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Monografie Jacob Pins – Künstler, Sammler, Freund

34JACOB PINS MONOGRAFIE Bitte um Informationen wandte. Die Arbeitsgruppe hatte sich die Aufarbeitung und Dokumentation des Schicksals der Höxteraner Juden zum Ziel gesetzt. Pins begrüßte das Vorhaben, das Andenken an die Ermordeten wachzuhal- ten. Zusammen mit zwei Antwortschreiben vom April und vom September 1988 übersandte er Fotos, Briefe Gustav Uhlmanns sowie Kataloge seiner Holzschnitte und seiner Sammlung. Die fünf Blätter zur Apokalypse, die nach sei- nen Worten „1946 mein Ausdruck für die fürchterlichen Jahre und den Holocaust waren“, ließ er durch die Galerie Lammel in Bad Münstereifel, die ihn im deutschsprachigen Raum vertrat und zu deren Angebot nach wie vor Blätter von Jacob Pins gehören, nach Höxter schicken. Ergänzende Bild- und Textzeugnisse zur Verfolgung der Juden in Ost- westfalen stammten aus dem Staatsarchiv Detmold und dem Stadtarchiv Bielefeld. In der Höxteraner Marienkirche präsentierte der Arbeitskreis die Ergebnisse seiner Recherchen. Jacob Pins wurde zur Besichtigung der Ausstellung eingeladen; beim Rundgang entlang der Stellwände machte er eine Entde- ckung, die ihn tief erschütterte. „Sie wollten unbedingt, dass ich kam, und so holten sie mich, irgendwas war an- ders als sonst, das spürte ich“, sagte er später zu Ralph Gi- ordano, der diese Begebenheit in seinem Buch „Israel, um Himmels willen, Israel“ schildert. Zu einer Serie von Fotos aus dem Bestand des Bielefelder Stadtarchivs gehört das Bild eines ausgemergelten Mannes auf dem Bahnsteig in Bielefeld, der in einem Sack einige Habseligkeiten zu dem Zug trägt, der ihn nach Riga bringen wird. „Das ist mein Vater!“, stellte Jacob Pins beim Anblick dieser Aufnahme aus dem Jahr 1941 bestürzt fest (siehe Abb. S. 17). „Als ich das sah auf dieser Ausstellung war ich ungeheuer bewegt, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie“, gestand er rückbli- ckend dem Schriftsteller aus Deutschland, der von ihm durch eine Höxteraner Studentin gehört hatte und ihn in Jerusalem besuchte. Auch dem in Trier tätigen katholischen Theologen Stephan Wahl, der den Künstler Anfang der 80er Jahre wäh- rend eines „pro memoria“ genannten Studienaufenthalts in Jerusalem kennenlernte, erzählte Jacob Pins davon, wie er in Höxter mit dem letzten Foto seines Vaters vor dessen Transport in den Tod konfrontiert wurde. Er werde diesen Moment sein Lebtag nicht vergessen, ist Wahl sicher. Bei jedem seiner folgenden Aufenthalte in Israel suchte er das Haus in der Ethiopia Street auf. Als prägend empfindet er bis heute die Atmosphäre dort, vor allem aber die Be- gegnung mit einem Menschen, dem es gelungen war, mit großer Konsequenz seinen eigenen Weg zu gehen, und der es trotz der tragischen eigenen Geschichte schaffte, nach vorne zu blicken. Was ihn beeindruckt habe, sagt Wahl, sei die Bereitschaft seines Gastgebers, sich mit einem jungen deutschen Theologiestudenten auseinanderzusetzen, und zwar ohne Ressentiments, eher mit Neugier. Nie habe er das Gefühl gehabt, sich entschuldigen zu müssen, „im Ge- genteil“. Er habe Jacob Pins erlebt als einen Menschen, der interessiert war an der Vielfalt des Lebens und mit dem er „sehr anregende“ Gespräche führen konnte, nicht nur über Kunst. Bei theologischen Themen sei manchmal ein leicht spöttischer Unterton spürbar gewesen. Seinen Erwerb des Bildes „Die Anbetung der Maus“ (Abb. 24) beispielsweise habe Pins kommentiert mit dem Hinweis: „Gut, dass es bei Ihnen ist!“ Unvergesslich für ihn sei die Gastfreundschaft, die ihm der Hausherr bei diesen Besuchen entgegenbrachte: „Ich höre immer noch das Geräusch der Kaffeemaschine. Wenn er dann mit dem Kaffee wiederkam und einem Stück Kuchen – das war so selbstverständlich und herzlich.“ „Das ist mein Vater!“, stellte Jacob Pins beim Anblick einer Aufnahme aus dem Jahr 1941 bestürzt fest.

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