham Bernstein. Weitere Informationen fehlen auch hier.

Abraham Bernstein und seine Kinder

Wochenblatt für den Kreis Höxter, Nr. 21, 26.5.1838, ähnlich auch in den folgenden Jahren
Wochenblatt für den Kreis Höxter, Nr. 21, 26.5.1838, ähnlich auch in den folgenden Jahren

Aser Bernsteins älterer Sohn Abraham (1810–1890) hatte mit seiner aus Bodenwerder stammenden Frau Fanni (Fromed) geb. Scharlach (1804–1887) fünf Kinder. Er wird in Höxter zunächst als Kleinhändler, Lotterieverkäufer und später als Schankwirt verzeichnet, und 1852 gehörte ihm das damalige Haus Am Rathaus 13.

Der Grabstein von Fanni Bernstein geb. Scharlach auf dem Friedhof in Höxter
Der Grabstein von Fanni Bernstein geb. Scharlach auf dem Friedhof in Höxter

Über die älteste Tochter Helene (* 1840) ist nichts weiter bekannt. Ihre jüngere Schwester Bertha (* 1846) arbeitete zumindest von 1864 bis 1870 bei der sicher verwandten Familie eines Charles (Karl) Bernstein in New York, war aber 1875 wieder in Höxter. Sie heiratete den in Herford wohnenden Siegmund Süskind (1851–1920) und ging mit ihm ebenso nach London wie ihr Bruder Julius (1841–1915), der seine dort lebende Cousine Henriette (Jette) (* 1851) heiratete, eine Tochter des Onkels Jacob.

Der in den Boden versenkte Grabstein von Henriette Bernstein
Der in den Boden versenkte Grabstein von Henriette Bernstein

Von den Kindern Abraham Bernsteins blieben nur zwei Töchter in Höxter. Die Tochter Henriette (Jette) (1843–1912) blieb unverheiratet, und ihr fiel offenbar das Haus zu, in dem der Vater seine Restauration betrieben hatte. Als das Haus 1897 mit mehreren Nachbarhäusern abbrannte, wurde es von der Familie neu errichtet und 1899 als dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus wieder bezogen. Mindestens bis 1935 blieb es im Besitz der Familie.

Familie Lewertoff

Henriettes Schwester Philippine (Pina, Finchen) (1849–1932) heiratete den aus Lübeck stammenden Abraham gen. Adolf Lewertoff (* 1863), der 1886 nach Höxter kam und ab 1888 mit seinem Bruder Bernhard (Baruch) (* 1869) in der Stummrigestraße 29 eine Papierwarenfabrik mit Druckerei betrieb, in der unter anderem das Buch „50 Gutachten über das Neue westfälische Gebetbuch“ von Rabbiner Dr. Vogelstein gedruckt wurde.
Zur Familie Lewertoff in Lübeck

Bernhard Lewertoff war zunächst mit der in Vollmerz geborenen Fanny Schiff (1871–1898) verheiratet, die aber nach kurzer Ehe starb, und heiratete danach ihre Schwester Zerline (1874-1940), mit der er den noch in Höxter gebornen Sohn Salo(mon) Bernhard (1901–1965) hatte. Bald nach dessen Geburt zog die Familie aus Höxter fort. Letzterer war später mit der Musikwissenschaftlerin, Klavierlehrerin und Musikkritikerin Else Thalheimer (1898–1987) verheiratet. Die Familie ging im Dritten Reich nach Palästina.

Adolf Lewertoff blieb dagegen mit seiner Frau Pina in Höxter. Bis 1912 wohnten sie in der Stummrigestraße 29 und zogen dann nach dem Tod von Pinas Schwester Henriette in das Haus der Familie Bernstein Am Rathaus 13, dessen untere Räume als Läden vermietet waren, während die oberen Stockwerke als Wohnungen dienten.

Die Lewertoffs gehörten zu den wenigen orthodoxen Juden in Höxter. Wie Zeitzeugen berichten, feierten sie das Laubhüttenfest im Hof des Hauses in der Stummrigestraße. Sie waren aus der Synagogengemeinde ausgetreten und gründeten zusammen mit anderen 1896 den „Verein zu Wahrung der religiösen Interessen des Judentums in der Provinz Westfalen“, dessen erster Vorsitzender Abraham Lewertoff wurde.

Der Verein wandte sich gegen die zunehmende Assimilierung der Juden und gegen das liberale Judentums, das in Anlehnung an deutsch-protestantische Formen im Gottesdienst z. B. die deutschsprachige Predigt und die Orgel einführte. So kam es auch zu Konflikten mit der Höxteraner jüdischen Gemeinde, die ihnen erst gegen ein Entgelt eine (sonst für Gemeindemitglieder kostenlose) Grabstätte zur Verfügung stellte.

Auch im alltäglichen Leben hielt sich Abraham Lewertoff an die religiösen Regeln. Ein Zeitzeuge erzählt, dass er fast bis zur „Reichskristallnacht“ als 14-Jähriger gegen ein gutes Taschengeld am späten Freitagnachmittag für ihn Feuer machte und die Kerzen anzündete, weil Lewertoff gemäß der strengen Auslegung der Regeln am Sabbat keine Arbeit tun durfte.

„Da war am Rathaus der alte Lewertoff. Das war ein uraltes hutzeliges kleines Männchen, war nicht so groß, hielt sich schon so krumm, hatte in seiner Wohnung mindestens ’nen Dutzend Katzen, die da rumsprangen. Ich weiß im Einzelnen jetzt nicht mehr genau zu sagen, wie und warum ich mit ihm in Verbindung gekommen bin. […] Er hat mich mal angesprochen, ob ich nicht für ihn, freitags abends, wenn es dunkel wird, die Lampen und das Feuer anmachen könnte.“ (Zeitzeuge Heinrich Alsweh)

Stadt- und Dorf-Zeitung, 26.8.1914
Stadt- und Dorf-Zeitung, 26.8.1914

Dabei war Lewertoff durchaus patriotisch gesinnt, wie schon die Anzeige anlässlich seiner Silberhochzeit bestätigt, wo er ausdrücklich darauf hinwies, dass er diesen (ja privaten) Feiertag „am Siegestag von Metz“ begangen hatte, als die preußische Armee im deutsch-französchen Krieg 1870 die französischen Heere bei Metz in einer entscheidenden Schlacht besiegte.

Huxaria, 14.10.1914 und öfter
Huxaria, 14.10.1914 und öfter

Entsprechenden appellierte er auch während des Ersten Weltkriegs mit „dringender Bitte“ in großen Zeitungsanzeigen an „die so oft bewährte patriotische Gesinnung und den Edelmut der Damenwelt Höxters“ und bat um Kleidungsstücke für die vertriebenen Ostpreußen. Die Sammelstelle richtete er in seinem Haus ein.

Während Abraham Lewertoffs Frau Philippine 1932 in Höxter starb und auf dem jüdischen Friedhof begraben wurde, erlebte ihr Mann die Verfolgung der Juden im Dritten Reich, unter der er als orthodoxer Jude und unbequemer Bürger besonders zu leiden hatte. So charakterisierte ihn der Bürgermeisters 1935 als „einen alten und behördlich bekannten Querulanten […], der mit echt jüdischer Rabulistik und Raffiniertheit gegen jede behördliche Maßnahme gegen ihn, gleich welcher Art, bis zum letzten Rechtsmittel Sturm läuft“. Und der Landrat schlug in dieselbe Kerbe: „Der Jude L. ist als Querulant der schlimmsten Sorte weit und breit bekannt“.

Stadtarchiv Höxter C II, 4, 2
Stadtarchiv Höxter C II, 4, 2

Solche Diffamierungen sind sicher ein Grund, weshalb Lewertoff 1937/38 für ein knappes halbes Jahr Zuflucht bei der Familie Norbert Uhlmann in Ovenhausen, Hauptstr. 31, suchte. Dort wurde er jedoch offenbar denunziert, zumal er sich nicht polizeilich umgemeldet hatte, und gezwungen, wieder nach Höxter zu ziehen, wo er bei Norberts Bruder Gustav Uhlmann in der Wegetalstr. 6 Unterkunft fand. Zugleich wurde gegen ihn ein Zwangsgeld von 5,00 Reichsmark festgesetzt.

Im August 1940 verließ Abraham Lewertoff Höxter und zog 77-jährig in ein jüdisches Altersheim in der Rechneigrabenstr. 18/20 in Frankfurt/M. Dort ist er am 13.2.1942 verstorben.

Fritz Ostkämper, Stand: 19.11.2019
e-mail: ostkaemper@jacob-pins.de